Nach drei dürren SommernAbschied von der Fichte im Bergischen
Odenthal – Die Wälder leiden. Auch in Odenthal. Abgestorbene Fichten, deren trockene Nadeln bei jedem Windstoß in gelben Staubwolken zu Boden rieseln, geschädigte Laubbäume mit dünnen Kronen – auch die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Odenthal, zieht eine erschreckende Bilanz: „In Odenthal sind 95 Prozent der Fichten geschädigt oder abgestorben“, so Josef Koll, Vorsitzender des Vereins, in dem 221 private Waldbesitzer aus Odenthal und Burscheid organisiert sind.
„Im Bergischen Land wird die Fichte verschwinden – im Oberbergischen oder im Sauerland sieht das vielleicht etwas anders aus“, sagt er. Im Bergischen fehlt gerade den Fichten das, worauf in der Region früher immer Verlass war: der Regen. Durch die im dritten Jahr in Folge anhaltenden geringen Niederschläge können die Fichten nicht mehr genügend Harz als Abwehrstoff gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer bilden. Auch große Teile der Laubbäume litten an Schädlingen und Pilzbefall, so Koll. Sogar die Buche schwächele. „Dabei war das immer der Baum, der alles aushielt.“
Das Ende der Monokulturen
Neue Ideen sind also gefragt, um den Wald auch für kommende Generationen zu retten. „Wir können den Wald nur über die Vielfalt erhalten“, ist sich Koll sicher. „Das ist eine ganz andere Strategie als etwa 1950“ - und auch ein anderer Wald: „Es wird keine Monokulturen mehr geben, sondern es wird ein Mischwald sein – aus Laubbäumen mit einem geringen Anteil Nadelholz.“ Ein völliger Verzicht auf Letzteres sei nicht zielführend. Denn Nadelhölzer sind schnell wachsend und seien gefragt, in Zukunft noch stärker als heute, prophezeit Josef Koll.
Die Forstbetriebsgemeinschaft
Die Forstbetriebsgemeinschaft Odenthal e.V. (FBG) ist ein Zusammenschluss von rund 200 privaten Waldbesitzern aus Odenthal sowie weiteren 20 aus der Nachbarstadt Burscheid. Die FBG betreut – unter fachlicher Anleitung des Landesbetriebes Wald und Holz – rund vier Millionen Quadratmeter Privatwald. Das sind fast 82 Prozent des Odenthaler Waldbestandes; lediglich 18 Prozent sind Kommunal- und Staatswald.
In Odenthal sind rund 44 Prozent der Gemeindefläche von Wald bedeckt. 63 Prozent davon bestehen aus Laubbäumen, nur 37 Prozent aus Nadelwald. (spe)
Und mit Douglasien, Lärchen, Wald- oder Schwarzkiefern, deren Anpflanzung bereits öffentlich gefördert wird, gibt es durchaus Alternativen zur kränkelnden gemeinen Fichte. „In meinem eigenen Wald habe ich die Fichten schon fast komplett abgeholzt“, sagt er. Stattdessen probiert Koll es mit anderen Arten, etwa mit der Roteiche, auf die er große Hoffnungen setzt. Aber auch Ahornbäume, Haselnuss und Wildapfel, Linden und heimische Weidenarten könnten im naturnahen Wald eine Renaissance erleben.
Schwierige Aufgabe
„Wir wollen den Spagat schaffen zwischen Wirtschaftswald und Naturwald“, erklärt Koll. Eine schwierige Aufgabe angesichts des Klimawandels mit vielen Unwägbarkeiten und der langen Generationenfolgen im Wald. Was heute gepflanzt wird, ist je nach Baumart erst in 30 bis 80 Jahren „erntereif“.
Und die Zeit drängt: Lichtungen, wo vor ein paar Jahren noch dichter Wald stand, und Hänge voller grauer Baumgerippe erschrecken. Viele Flächen werden inzwischen gar nicht mehr abgeholzt, weil die Kapazitäten der Sägeindustrie und der Forstunternehmer nicht ausreichen, um alle abgestorbenen Fichtenbestände, oft in schwer zugänglichen Gebieten, zu fällen. Die Flächen werden sich selbst und der natürlichen Vegetation überlassen. Allerdings, darauf weisen die Waldbesitzer derzeit landauf, landab hin, besteht für Spaziergänger in solchen Gebieten Lebensgefahr.
Zehn bis 50 Jahre dauert es, bis auf abgestorbenen Flächen durch Naturverjüngung wieder größere Bäume stehen, ebenso lang braucht es bei gezielter Wiederaufforstung mit Mischwald – ein langwieriger Prozess.