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Vertrag gekündigtKürtener Hallenbad Splash und Schulschwimmen stehen kurz vor dem Aus

Lesezeit 6 Minuten
Das Foto zeigt das Schwimmbecken des Kürtener Hallenbads

Das Kürtener Hallenbad nach dem Einbau des Edelstahlbeckens für Nichtschwimmer

Ibrahim Kabakci, Geschäftsführer des Kürtener Hallenbads, hat den Vertrag zum Schulschwimmen zum 31. Dezember 2023 fristgerecht gekündigt.

Das Kürtener Hallenbad Splash steht nach Aussage des Eigentümers Ibrahim Kabakci kurz vor dem Aus: Zum 31. Dezember könnte das Schwimmen in Kürten Geschichte sein und die Kürtener ohne Schwimmmöglichkeit dastehen. Auch Schulen und Vereine müssten sich umstellen.

Unter den jetzigen finanziellen Bedingungen mache eine Fortsetzung des Angebots für ihn keinen Sinn mehr, sagt Badgeschäftsführer Ibrahim Kabakci. Im September hat er deshalb den Vertrag zum Schulschwimmen fristgerecht zum 31. Dezember gekündigt.

Kürten: Politiker lehnten Unterstützung des Schwimmbads ab

In einem Zusatzpapier wurde dargelegt, dass aus betriebswirtschaftlichen Gründen die Unterstützung fürs Bad (Betriebskosten und Schulschwimmen) deutlich steigen müsse, wenn das Schulschwimmen noch eine Chance haben solle: von rund 300- auf dann etwa 500.000 Euro im Jahr.

Ende September hatte nach Informationen dieser Zeitung Kabakcis Antrag im nichtöffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung zur Abstimmung gestanden. Die Politiker lehnten mit sehr großer Mehrheit ab. Teilnehmende Akteure sprechen von einer unerwarteten Mitteilung, auch von „Erpressung“ ist die Rede.

Das Foto zeigt Ibrahim Kabakci, Geschäftsführer des Kürtener Hallenbads

Ibrahim Kabakci ist Geschäftsführer des privat betriebenen Kürtener Hallenbads.-

In Politikerkreisen geht offenbar die Sorge um, dass sich die Kosten für das Bad immer weiter steigern könnten. Nicht um jeden Preis wolle man den Forderungen des Bads nachgeben, irgendwann sei das Ende der Fahnenstange erreicht. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, heißt es von Teilnehmenden.

Aktuell zahlt die Gemeinde monatlich rund 22000 Euro (mit Inflationsausgleich) als Betriebskostenzuschuss, die seit dem Frühjahr auf 5000 Euro angehobene Pauschale zum Schulschwimmen und 5500 Euro für die Nutzung des Fitnesscenters für den Sportunterricht der Oberstufenschüler. Im Raum habe nun eine weit höhere monatliche Summe gestanden. Nicht nachvollziehbar, heißt es aus einigen Fraktionen. Nur Bürgermeister Willi Heider und Jürgen Schmidt (SPD) unterstützten Kabakcis Antrag.

Höchste Priorität Schulschwimmen

Der Erhalt des Schulschwimmens in Kürten sei für ihn zentral, sagt Schmidt. Fortführen will die Politik nur den Vertrag zum Fitnesszentrum. Weil er jeden Monat Defizit mache, bleibe ihm nur die Schließung des Hallenbads, sagt Kabakci. Das Becken könnte schnell verfüllt werden, eine Leichtbauhalle darauf errichtet werden. Neue Sportangebote wären wohl möglich, darf interpretiert werden. Das laut Kabakci sehr erfolgreiche Fitnesszentrum, die Sauna, Rehaangebote und Physiotherapie blieben bestehen.

Eine Kugel Eis kostet heute auch nicht mehr 1,50 Euro.
Ibrahim Kabakci, Geschäftsführer des Kürtener Hallenbads

Mittlerweile müsse er Defizite aus seinem Privatvermögen begleichen, die Schieflage des Bades setze ihm auch privat zu. Zuletzt habe er 250 000 Euro für den Einbau eines Edelstahlbeckens für Nichtschwimmer aus eigener Tasche bezahlt. „Eine Kugel Eis kostet heute auch nicht mehr 1,50 Euro“, führt der Geschäftsführer aus. Coronakrise und die Folgen des Ukrainekrieges hätten ihm wirtschaftlich erheblich geschadet. Und früher, als Kommunalbad, habe Kürten die Defizite des Splashs auch übernommen.

Das Foto zeigt den ehemaligen Spaßbereich des Schwimmbads.

Das Splashbad mit seinen mediterranen Einbauten. Hier ist mittlerweile ein Fitnesscenter untergekommen.

Damals seien das eine Million Mark und mehr gewesen. Allerdings sage ihm sein Gefühl, dass es ab Januar doch mit dem Schwimmbad in Kürten weitergehen könnte. Wie, wisse er noch nicht. Von den Sportvereinen könne er auch keine höheren Gebühren verlangen. „Wie sollen die das denn machen?“, sagt er. Unter anderem kommen die DLRGs aus Kürten und Hückeswagen, der Verein für Breitensport Kürten und und die Biesfelder Triathleten zum Schwimmen ins Bad.

Gespräche laufen noch

Nachfrage bei Willi Hembach, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Er hoffe auf Bewegung beim Bad, die Verwaltung mit Bürgermeister Willi Heider wolle am Mittwoch (heute) neue Gespräche mit Kabakci führen. Noch seien nicht alle Möglichkeiten ausgelotet. Die Fortführung des Schulschwimmens sei von größter Wichtigkeit für die Kommune. Schwimmzeiten in Nachbarbädern gebe es nicht.

Es bliebe dann nur die Anschaffung von mobilen Bädern (Becken im Innern von Groß-Lkw oder Anhängern), die irgendwo in Kürten aufgestellt werden müssten, oder eine Art komprimierter Schwimmunterricht: Dabei würden die Schulklassen ein oder zwei Wochen an einem freien Hallenbad weiter weg in Schulschwimmwochen das Schwimmen lernen. Doch müsse das mit dem Lehrplan der Schulen abgestimmt werden, die Schüler könnten in dieser Zeit nicht am regulären Schulunterricht teilnehmen. „Wir haben die Hoffnung, dass wir den Knoten doch noch durchschlagen können“, sagt Hembach. In den nächsten Wochen strebe die Kommune eine Lösung mit Kabakci an.

Das Foto zeigt das Splashbad vor seiner Fertigstellung 1996.

Das Splashbad im Rohbau, eine Aufnahme aus dem Jahr 1996.

Die Politik will die Verwaltungsspitze Ende Oktober in der Sitzung des Hauptausschusses informieren. Sollte das Schulschwimmen nicht mehr in Kürten möglich sein, würde dies die Sportmöglichkeiten für die Schüler weiter einschränken: Bis Mitte 2025 fallen wegen Umbau beziehungsweise Neubau die Gymnastik- und Sülztalhalle am Schulzentrum aus. Das Schulschwimmen käme noch „on top“, sagt Hembach. Vorstellbar ist für den Badgeschäftsführer auch ein Modell als Lehrschwimmbad.

Weniger Schwimmflächen

Dabei könnten die Schwimmflächen weiter reduziert werden und nur noch die Schulkinder zum Schwimmen kommen. Die Öffentlichkeit und auch die Vereine blieben dann außen vor. Ein solches Angebot gibt es unter anderem in Rösrath, die Kommune hat allerdings zusätzlich ein Freibad. Overaths Schulkinder lernen im Hallenbad Badino im Ort, die Gladbacher im Kombibad Paffrath und im Hans-Zanders-Hallenbad. Auch die Odenthaler Schulkinder kommen nach Gladbach.

In Kürten gab es bis zu Anfang der 1990er-Jahre das Strandbad in Broch an der Sülz und ein Lernschwimmbecken am Schulzentrum. Mit der Entscheidung zum Bau des Spaßbads wurden die beiden alten Bäder stillgelegt. Im August 1996 eröffnete das Splash, 15 Millionen Mark kostete der Neubau. 2007 verkaufte die Gemeinde das Splash an Unternehmer Franz Kremers, seit 2018 sind Ibrahim Kabakci und Yavuz Ceyhan Gesellschafter der Träger-Firma K& K.


Eröffnet wurde das Erlebnisbad Splash am Mittwoch, dem 28. August 1996. Die niederländische Firma Pelikaan hatte das Bad für 15 Millionen Mark gebaut, eine Idee, die auf den damaligen Beigeordneten Walter Müller zurückgeht. Attraktion des Bades war die 79 Meter lange Rutsche „Magic Black Hole“, in die bei der Eröffnung der ehrenamtliche Bürgermeister Leo Berger (CDU) als erster kletterte. Nach dem Festakt entledigte er sich seines Anzugs und stieg mit blau-weiß-gestreiftem Badeanzug der Jahrhundertwende in die Fluten. In 16 Monaten Bauzeit entstand im Ortsteil Broch eine mediterrane Badelandschaft, von einem Vertreter des Bauunternehmens damals als „eines der schönsten Bäder Deutschlands“ angepriesen. „Wir haben keine Mühen – wohl aber Kosten gescheut“, sagte Walter Müller zur Eröffnung.

Politisch war das Bad allerdings stets umstritten. Die Wählergemeinschaft Bürger für Bürger BfB (heute Freie Wähler) entstand aus der Gegnerschaft zum Bauprojekt. Viel Freude hatten die Bauverantwortlichen nicht am Spaßbad. Es schrieb rote Zahlen, und schon nach wenigen Jahren stand die Zukunft der Freizeitanlage in Frage. Nach über einjähriger Schließung und ergebnisloser Investorensuche übernahm 2007 der Dürscheider Unternehmer Franz Kremers das Bad, zum symbolischen Preis von einem Euro. Anfangs erhielt er einen Betriebskostenzuschuss von 210.000 Euro jährlich. Diese Summe blieb bis zum Verkauf an Ibrahim Kabakci und Yavuz Ceyhan im Jahr 2018 unverändert.

Anschließend stieg die Summe auf 250.000 Euro mit jährlichem Inflationsausgleich. (cbt)