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GedenkfahrtMit einem Korso nach Altenberg erinnerten 1.000 Biker an verstorbene Freunde

Lesezeit 4 Minuten
Motorradfahrer fahren in einem Korso von Köln zum Altenberger Dom.

Etwa 1.000 Biker beteiligten sich an der Motorradfahrer-Gedenkfahrt von Köln nach Altenberg.

Die Fahrt von Köln zum Altenberger Dom, organisiert von der Aktion Blauer Punkt, beschließt zugleich die Motorradsaison.

Hinter jedem Namen steckt die Erinnerung, eine Geschichte und vor allem ein Mensch, der nicht vergessen werden soll. Beim Biker-Gottesdienst im Altenberger Dom am Samstag gedachten mehrere hundert Menschen der in diesem Jahr verstorbenen Brüder und Schwestern und schlossen bei einem Korso mit rund 1.000 Bikern zugleich die diesjährige Saison ab.

Ohrenbetäubend und atemberaubend war der nicht endende Korso, der nach und nach am Ziel, dem Parkplatz des Märchenwalds, eintraf. Zwar waren es mit rund 1.000 Bikern in diesem Jahr wetterbedingt verhältnismäßig wenige Teilnehmende, doch als sie ihre Maschinen abstellten, ließ die Sonne die Zweiräder funkeln.

Seit 1979 gibt es die Gedenkfahrt der Aktion Blauer Punkt

Seit 1979 gibt es die Gedenkfahrt. Sie wird von der Aktion Blauer Punkt der evangelischen Kirche organisiert. Dabei kommen die Teilnehmer aus einem Umkreis von rund 150 Kilometern nach Köln, wo die gemeinsame Fahrt am Militärring zum Altenberger Dom beginnt. In den Anfangsjahren mit 50 Teilnehmern, in der Bestzeit gewachsen auf mehr als 5.000.

Der fünfzehnjährige Theo Wippermann aus Hagen ist das erste Mal dabei, sein Vater Jürgen hat ihn mitgenommen. Nass sind die beiden auf der Hinfahrt geworden. „Aber wir sind ja keine Warmduscher“, lacht der Vater, der die Begeisterung fürs Motorradfahren an seinen Sohn gerade weiterzugeben scheint: „In dem Alter wollen Kinder wenig mit ihren Eltern machen. Wenn ich ihn aber einlade, mit mir Motorrad zu fahren, ist das anders“.

Im Gottesdienst werden die Namen der verstorbenen Biker verlesen

„Die kostenlosen Blitzer vor der Zoobrücke haben wir mitgenommen“, grinst Peter Reimann aus Köln, der neben dem Vater-Sohn-Gespann geparkt hat. Es ist das, was Theo auch als Highlight in Erinnerung bleiben wird. In Erinnerung bleiben wird ihm allerdings auch, dass dieses Jahr ein Vereinskollege mit nur 22 Jahren gestorben ist, weil ihm die Vorfahrt genommen wurde. Dieser Name wird später einer derer sein, die im Gottesdienst verlesen werden.

Die Biker kennen sich untereinander und bei einer wärmenden Bratwurst entstehen viele Gespräche. Torsten Fuss und Karsten Mittmann aus Köln sind in diesem Jahr schon vor dem Korso da und seit zehn Jahren regelmäßig Teilnehmer des Gedenk-Treffens. „Auch wir haben Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Aber die Leidenschaft steht über der Sorge“, sind sie sich einig und schätzen vor allem Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl unter Bikern.

Die letzte spirituelle Tankstelle vor der Winterpause

„Vorausschauend fahren, mitdenken und die Dummheit des anderen einkalkulieren“, ist ihre Strategie. „Autofahrer unterschätzen die Geschwindigkeit der Motorradfahrer. Selbst, wenn ich meiner Frau verspreche vorsichtig zu fahren, bringt es mir nichts, wenn die Autofahrer nicht aufpassen“, appelliert Reimann an deren Rücksichtnahme.

Dann beginnt der interreligiöse Gottesdienst. „Die letzte spirituelle Tankstelle vor der Autobahn, der Winterpause“, wie Organisator und evangelischer Pfarrer Ingolf Schulz ihn beschreibt. Gemeinsam führt er mit seinem Kollegen, Pfarrer Thomas Rusch, durchs Programm. Die Lieder sind rockig und laut, oft bekannte Melodien mit Songtexten von Schulz und drehen sich ums Biken.

"Gesehen zu werden, ist elementar"

Die Band ist ausgestattet mit E-Gitarren, Schlagzeug und Mundharmonika. Das Liedblatt lädt zum Mitsingen ein und zwischen all der Ernsthaftigkeit des Themas, ist der Gottesdienst von und für Biker locker, erfrischend und an mancher Stelle sehr vergnügt. Bis zu dem Moment, in dem die Liste herumgeht, auf der die Namen der Verstorbenen eingetragen werden können.

Die Predigt von Pfarrer Rusch leitet das Gedenken ein. Sie handelt von Achtsamkeit und der Blickrichtung, auf die es auch beim Motorradfahren ankommt. „Gesehen zu werden, ist elementar“, macht er deutlich. Nun werden die Fahrerinnen und Fahrer gesehen, die seit diesem Jahr nicht mehr bei ihren Freunden der Clubs und Fahrgemeinschaften sein können, nie wieder.

„Jendrick, 22 Jahre. Gestorben, weil ihm die Vorfahrt genommen wurde“, verlesen die beiden Pfarrer den Eintrag, den Jürgen Wippermann und Sohn Theo der Liste hinzugefügt haben. Gleichzeitig wird eine Kerze entzündet. Eine für jeden Toten. Die Trommel schlägt, während ein Name nach dem anderen fällt – und es wird ganz still und andächtig im Dom.