Der Wupperverband ordnet die Chancen für Odenthal, aus Wasser Energie zu gewinnen, als schlecht ein.
EnergiegewinnungDämpfer für Wasserfantasien in Odenthal
Energie aus den Bergischen Bächen oder den Abwasserrohren – diese Idee dürfte für Odenthal kaum ein Geschäftsmodell, sondern eher ein Schlag ins Wasser sein. Denn obwohl das Bergische ein Wasserland ist, stehen die Chancen für die Gemeinde schlecht, aus diesem Potenzial Kapital zu schlagen.
Auf Antrag der CDU hatte der Umweltausschuss Torsten Frank eingeladen, Ingenieur beim Wupperverband. Er sollte über Möglichkeiten und Chancen referieren, aus Wasser und Abwasser Energie zu erzeugen. Mit Blick auf die Geschichte, in der im Bergischen für die frühindustrielle Entwicklung auch Wassermühlen entscheidend waren, hatte die CDU wissen wollen, ob unter heutigen technischen Bedingungen, etwa durch den Einsatz von Wasserturbinen, Energiepotenziale bisher ungenutzt den Bach hinuntergehen.
Fallhöhen an der Dhünn zu gering
Doch was an künstlich aufgestauten Gewässern, wie etwa der Großen Dhünn-Talsperre, möglich ist, sei an kleineren Fließgewässern wie Dhünn, Scherf- oder Eifgenbach eher unwirtschaftlich, so die Einschätzung des Ingenieurs. Fließgeschwindigkeit und Fallhöhen seien zu gering, meinte Frank.
Zudem würde die wirtschaftliche Nutzung der Bäche auf Gemeindegebiet durch künstliche Barrieren die Ökosysteme schwer beeinträchtigen. „Die Dhünn und viele Zuläufe sind extrem wichtig für den Lachs in NRW“, sagte Torsten Frank. Hier existierten viele Laich-Habitate, für die die Durchgängigkeit der Gewässer entscheidend sei. Nicht umsonst habe man in der Vergangenheit zahlreiche Wanderhindernisse für Fische und Co. in den Bachläufen beseitigt.
Auch das Abwasser biete wenig Möglichkeiten der Ressourcengewinnung, erklärte Frank. Anders als etwa die vom Wasserverband in Wuppertal auch zur Energiegewinnung betriebene Kläranlage Buchenhofen, sei das Klärwerk in Osenau zu klein. „In Wuppertal beträgt die Fallhöhe sieben Meter“, sagte der Techniker. Und selbst dort sei die Energieausbeute so gering, dass sie nur dem Eigenverbrauch diene und man keine Überschüsse ins Netz einspeisen könne.
Hans-Peter Kimmel, Chef der Gemeindewerke, sah die Hindernisse ähnlich. Auch die Abwärme aus Abwasser zu nutzen, sei sehr aufwendig. Dennoch werde man die Temperaturen prüfen und entsprechende Messungen im Kanalnetz durchführen, kündigte er an.
Für vielversprechender hält Kimmel aber die Idee, eine Turbine im Trinkwasser-Hochbehälter in Oberborsbach einzusetzen. „Da könnte man vielleicht 100 Kilowatt pro Tag produzieren“, schätzt er. Zum Vergleich: Die so gewonnenen rund 35.000 Kilowattstunden im Jahr entsprechen dem Durchschnittsverbrauch von sechs bis sieben Einfamilienhäusern.
Ein Drittel dieser Energiemenge, so Kimmel, könnte man für den Eigenverbrauch nutzen, Zwei-Drittel ins Netz abgeben. „In vier bis fünf Jahren könnte sich das rechnen“, meinte Kimmel. Das hofft auch die Odenthaler Politik. Der Betriebsausschuss fasste einen entsprechenden Beschluss.