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KommentarOdenthaler Kirchengemeinde ist seit Missbrauchsvorwürfen zerrissen

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In St. Pankratius ist nichts, wie es war.

Odenthal – Das Jahresgedächtnis für einen Menschen zu lesen, dem schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, in eben der Pfarrkirche, die einst sein Arbeitsplatz war und in deren Schutz er vermutlich tätig werden konnte, das verstört. Wieder einmal scheint die Fürsorge der Kirche nicht ausschließlich den Opfern zu gelten. Eine schwer erträgliche Perspektive, nicht nur für Menschen, die unsägliches Leid durch kirchliche Amtsträger erfahren haben und dieses Leid ein Leben lang mit sich herumtragen.

Der Odenthaler Fall wird vielleicht niemals ganz geklärt werden, weil der Beschuldigte längst verstorben ist. Vieles wird daher womöglich im Nebel bleiben. Ein Bild, das seit Bekanntwerden der Meisner’schen Aktenbenennung Übelkeit auslöst. Gerade deswegen ist Sensibilität angebracht, um nicht neue Verletzungen zu produzieren.

Der Gedenktag sollte ersatzlos gestrichen werden

Vergebung ist ein zentraler Begriff im Christentum. Buße auch. Vor allem aber Nächstenliebe. Die zeigt sich in erster Linie darin, wie Kirche mit den Schwachen, den Geschundenen umgeht. Pastöre, die keine Hirten, sondern vermutlich eher Wölfe waren, brauchen kein öffentliches Jahresgedächtnis. Ein solcher Gedenktag gehört ersatzlos gestrichen.

Stattdessen braucht es die Auseinandersetzung mit den Ursachen im System, die Hilfe für Opfer und den Neuaufbau einer Vertrauensbasis in den Gemeinden unter stärkerer Einbeziehung der mit Laien besetzten Pfarrgremien.

Seelsorge statt falscher Signale

Es braucht jetzt Seelsorge im Wortsinn, um die vielen Wunden zu versorgen, die in der Odenthaler Gemeinde - wie in so vielen anderen auch - aufgerissen worden sind.

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Niemand verwehrt es Menschen, in aller Stille und im Bewusstsein des Entsetzlichen, dennoch eine Kerze für Schuldiggewordene anzuzünden. Sie aber öffentlich im gleichen Zusammenhang zu nennen wie ihre Opfer, das sendet ein falsches Signal: das der Relativierung von Leid und Verbrechen.