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Mit Bus und Bahn durchs BergischeOdenthaler Geschichte im Dhünntal erleben

Lesezeit 5 Minuten

Ortskern Odenthal mit Hotel-Restaurant „Zur Post“ und der Pfarrkirche St. Pankratius, einer der ältesten Kirchen in der Region.

  1. Das Neun-Euro-Ticket bietet im Juni sehr günstigen Zugang zum Bus- und Bahnnetz in ganz Deutschland.
  2. Da bietet es sich an, mal einen Ausflug mit Bus und Bahn zu unternehmen – zum Beispiel im spannenden Rheinisch-Bergischen Kreis direkt vor der Haustür.
  3. Bei der Tour durch Odenthal und Altenberg wandelt man auf den Spuren von Grafen und Mönchen

Odenthal – Nirgends sonst im Bergischen Land lässt sich dessen Geschichte so konzentriert erleben wie an den Ufern der Dhünn. Ins Tal der bergischen Grafen und Mönche führt unser heutiger Ferienausflug mit Bus und Bahn.

Vom Gladbacher S-Bahnhof ist Odenthal seit den Fahrplanverdichtungen der vergangenen anderthalb Jahre zuverlässig mit der Buslinie 434 in knapp 20 Minuten zu erreichen (Abfahrt unter der Woche jeweils um 17, 37 und 57 Minuten nach der vollen Stunde; Samstag, Sonntag und Feiertage jeweils stündlich um 55 Minuten nach der vollen Stunde).

Durch den malerischen Ortskern

In Odenthal verlassen wir den Linienbus an der Haltestelle Herzogenfeld (am Herzogenhof), überqueren die Bergisch-Gladbacher-Straße und folgen ihr nach links zum Parkplatz am Schulzentrum, von dessen gegenüberliegenden Seite eine Fußgängerbrücke über die Dhünn führt.

Auf der anderen Flussseite folgen wir dem Uferweg nach rechts auf dem Grafen- und Mönchsweg (weiße „6“ auf rotem Grund). Der Streifzug des Bergischen Wanderlands führt uns direkt ins Ortszentrum an der Altenberger-Dom-Straße (A).

Vorbei am „Miniaturmuseum“

Dort überqueren wir die viel befahrene Verkehrsader und stehen mitten im Herzen des sagenumwobenen Bilderbuchdorfs zwischen der „Alten Post“ (heute ein Sterne-Restaurant) und der historischen Bergischen Landmetzgerei – die übrigens samstags auch leckere Snacks verkauft. Wir wandern auf der „Post“-Seite weiter an der Dhünn entlang. Am anderen Ufer sehen wir den Odenthaler Ortskern mit seinen malerischen Fachwerkhäusern und der romanischen Kirche St. Pankratius, und nach ein paar Metern begleiten uns nur noch der Wald und der gurgelnde kleine Fluss.

Miniaturmühlen und andere faszinierende Modelle gibt’s im offenen Museum von Günter Blömer im Weiler Stein zu sehen.

So schlendert man beschaulich dahin, bevor sich rechter Hand ein skurriles kleines Haus zeigt, vollgestopft mit Miniaturkonstruktionen von Mühlen, Schiffen und allerlei anderen Original-Nachbauten, die der Odenthaler Günter Blömer in jahrzehntelanger Kleinstarbeit angefertigt hat (B). Wenn man Glück hat, ist er zu Hause und gern bereit, die abwechslungsreiche Geschichte der historischen Gebäude und ihrer Gewerke zu erzählen. Aber auch geschlossen lassen sich genügend Blicke durch Fenster und in Vitrinen werfen.

Vom Schloss bis zur Burg

Nach einer Weile kreuzt der Weg die Altenberger-Dom-Straße und man wandert ein Stück auf dem Fußweg der viel befahrenen Verkehrsachse entlang. Entschädigt wird der Spaziergänger durch den Blick nach rechts zum Schloss Strauweiler (C), das noch heute von der Familie des Prinzen zu Sayn-Wittgenstein bewohnt wird – und, weil Privatbesitz, nicht besichtigt werden kann. Schon bald führt der Wanderweg 6 wieder rechts in den Wald hinein und steuert direkt auf das Wildgehege zu (D). Durch dichten Baumbewuchs klettert der Blick zum Hoheberg, der allerdings seinem Namen nicht wirklich Ehre macht – er misst nur 185 Meter über dem Meeresspiegel.

Auf Schloss Strauweiler auf der anderen Seite des Dhünntals wohnt ein Adeliger: Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein.

Die Dhünn liegt jetzt links von uns, der Wald wird finsterer, der Weg krumpeliger, und wenn man nicht aufpasst, hat man schnell einen der wichtigsten historischen Punkte der ganzen Tour verpasst: das Bodendenkmal Burg Berge (E). Es ist eigentlich nur ein Stück Stein, aber es markiert die Geburtsstunde des Namens „Bergisches Land“. Eine Tafel zeigt, wie das imposante Bauwerk ausgesehen haben mag, das an dieser Stelle einst der erste befestigte Stammsitz der Grafen von Bergen gewesen war. Große Teile der Steine wurden übrigens später von den Zisterziensern für den Bau des Klosters Altenberg „recycelt“.

Zwischenstopp am Altenberger Dom

Dieses ist das nächste Ziel, dem wir uns entlang der ehemaligen Klostermauer (F) nähern. Dort, wo die Zisterziensermönche einst den Pfengstbach (G) am Hang entlang umleiteten, um einen Bauplatz für ihr Kloster trockenzulegen, erreichen wir den inneren Bereich der ehemaligen Klosteranlagen, die sich als Reste noch im Gebäude der katholischen Jugendbildungsstätte Haus Altenberg befinden.

An Burg Berge erklärt David Bosbach den bergischen Stammsitz.

Dahinter ragt schon das Dach des Altenberger Doms empor, den wir von der Rückseite ansteuern. Im Gegensatz zum berühmten Westfenster befinden sich im hinteren Teil des Basilika-Runds die ältesten Fenster der Kirche, die nach ursprünglicher Tradition des Zisterzienserordens noch keine farbigen und bildlichen Motive zeigen. Wer noch nicht genug hat, der begibt sich auf dem Theodor-Heuss-Pfädchen noch einmal in die Höhe zu einer Aussichtsbank, die das gotische Bauwerk gewissermaßen auf dem Silbertablett präsentiert.

Rückweg mit dem Wanderbus

Der ehemalige Klosterort Altenberg lädt zum Schlendern, Schlemmen und Stöbern ein; es gibt ein historisches Brauhaus, den (zurzeit noch geschlossenen) alten Küchenhof der Mönche und den Altenberger-Dom-Laden mit einschlägigem Angebot. In der Kirche selbst, genutzt von einer katholischen und einer evangelischen Gemeinde, herrscht am Wochenende reges Treiben.

Zu jeder Jahreszeit wirkt die als „Altenberger Dom“ bekannte ehemalige Klosterkirche anders faszinierend.

Samstags findet um 11 Uhr eine kostenlose öffentliche Führung durch den Dom statt, sonntags um 12.45 Uhr und um 15.30 Uhr. Es gibt auch Musik: Von Mai bis Oktober erklingt die berühmte Klais-Orgel um 11.45 Uhr zur katholischen Mittagsmusik, um 14.30 Uhr zur evangelischen Vesper. Außerdem natürlich Gottesdienste zu verschiedenen Tageszeiten.

Rast im Strandkorb am Restaurant Wißkirchen in Altenberg.

Durch das Barocktor (J) neben der historischen Klostergaststätte erkundet man den Ort von seiner anderen – nicht überall so schönen – Seite. Dazu gehört der seit Jahren geschlossene Felsenkeller und das Christopherushaus; die Besitzverhältnisse zwischen Erzbistum, Land, Gemeinde und Privatleuten sind kompliziert. Verheißungsvoll scheint die Herrichtung des alten Küchenhof-Areals, das derzeit restauriert wird. Hier soll eine neue Gastronomie einziehen, es gibt Tagungsräume und die Markuskapelle, die als Altenberger „Urkirche“ gilt.

Hinter dem Spielplatz in Altenberg befindet sich auch die Haltestelle des Wanderbusses, der uns am Wochenende im Zwei-Stunden-Takt zurück nach Odenthal an den Ausgangspunkt der kleinen Rundreise bringt.