Wo Kreidetafeln ein Fortschritt sindKürtener Schulmöbel werden nach Afrika verschifft
Kürten – Die dicken Schrauben füllen schon ein ganzes Kästchen, die ersten Tische und Stühle sind in ihre Einzelteile zerlegt und stehen sorgfältig durchnummeriert zum Abtransport bereit. Denn auf die Möbelstücke der Gemeinschaftsgrundschule Biesfeld, mit denen etliche Jahrgänge die Schulbank gedrückt haben, wartet eine lange Reise: Ende kommender Woche werden sie gemeinsam mit Mobiliar der anderen örtlichen Grundschulen im Container nach Westafrika verschifft.
In Banjul, der Hauptstadt von The Gambia, und im Dorf Kabadio, im südlichen Senegal, werden sie schon sehnsüchtig erwartet, um hier – wieder ordnungsgemäß zusammengesetzt – Unterrichtsräume zu möblieren.
„Alle Kürtener Grundschulen haben damit begonnen, ihre Klassen mit flexiblen Möbel einzurichten“, erklärt Monika Chimtschenko, Leiterin des Geschäftsbereichs II der Verwaltung, zu der auch das Schulamt gehört, den Hintergrund. Dazu gehören Möbel mit Rollen, verstellbare Tische oder nach und nach auch digitale Tafeln.
Zu schade für den Sperrmüll
Der neuen Ausstattung, die im Laufe von fünf Jahren abgeschlossen sein soll, müssen die alten Einrichtungsgegenstände weichen. „Die sind aber noch viel zu schade für den Sperrmüll“, sagt Chimtschenko. Daher machte sie sich gemeinsam mit Sandra Wiele vom Schulverwaltungsamt auf die Suche nach einer passenden Hilfsorganisation.
Fündig wurden sie mit dem in Hilden ansässigen gemeinnützigen Verein „Hilfe für Afrika Hilden e.V.“ „Wir engagieren uns seit vielen Jahren für verschiedene Hilfsprojekte in Afrika“, berichtet der Vorstand Engelbert Kremers, während er mit zwei Helfern Tische auseinanderschraubt.
Der Schwerpunkt der Unterstützung ziele darauf ab, die Schulbildung und die medizinische Grundversorgung in Afrika zu verbessern. Schon 2016 und 2019 hat man Schulmöbel und Wandtafeln nach Afrika verfrachtet. „Den Schulen dort fehlt einfach das Geld“, berichtet Kremers. Besonders begehrt seien aufklappbare Schultafeln. Denn was in Deutschland oft als „Kreidezeit“ bespöttelt und sukzessive gegen digitale Tafeln ausgetauscht wird, ist dort oft ein großer Fortschritt. „Vielfach werden dort einfache Holzrahmen an die Wand genagelt, dahinter sauber verputzt und darauf dann geschrieben“, sagt Kremers. „Als wir mit 17 Tafeln ankamen, da hatte die Schuldirektorin Tränen in den Augen“, erinnert er sich. Denn die Tafeln waren höhenverstellbar und endlich auch gut für die kleineren Kinder zu erreichen.
Hohe Transportkosten
„Das Problem sind immer die Transportkosten“, sagt Engelbert Kremers. 4000 bis 5000 Euro koste die Verschiffung eines etwa zwölf Meter langen Containers nach Afrika. Geld, das durch Spenden aufgebracht werden müsse. Trotz dieses großen finanziellen Aufwandes lohne sich die Mühe: „Vor Ort sind Möbel in dieser Qualität nicht erhältlich“, sagt Kremers. Und die Freude sei immer riesengroß.
Wer den Verein „Hilfe für Afrika Hilden e.V.“ unterstützen möchte, kann telefonisch (02103) 243844 oder per E-Mail Kontakt aufnehmen.