Gleichgültig, ob aus Überzeugung oder aus Kalkül gehisst: Die Regenbogenfahne setzt ein überfälliges Zeichen.
Kommentar zu Odenthaler RegenbogenfahneHaus Altenberg zeigt überraschend Flagge
Und sie bewegt sich doch, möchte man mit Blick auf die Katholische Kirche ausrufen. Wenn nicht gerade dieser Ausspruch der Überlieferung nach dem Astronomen Galileo Galilei zugeschrieben würde, als er in seinem Prozess vor der Heiligen Inquisition verzweifelt um die Anerkennung der naturwissenschaftlichen Tatsache kämpfte, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht etwa umgekehrt.
Knappe vier Jahrhunderte später scheint sich auch in streng katholischen Kreisen das Weltbild langsam zu erweitern. Haus Altenberg zeigt endlich Flagge, hisst die Farben des Regenbogens und setzt mit dem Symbol der Progress-Pride-Flagge sogar noch eins obendrauf.
Überzeugung oder Kalkül?
Und dabei ist es fast gleichgültig, ob die Katholische Jugendbildungsstätte Haus Altenberg dies aus Überzeugung tut oder doch vielleicht eher aus taktischem Kalkül, weil ihr vor zwei Monaten ein Mitarbeiter öffentlich vorgeworfen hatte, eben diese Flagge verhindert und mit seinem Rauswurf sanktioniert zu haben.
Ein Vorwurf, den die Leitung von Haus Altenberg als unwahr zurückgewiesen hatte, der aber vermutlich doch die Sorge um einen erheblichen Imageschaden hinterließ. Besonders bei der jungen, weltoffeneren Klientel des Hauses. Anders ist kaum zu erklären, warum es die Verantwortlichen der Jugendbildungsstätte beim Streit vor zwei Monaten versäumten, den Joker zu ziehen und auf ihre Regenbogen-Pläne hinzuweisen.
Jetzt die Flucht nach vorn, und mancher dürfte sich die Augen reiben. Nun hängt sie da vor dem Haus des Erzbischofs, neben dem Christusbanner und der Flagge des Erzbistums Köln, und setzt vor aller Augen Maßstäbe. Bei allem vorausgegangenem Streit ein gutes Zeichen, ein wichtiges Zeichen, ein überfälliges Zeichen.