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KegelrobbenLeverkusener bewacht das gefährlichste Raubtier Deutschlands

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Helgoland, das Kinderzimmer der Kegelrobben.

Odenthal – Mit ihrem schneeweißen Fell und den dunklen Kulleraugen sind sie der Inbegriff eines süßen Kuscheltieres. Doch was so niedlich in der Düne liegt, ist der Nachwuchs des „gefährlichsten Raubtieres in Deutschland“. Und um das sollte man besser einen weiten Bogen machen. Denn Kegelrobben sind Wildtiere und wo sie sich ihren Lebensraum mit Touristen teilen müssen, da kann es eng werden.

Damit es gar nicht erst zu Konflikten kommt, opfert Hans-Georg Frohberger einen Teil seiner Freizeit. Wenn er nicht als Vorsitzender den Bürgerbus Odenthal am Laufen hält, dann nimmt sich der 67-jährige Leverkusener ein- oder mehrmals im Jahr ein paar Wochen Zeit und hilft als ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Verein Jordsand auf Helgoland aus. Die Organisation setzt sich für den Schutz von Vögeln, Kegelrobben und Seehunden ein und versucht, deren Lebensraum zu schützen. Gleichzeitig will sie Wissen vermitteln, damit Natur für Touristen weiterhin erlebbar bleibt. Nicht selten ein Spagat.

Führungen über die Düne

Auf der Insel, weit draußen in der Nordsee, hat Frohberger nicht nur in der „Hummerbude“ Dienst, die kein Fischlokal, sondern die Station von Jordsand, und damit Anlaufstelle für Touristen ist. Frohberger bietet auch Führungen zur Düne an, dem kleinen sandigen Eiland neben der Felseninsel Helgoland. Die Düne ist nicht nur Badeinsel für Touristen, sondern gleichzeitig auch Brutrevier für Hunderte von Kegelrobben. Damit sich Naturschutz und Tourismus nicht ausschließen, sind Mitarbeiter der Helgoländer Verwaltung mit einem Team von Rangern, Helfern der Vogelwarte und des Vereins Jordsand rund um die Uhr im Einsatz.

Seit 2016 gehört auch Frohberger dazu. Damals kam er, der die Insel schon von früheren Familienurlauben gut kannte, erstmals nicht mit einem „Touristen-, sondern eher mit einem Abenteuer-Gefühl an“, erinnert er sich. Sein Unterricht in Theorie und Praxis begann, auch am Strand: „Wer ist Kegelrobbe, wer ist Seehund? Wer ist Weibchen, wer ist Männchen?“ Viele Fragen im Angesicht der Tiere und schnell das Gefühl, nicht allein der Beobachter zu sein, sondern seinerseits von den Tieren kritisch beäugt und eingeschätzt zu werden: „»Neu, komisch, verhält sich ruhig...«, schienen sie zu denken“, so Frohberger.

30 Meter Distanz zur Robbe

Inzwischen hat er an Routine und Erfahrung gewonnen. Nicht immer nur schöne Erlebnisse. Dafür sind dann aber nicht Robben, sondern Menschen verantwortlich. Die meisten Touristen, die nach Helgoland kämen, seien naturverbunden, gut informiert und respektierten die Regeln zum Schutz von Fauna und Flora, betont der Ruheständler, der sich freut, etwas für die Natur tun zu können. Wenn er sie darauf hinweise, seien die meisten Badegäste bereit, den Mindestabstand von 30 Metern zu den Tieren einzuhalten. 30 Meter, da die Robben recht kurzsichtig sind und Bedrohungen erst ab dieser Distanz wahrnehmen.

„Es gibt aber auch Leute, die dumme Sprüche ablassen“, ärgert sich Frohberger. „Ich habe schließlich Kurtaxe bezahlt“, oder: „Sollen sich doch die Robben zurückziehen!“, bekomme er dann schon mal zu hören. Dabei ignorierten die Menschen die Gefahr, in der sie schwebten. Denn das größte Raubtier Deutschlands verfüge über scharfe, kegelförmige Zähne (daher der Name), mit denen es seine Beute packen könne. Notfalls auch an Land.

Fühlt sich eine Robbe bedroht, wird es gefährlich

„Die Tiere wirken auf Sand so schwerfällig“, schildert der Ehrenamtler. „Doch das täuscht.“ Fühle sich eine Kegelrobbe angegriffen, könne sie trotz ihres massigen Körpers, der 250 bis 300 Kilo auf die Waage bringe, eine Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern entwickeln. „Da haben Sie auf Sand keine Chance. Es sei denn, die Robbe bricht die Verfolgung ab.“

Ein Fotograf, der wegen des Windes einmal den Warnruf Frohbergers überhörte und nicht bemerkte, dass hinter ihm plötzlich eine Robbenmutter aus dem Wasser kam, „der lief, was er konnte“, Kamera und Stativ blieben zurück. Weil die Robbe abließ, blieb der Mann am Ende unverletzt, „aber der war fertig“, erinnert sich der Naturschützer. Durch die gute Betreuung und Überwachung der Düne sei es in jüngerer Zeit zu keinem schwerwiegenden Zwischenfall gekommen, so Frohberger. „Für den Tourismus auf Helgoland wäre das auch eine Katastrophe.“

Die Jungtiere sind auf sich alleingestellt

Eigentlich haben Robben und Touristen ähnliche Interessen: viel Ruhe und gutes Essen. „Robben führen ein behäbiges Leben“, findet Frohberger. „Oft ist denen so langweilig, dass sich die Bullen die Flossen um die Ohren klatschen.“ Auch ein wirkliches Familienleben führten die Kegelrobben nicht. Nur zwei Wochen verbringe die Mutter mit ihrem Baby, dann entschwinde sie ins Meer. Die Jungtiere verfügten dann noch über ihren Babypelz, das Lanugo-Fell. „Mit dem würden sie ertrinken. Sie müssen warten, bis es wechselt .“ In dieser Zeit sind die Kleinen in der Düne auf sich allein gestellt. Aber nicht ganz. Denn die Helfer von Jordsand und Co. wachen.

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Über seine Erfahrungen auf Helgoland spricht Hans-Georg Frohberger am Dienstag, 23. August, 18 Uhr, im Bürgersaal Herzogenhof, Odenthal. Gäste sind willkommen.