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Mit Bus und Bahn durchs BergischeEntdeckungen im großen Wald des Königs

Lesezeit 6 Minuten
forsbacher mühle

Die Forsbacher Mühle

  1. Das Neun-Euro-Ticket bietet im Juni sehr günstigen Zugang zum Bus- und Bahnnetz in ganz Deutschland.
  2. Da bietet es sich an, mal einen Ausflug mit Bus und Bahn zu unternehmen – zum Beispiel im spannenden Rheinisch-Bergischen Kreis direkt vor der Haustür.
  3. Diese Tour lädt in den Königsforst ein.

Rhein-Berg – Der Königsforst ist größer als man denkt. Er umgarnt vier Städte (Köln, Bergisch Gladbach, Rösrath und Overath), deren Straßen ihn zerschneiden, und dennoch stellt sich ein Gefühl von Weite ein, wenn man ihn mit Bus und Bahn erkundet wie auf dieser Tour.

1 – Start ist am Busbahnhof in Bensberg

Am Bahnsteig 4 steigen wir in den Bus 423 Richtung Königsforst, der uns ein gutes Stück durch „Silva regis“ führen wird (Abfahrt montags bis freitags halbstündlich jeweils zur Minute 23 und 53, samstags 23 nach, sonntags 54 nach, ebenfalls stündlich). In flottem Tempo geht es Richtung Forsbach, mitten durch dichtes Waldgebiet. Würden wir jetzt aus dem Bus springen und links in den Wald marschieren, könnten wir zum Tütberg (A) kommen, dem mit immerhin 212 Metern höchsten Berg der Heideterrasse.

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In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in diesem Gebiet noch kleine Weiler, die sogenannten Tütberg-Siedlungen. Doch aufgrund der schlechten Infrastruktur wanderten die Tütberger nach und nach aus. Bald ist der Ortsrand von Forsbach erreicht. Rechts passieren wir die Kneipe Whiskey Bill (B), bis in die 1990-er Jahre ein berühmt-berüchtigter Disko-Treff, dessen Besucher die Straßen des idyllisch gelegenen Ortes mit Hunderten von Autos verstopften. Heute finden hier nur noch ab und zu Veranstaltungen statt.

2 – An der Haltestelle Halfenhof (ehemaliger Rittersitz) steigen wir aus

und tippeln zur Forsbacher Mühle (C), die schon seit über 100 Jahren der Inbegriff des Ausflugslokals ist (siehe Detailkarte).

Willi Ostermann, Kölns berühmtester Heimatsänger, war hier Stammgast. Der neue Besitzer hat den Gastgarten mit Ententeich wieder schön gemacht, und so sitzen die Erwachsenen gemütlich beim Apfelpfannkuchen, während die Kleinen am Kurtenwaldbach bauen oder auf dem mit soliden Holzgerüsten ausgestatteten Naturspielplatz toben. „Ich mööch zo Foß no Kölle jonn“ lautet eine Liedzeile in Ostermanns Liedklassiker „Heimweh nach Köln“, doch wir ziehen es vor, zurück zur Buslinie 423 auf der Bensberger Straße zu gehen (siehe „Infos zur Tour“).

3 – Am Wiesenweg steigen wir wieder in den Bus

(Abfahrt jeweils ’03 und ’33, samstags ’33 und sonntags ’03 alle geraden Stunden) und fahren weiter Richtung Königsforst. Links lassen wir Schloss Eulenbroich (D) liegen und steigen erst in Kleineichen aus, um einen Rundgang durch das Dorfidyll zu machen (E). Die Straße Richtung Gemeindezentrum führt zur Kirche und zum lauschigen Dorfplatz, den eine Löwenskulptur schmückt. Kleineichen ist typisch für die kleinen bäuerlichen Heidesiedlungen, die es einst im Königsforst gab. Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte ein Mitglied einer bekannten Kölner Unternehmerfamilie das Land, ließ es auf 100 Grundstücke aufteilen und verkaufte die Parzellen für 30 bis 50 Pfennig pro Quadratmeter, wie Holger Sticht in seinem lesenswerten Natur- und Kulturführer „Königsforst“ erzählt.

Dass daraus – ähnlich wie die Nachbarsiedlung Frankenforst – einmal eine der teuersten Wohngegenden im sogenannten Speckgürtel werden würde!

4 – Zurück an der Bushaltestelle

Abfahrt jeweils 21 und 51 Minuten nach, samstags ’47, sonntags ’17 alle geraden Stunden. Die Rösrather Straße entlang geht es mitten durch den Forst, unter der Wildbrücke her, rechts liegt der Wildpark, links geht es in die Wahner Heide. Nach wenigen Minuten ist die Endhaltestelle Königsforst erreicht, ein Kno- Der Takt auf 30 Buslinien im Kreisgebiet ist seit der Fahrplanumstellung im Dezember unter der Woche stark verdichtet worden.

Da bietet es sich an, in den Sommerferien mal mit Bus und Bahn „op Jöck“ zu gehen und das Bergische zu entdecken. Jeden Montag stellen wir in den Ferien eine weitere ÖPNV-Reise vor, mit Karte, Infos und Sehenswürdigkeiten. tenpunkt für Ausflügler, die mit der Linie 9 aus Köln kommen, aber auch der Hotspot für Radler und Wanderer. Die Schmitzebud (F) ist seit Jahrzehnten Treffpunkt der Rennradsportler, ihr Tor zum Bergischen, wo man die Routen diskutiert und mit der neuen Maschine ein bisschen angibt. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel ist die Schmitzebud jetzt ein Pizzeria- Schnellimbiss.

Ein paar Schritte weiter gibt es auf dem Rather Mauspfad die Piccola Gelateria, wo man unter schattigen Schirmen so ziemlich das beste hausgemachte Eis weit und breit genießt (G). Dem Mauspfad folgen wir später wieder, nicht ohne vorher einen Blick in die hinter der Schmitzebud liegende Göttersiedlung (H) zu werfen, eines der schönsten Waldviertel im Königsforst. Die Straßen sind nach germanischen Göttern wie Wodan, Donar oder Freya benannt.

Die Siedlung entstand 1922 auf dem Baggerfeld, aus dem Sand und Kies für den Bau der Kölner Südbrücke gewonnen worden war. Es war ein Genossenschaftsprojekt, und es ging darum, erschwinglichen Wohnraum am Stadtrand zu generieren – wie bei vielen Baugebieten dieser Art, die heute Nobelviertel sind. 5 An der gleichen Haltestelle Königsforst, wo wir eben ausgestiegen sind, entern wir Bus 154 Richtung Dünnwald (montags bis samstags jeweils ’4, ’24, ’44, sonntags ’19 und ’49).

Endhaltestelle der Linie ist das Waldbad (siehe „Tipp“), doch wir fahren nur ein Stück des Mauspfads, der übrigens eine mittelalterliche Handelsverbindung war, bis zur Haltestelle Brück/Mauspfad.

6 – Zurück geht es mit der Straßenbahnlinie 1 nach Bensberg,

die wochentags alle zehn Minuten fährt, sonntags alle 15 Minuten. Durch einen grünen Tunnel schnurrt die Bahn, die Stationen wecken mit ihren Namen Lustheide, Kippekausen und Frankenforst (I, J) Assoziationen an Jagdgesellschaften der Grafen vom Berg. Auch den Bauherrn des Schlosses Bensberg, Herzog Jan Wellem, zog es mit Kimme und Korn herab in des „Königs Wälder“. Was für ein jähes Erwachen, wenn uns plötzlich ein Tunnel verschluckt! Wir sind in der Neuzeit angekommen und fahren in den kürzesten U-Bahn-Tunnel der Welt ein. Knapp 500 Meter ist er lang und endet quasi im Berg. Ein Wandgemälde suggeriert die Fortführung der Linie, doch das bleibt einstweilen Zukunftsmusik.

Alle Infos zur Tour auf einen Blick

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Start/Ziel: Bahn- und Busbahnhof Bensberg.

Dauer: etwa vier Stunden mit einem Imbiss-Stopp an der Forsbacher Mühle, Kleineichen-Rundgang und einem Eiskauf in der Gelateria.

Einkehr: Forsbacher Mühle, Mühlenweg 43, geöffnet täglich 11-23 Uhr. Piccola Gelateria, Rather Mauspfad 19.

Buch: „Königsforst – Fünf Rundwanderungen“ von Holger Maria Schlicht, Gaasterland Verlag, 9,80 Euro

Wandereinlage: Von der Forsbacher Mühle (C) kann man nach Kleineichen (E) spazieren und die Bustour dort fortsetzen. Dazu nimmt man den Wanderweg mit dem Keil >, der zunächst parallel zum Weg 4, später zum Weg 2 verläuft. Links an der Infotafel des Wahner-Heide-Zentrums geht es los. Nach etwa einer Stunde durch schattigen Wald trifft man an auf die Alte Kölner Straße, die rechts nach Kleineichen führt.

Erfrischend ist ein Abstecher ins Waldbad Dünnwald. Es liegt an der Endstation der Buslinie 154, die wir ab Haltestelle Königsforst benutzen. Öffnungszeiten: Täglich 10-18 Uhr, Eintritt Erwachsene 6,50 Euro, ermäßigt 4 Euro.