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Schlecht umgesetzt?Wie die Verkehrsplaner den Radlern in Kürten helfen wollen

Lesezeit 3 Minuten
Wegen der Baustelle an der Wipperfürther Straße stehen Autos im Stau.

Auch wenn Straßen neu gebaut werden (hier die Wipperfürther Straße) wird nicht automatisch ein eigener Radweg angelegt. Radfahrern wird die Möglichkeit eingeräumt, den Gehweg zu nutzen – dann müssen sie sich an das Tempo der Fußgänger anpassen.

Doch deswegen spricht der ADFC von einer Mogelpackung.

Eigentlich wollten die Planer den Radfahrern in Kürten Gutes tun. Es geht dabei insbesondere um das Radfahren an der viel befahrenen Wipperfürther Straße. Zwischen den Ortsteilen Waldmühle und Eichhof wird diese Straße derzeit auf etwa zwei Kilometern Länge saniert, die Durchfahrt wird für drei Wochen gesperrt sein.

Jetzt zum Radfahren. Vor der Sanierung gab es keinen Radweg zwischen Eichhof und Waldmühle. Und nach der Sanierung sollte es zunächst auch keinen geben, nur einen Gehweg zwischen den Ortsteilen. Mit zwei Metern ist der Weg für weitere Nutzungen zu schmal; alle Radfahrer hätten damit auf der Straße fahren müssen, ohne Schutzstreifen und Ähnliches. Mancher Radfahrer beäugt den Straßenumbau deshalb eher kritisch.

Verkehrsplaner setzen sich für Kürtens Radfahrer ein

Die Verkehrsplaner in Kürten waren allerdings beharrlich beim zuständigen Landesbetrieb Straßen und drängten auf eine Radwegelösung. Sie kommt und sie sieht so aus: Das blaue Gehweg-Verkehrszeichen bekommt jetzt ein kleines Zusatzzeichen: „Radfahrer frei“, unter das blaue Gehwegschild zu montieren. Vor den Ferien stimmte die Politik der Änderung zu. Diskussionen gab es nicht. Das Zusatzschild legt fest: Wer möchte, darf auf dem Gehweg fahren, unter besonderer Rücksichtnahme auf die Fußgänger. Wer auf der Straße fahren möchte, fährt auf der Straße.

Doch viel Freude löst diese Variante bei den Radfahrenden nicht aus. Von Mitgliedern des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in Kürten wird darauf hingewiesen, dass dieses Zusatzschild eine „Mogelpackung“ sein könnte. Die Straßenverkehrsordnung regele nämlich auch die Bedeutung des Zusatzzeichens: Radfahrer seien auf dem Gehweg nur zu Besuch oder zu Gast. Radfahrer müssten sich den Bedürfnissen der Passanten unterordnen. Und laut Straßenverkehrsordnung sei höchstens Schrittgeschwindigkeit erlaubt.

Radfahrer müssen sich anpassen

Die Radfahrenden müssten sich demnach dem Tempo der Fußgänger anpassen. Von einem richtigen Radweg sei dies ja alles sehr weit entfernt, meinen manche Mitglieder des Radfahrvereins. Was Schrittgeschwindigkeit bedeutet, ist im Verkehrsrecht nicht vorgegeben. Der Automobilverband ADAC berichtet, dass in rechtlichen Auseinandersetzungen ein Tempo zwischen 5 und 15 Stundenkilometer angenommen werde, dies meist in Situationen mit Autos. Auch Radfahrer sind oft deutlich schneller unterwegs. In der Verwaltung der Gemeinde wird betont, dass es die Lösung mit dem Zusatzschild auch nur nach Druck auf den Landesbetrieb gegeben habe.

Die Gemeinde habe sehr frühzeitig in der Planung auf den gewünschten Radgehweg hingewiesen. Dies habe Straßen NRW nicht mehr berücksichtigen können. Die jetzt gefundene Lösung mit dem Zusatzzeichen sei mit der Straßenverkehrsbehörde des Kreises und der Kreispolizei abgestimmt. Ab Eichhof plant die Gemeinde auf freier Strecke einen durchgehenden Radgehweg entlang der Landstraße bis Dürscheid/Spitze, in den Ortskernen mit separaten Lösungen und teils auf Fahrradstraßen geführt. Von Waldmühle bis Eichhof/Kürten ist auch die Interessengemeinschaft Eichhof in die Planung eines weiteren Radwegangebots eingebunden.