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„Dorfschönheit-Spirits“Bergischer Gin ist ein erfolgreiches Geschäftsmodell

Lesezeit 4 Minuten

Sie haben den Bergischen Gin kreiert und daraus in Odenthal mit Dorfschönheits-Spirits ein erfolgreiches Geschäftsmodell gemacht: Thomas Kricsfalussy (l.) und Christian Link-Egbers.

  1. Mit dem Unternehmen „Dorfschönheits-Spirits“ haben Thomas Kricsfalussy und Christian Link-Egbers aus Odenthal ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt.
  2. Die beiden haben eine Marke für einen milden Dry Gin entwickelt.
  3. Geschmacklich testen sich die Unternehmer mit ihren Ginvariationen mutig quer durch die Botanik.

Odenthal – Die „Dorfschönheit“ hat ihre Heimat im Bergischen, ist bodenständig, naturverbunden und unkompliziert. So stellte sie sich auch dem Publikum auf der Grünen Woche in Berlin vor. Wer sie näher kennenlernt, weiß um ihre süffig-spritzige Art, aber auch um ihre berauschende Wirkung. Als „Flasche“ würde sie wohl niemand bezeichnen, auch wenn die „Dorfschönheit“ genau genommen eine ist. Denn sie hat nicht Maße, sondern Prozente und ist die Marke für einen milden Dry Gin, kreiert am Küchentisch in Neschen.

„Wir trinken eben gerne Gin“, begründet Thomas Kricsfalussy lächelnd, warum er sich gemeinsam mit seiner Frau Nicola sowie Silke Egbers und Christian Link-Egbers auf das Abenteuer einließ, eine Spirituose nach eigenem Geschmack herzustellen. Was sich wie eine Schnapsidee anhört, ist in nur einem Jahr mit der Dorfschönheit-Spirits GbR zum erfolgreichen Geschäftsmodell geworden.

Kein Gin-Mangel in Deutschland

Nun leidet Deutschland nicht wirklich an einem Gin-Mangel. Es existierten ungefähr 350 bekannte und bestimmt noch einmal so viele unbekannte Gin-Sorten, weiß Kricsfalussy. Als Zutaten können Beeren, Kräuter und Gewürzpflanzen, Blüten und sogar Haselnussblätter und vieles mehr verwendet werden. „Aber wir wollten einen Gin mit klarem Bezug zum Bergischen, mit Pflanzen, die hier wachsen.“

So probierte man etliche Gewächse als Zutaten aus. „Eigentlich alles, was nicht giftig ist“, sagt Christian Link-Egbers und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auch vor ungewohnten Extrakten wie einem Sud aus gerösteten Eicheln, schreckte man nicht zurück und testete sich mutig quer durch die Botanik. „Der Gin ist eigentlich Großvaters Doppelwacholder“, erklärt Link-Egbers. Und der Wacholder als Grundbestandteil des Getränks ist im Bergischen durchaus heimisch. Er gedeiht unter anderem in der Lindlarer Gegend prächtig, seine Beeren stehen allerdings unter Naturschutz. Das ist für die Pflanze kein Nachteil, für Gin-Produzenten schon. Denn sie müssen die heimische Zutat notgedrungen aus dem Ausland einführen.

Mönchspfeffer ein wichtiger Bestandteil

Im eigenen Garten wächst hingegen ein weiterer Bestandteil, der den Weg in den Gin aus Neschen fand: der Mönchspfeffer. „Der wurde schon im Mittelalter im Kloster Altenberg genutzt“, so Kricsfalussy. Holunderblüten für die Süße, Apfeltrester für die bodenständige Note, Zitronenverbene für die fruchtige Milde, ein Hauch Orangenschale und Zimt setzten sich bei der Verkostung von rund 30 Extrakten schließlich durch: „Es ist ein bisschen wie mit Parfüm. Am Ende entscheidet nur noch die Nase“, sagt Kricsfalussy.

Im Schnellkochtopf wurden versuchsweise kleine Proben destilliert. Da es in Deutschland nicht erlaubt ist, ohne Konzession zu Hause Schnaps zu brennen, wie es früher fast überall üblich war, suchte sich die Gruppe mit der Brennerei Northoff im Sauerland einen professionellen Partner. Auch, um ein „stabiles Produkt“ zu produzieren. Dort war man begeistert von der „ausgewogenen Rezeptur“ und füllte schließlich die ersten 100 Liter des zum New-Western Dry-Gin veredelten Getränkes für die Odenthaler ab.

Cocktails

Der Klassiker Gin Tonic:

3 bis 4 Eiswürfel, 2 Teile/4 cl Dorfschönheit Dry Gin.

Mit Elderflower Tonicwater oder einem neutralen guten Tonic aufgießen – fertig.

Das Flanell-Läppchen:

3 bis 4 Eiswürfel, 2 Teile/4 cl Flanell Läppchen. Mit Cidre oder Tonic aufgießen oder mit Prosecco wie Kir Royal genießen.

Für Mama Lilli: ohne Eis pur eiskalt als Aperitif und Digestif oder als Limoncello Spritz

mit 4 cl Mama Lilli, 100 ml Prosecco und Mineralwasser nach Belieben.

Was ursprünglich zum Eigenverbrauch gedacht war, fand unter Bekannten und Freunden reißenden Absatz. Als das Produkt auf dem Odenthaler Weihnachtsmarkt 2018 erstmals verkauft wurde, war die „Dorfschönheit“ schnell vergriffen. Mit der dort vorgestellten Variante des winterlichen „Glüh-Gins“ machte man gleich das nächste Fass auf: Das „Flanell Läppchen“ wurde aus der Taufe gehoben, ein Likör auf Basis von Schwarzem Johannisbeersaft, Apfelsaft und Holunderblütensirup. „Die kleine Schwester der Dorfschönheit – für alle, die sich nicht trauen, die Dorfschönheit direkt anzusprechen oder bereits abgeblitzt sind“, beschreibt der beruflich auf Werbung spezialisierte Thomas Kricsfalussy das zweite Produkt. Das „Flanell Läppchen“ (im Bergischen der Ausdruck für ein Weichei) sei mit 15 statt 38 Prozent schwächlicher, aber nicht minder schmackhaft geraten.

Ohne Mama Lilli geht nichts

Schließlich gesellte sich zu den beiden süffigen Schwestern noch „Mama Lilli“ hinzu, ein Limoncello-Likör aus bergischem Gin und jeder Menge Zitronenschalen. „Dafür haben wir 1200 Zitronen selbst geschält“ erinnert sich Silke Egbers an die saure Arbeit für die sonnengelbe Flüssigkeit mit einem Alkoholgehalt von 30 Prozent. Ein Kräuterschnaps könnte das Trio bald um eine männlich-herbe Variante erweitern.

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„Mittelfristig wollen wir es professionell machen, wenn es das nicht schon ist“, sagt Kricsfalussy. Die Flaschen der Marke „Dorfschönheit“ mit einem Verkaufspreis zwischen 19,80 und 34 Euro für den halben Liter sind bereits in einigen Supermärkten der Region erhältlich. Vielleicht, so das Gin-Team, eröffne man demnächst ein Geschäft oder sogar eine eigene Destille im Zentrum von Odenthal.