Abenteuer in schweren ZeitenTraditionshotel Altenberger Hof wechselt den Besitzer
Odenthal – Der Altenberger Hof geht in andere Hände über: Haus und Betrieb des Hotels direkt gegenüber vom Altenberger Dom werden von Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg übernommen. Die Vertragsparteien seien sich einig, der Kaufvertrag sei allerdings noch nicht unterschrieben, sagte Prinz Wittgenstein auf Nachfrage. Er betreibt bereits seit Anfang des Jahres den unmittelbar benachbarten historischen Küchenhof. Der Wechsel im Altenberger Hof soll noch dieses Jahr erfolgen.
Die Entscheidung sich zurückzuziehen, sei nicht Corona-bedingt, sondern Ergebnis längerer Planung, bestätigte Thomas Spital, der den Familienbetrieb Altenberger Hof gemeinsam mit seiner Frau Claudia, geborene Bongard, seit 15 Jahren führt. „Wir sind seit mehr als einem Jahr in Verhandlungen“, sagte er. Man übergebe ein „voll funktionsfähiges Unternehmen“. Mit Wehmut scheide er nicht: „Wir freuen uns. Das ist die perfekte Lösung“, sagte Spital auch mit Blick auf den benachbarten Küchenhof. Man wolle auch aus Altersgründen aufhören, erklärte der 61-Jährige.
Erzbistum stimmt Plänen zu
In der Familie sei kein Nachfolger vorhanden, der das Hotel-Restaurant mit 37 Zimmern und mehr als 40 Mitarbeitern weiterführen wolle. Den Plänen zugestimmt habe auch das Generalvikariat des Erzbistums, berichtete Prinz Wittgenstein. Denn die Eigentumsverhältnisse in Altenberg sind kompliziert. Dem Bistum gehört das Grundstück, auf dem der Altenberger Hof der Familie Bongard steht. Das Erbbaurecht, das üblicherweise für 99 Jahre gilt, sei auf ihn übertragen worden, so Prinz Wittgenstein.
Zudem sei ihm das Bistum sehr entgegengekommen, indem der Pachtvertrag für die benachbarte „Torschänke“ fortgesetzt werde. Hier hatten die Spitals erst 2016 mit großem finanziellem Aufwand eine Dependance mit 17 modernen Zimmern und Tagungsraum eingerichtet. „Ich konnte das Bistum überzeugen, dass dieser top-renovierte Tagungsbereich unverzichtbar ist, um den Altenberger Hof wirtschaftlich zu führen“, sagte Wittgenstein.
Der Betrieb im Altenberger Hof, der sich in alten Zeiten schon einmal im Besitz seiner Familie befand, solle nahtlos weiterlaufen, kündigte er an. Die nötigen Modernisierungsarbeiten im Haupthaus mit seinen 20 Gästezimmern und Restaurantbereich würden abschnittsweise „bei laufendem Betrieb“ durchgeführt: „Da müssen wir viel Geld in die Hand nehmen.“ Auch das Personal, inklusive Küchenchef, das am Dienstag von den neuen Besitzverhältnissen informiert wurde, soll bleiben.
Altenberger Hof
Der Altenberger Hof ist untrennbar mit der Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters verbunden, dem er als Wirtschaftshof diente. Zwischenzeitlich war das Haus im Besitz des Grafen Wolff-Metternich, der es als Jagdhaus nutzte.
Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahre 1752 und steht unter Denkmalschutz. Nach dem Wiederaufbau des Altenberger Doms im 19. Jahrhundert eröffnete Wilhelm Hermann Wasserfuhr im vorderen Teil des Hauses eine Gastwirtschaft. Den Namen „Altenberger Hof“ erhielt das Haus erst 1937. Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Notunterkunft, in der sich wohlhabende Kölner für längere Zeit als Selbstversorger einmieteten. Als Altenberg in den Nachkriegsjahren Ziel von Wallfahrten wurde und die Besucherzahl stieg, nahm man den Schankbetrieb wieder auf.
Seit 1969 betrieben Herbert und Eva Bongard den „Altenberger Hof“, die seit 1992 auch Eigentümer des Hauses sind. Seit 2006 wird das Hotel von Thomas und Claudia Spital (geborene Bongard) geführt. (spe)
„Niemand muss um seinen Arbeitsplatz bangen“, versprach Prinz Wittgenstein. Eher werde man zusätzliches Personal einstellen. Der Altenberger Hof solle weiter gewohnt gute Küche bieten, mit jungem, frischem Konzept: „Qualitativ hochwertig, aber keine Sterneküche.“
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Küchenhof und Altenberger Hof sollen zwei getrennte Betriebe bleiben. In diesen Zeiten, in denen eine Pandemie die Wirtschaft und besonders auch das Gastronomie- und Hotelgewerbe stark trifft, sei das Vorhaben natürlich ein Abenteuer, gibt Wittgenstein zu - aber eines, das glücken werde, ist er überzeugt. „Altenberg hat ein Riesenpotenzial, wenn man die Attraktivität steigert“, meint er. „Da müssen wir Terrain zurückgewinnen.“ Die Gastronomie müsse maßgeschneiderte Angebote für die vielen Gäste anbieten, die Altenberg besuchen.
Vieles sei etwas in die Jahre gekommen und müsse belebt werden. „Wir wollen mehr Erlebnistourismus, mehr Freizeitgeschäft – weniger Messe- und Geschäftskunden“, verriet er Teile des neuen Konzeptes. Etwas weniger Erlebnis und Abenteuer soll hingegen künftig der kleine Parkplatz unmittelbar vor dem Küchenhof bieten: Die gefürchtete Schlaglochpiste steht auf der Renovierungsliste des Prinzen ganz oben.