Odenthals Bürgermeister Robert Lennerts probt den zivilen Ungehorsam. Das ist mutig und richtig, findet unsere Autorin.
Kommentar zur GeflüchtetensituationOdenthals Bürgermeister sendet ein überfälliges Signal
Ein mutiges und überfälliges Alarmsignal kommt aus Odenthal. Ein Signal, bei dem der parteilose Bürgermeister seine ganze Reputation in die Waagschale wirft, wenn er wagt auszusprechen, was viele denken. Dass es so nicht weiter gehen kann. Und wenn er bereit ist, für seinen Standpunkt notfalls auch den Hut zu nehmen.
Die Flüchtlingspolitik, mag sie noch so gut gemeint sein, ist schlecht gemacht. Und die Fehler baden die Kommunen aus, die in der föderalen Hackordnung von Bund, Land und Gemeinden seit jeher ganz unten stehen. Mit Bürgermeister Lennerts wagt einer den „zivilen Ungehorsam“, der unverdächtig ist, fremdenfeindliche Parolen zu bedienen oder Ressentiments gegen Asylsuchende zu hegen.
Odenthal war immer stolz auf die seit 2015 geleistete Flüchtlingsarbeit, zu der auch viele aus der Bürgerschaft ehrenamtlich beitrugen und dies immer noch tun. Doch Integration braucht mehr als guten Willen. Mit Notbetten zwischen Basketballkorb und Geräteraum gelingt keine Eingliederung in die Gesellschaft, ohne Kita-Plätze können Kinder nicht ankommen, ohne Schulen nicht Deutsch lernen, ohne Berufseinstieg nicht unabhängig von finanzieller Unterstützung werden, keine Wohnung finden.
Mangelnde Integration hat auch noch eine zweite Seite: Sie setzt die Akzeptanz in der heimischen Bevölkerung herab. Ohne die geht am Ende aber gar nichts mehr. Wenn Land und Bund so wenig Bodenhaftung haben, dass sie das nicht selbst erkennen und danach handeln, dann muss man ihnen das sagen. Laut. Das hat der Bürgermeister von Odenthal getan, einem kleinen Ort in NRW, in dem man wie unter dem Brennglas die Probleme auch der großen erkennen kann.