AboAbonnieren

Zum Einstieg ins AutoOdenthaler entwickelt Spezialtreppe für Hunde

Lesezeit 3 Minuten
Karl-Heinz Kamlage mit Testhund Otto, der die Treppe gelassen nimmt.

Karl-Heinz Kamlage mit Testhund Otto, der die Treppe gelassen nimmt.

Karl-Heinz Kamlage aus Odenthal hat fünfeinhalb Jahre an der Treppe getüftelt.

Am Anfang stand die Hüfte. Genauer gesagt, die fehlbelastete Hunde-Hüfte. Welche Folgen Knorpel- und Gelenkschäden haben, das sieht Karl-Heinz Kamlage täglich beim Blick aus seinem Bürofenster an der St. Engelbert-Straße in Voiswinkel. Dort wuchten Hundehalter ihre Lieblinge oft nur mit Mühe aus dem Fahrzeug, auf dem Weg in die tiermedizinische Praxis von Kamlages Frau Karin.

Eine Hundehalterin sei ihm besonders in Erinnerung geblieben, so der Odenthaler. „Sie parkte, wuchtete eine Rampe aus dem Fahrzeug, legte sie so an, dass sie nicht verrutschte, führte den Hund runter und verstaute die Rampe schließlich wieder im Auto.“ Ein Prozess, der gut und gerne 20 Minuten gedauert habe.

„Das muss auch anders gehen“, dachte sich der gelernte Betriebswirt und Tüftler und entwickelte eine hochwertige, individuell ins Auto integrierbare Treppe, die mit nur einer Hand zu bedienen ist. Fünfeinhalb Jahre Entwicklungszeit liegen hinter Kamlage und seiner Hundetreppe, „eine Weltneuheit“, die er 2018 patentieren ließ.

Ein Blick in den Kofferraum.

Das patentierte System kann mit wenigen Handgriffen im Kofferraum befestigt werden.

Nun ist die kinderleicht ein- und ausfahrbare Treppe, made in Odenthal, nicht eben ein Standardprodukt aus dem Supermarkt für Tierbedarf. Vielmehr ein High-Tech-Gerät für Luxuslimousinen, hand- und maßgefertigt – und entsprechend teuer. Das Material besteht aus Carbon, das auch im Flugzeugbau genutzt wird, ein hochwertiger, belastbarer Werkstoff, der wenig Gewicht auf die Waage bringt. „Die Materialkosten dafür liegen schon bei rund 1000 Euro“, sagt der 61 Jahre alte Entwickler.

Dazu kommt das System aus Rahmen und flexibler Befestigung, anzupassen an das jeweilige Automodell, der Stufenbelag und nicht zuletzt das Sitzkissen, das nicht nur in Kunst-, sondern auch in Echtleder erhältlich ist. „Ein Produkt für das obere Preissegment“, gibt Kamlage zu, der zurzeit mit Autohäusern großer Marken wie Mercedes, BMW oder Porsche in Kontakt steht.

Wir wollen uns jetzt erst einmal im Markt etablieren und starten im Luxusbereich.
Karl-Heinz Kamlage

Natürlich gebe es auch Vorbehalte gegen das Produkt, weniger wegen des Preises als vielmehr wegen des Nutzens: „Mein Hund kann doch eben in den Kofferraum rein- und rausspringen – so ein Teil brauche ich nicht“, schildert Kamlage Einwände von Hundehaltern. Dann verweist er nicht nur auf alte, bereits kranke oder sehr schwere Tiere, sondern auch auf die prophylaktische Wirkung der Treppe: Beim Sprung aus dem Kofferraum seien die Gelenke extremen Belastungen ausgesetzt, die zu Haar-Rissen im Gewebe und anderen Verletzungen führen könnten, erklärt Kamlage mit Blick auf Erfahrungen aus der Tierarztpraxis seiner Frau.

Hier, in den inzwischen nach dem Hochwasser von 2021 vollständig sanierten Räumen in Voiswinkel, werden Hunde, Katzen und Kleintiere medizinisch betreut. Kardiologische Untersuchungen und Ultraschall, chirurgische Eingriffe, aber auch alternative und homöopathische Verfahren, Akupunktur und traditionelle chinesische Medizin finden in der Praxis mit zwei Operationsräumen samt Aufwachraum Anwendung. Unter den Patienten auch Hunde mit schweren Gelenkschäden.

Ein Mann fertigt das patentierte System.

Gefertigt werden die Teile in Handarbeit im Werk in Wetter an der Ruhr.

„Wir wollen uns jetzt erst einmal im Markt etablieren und starten im Luxusbereich“, sagt Kamlage über das handgefertigte Auto-Zubehörteil in kleiner Stückzahl. Je nach Ausführung kann es 7500 Euro oder mehr kosten. „In zwölf Monaten wollen wir eine Wochenproduktion von acht Stück machen.“ Die von ihm gegründete Firma Dog & Drive mit Sitz in Odenthal und Fertigung in Wetter/Ruhr, beschäftigt neun Mitarbeiter.

Viele Zubehörteile, die heute zur normalen Ausstattung von Fahrzeugen gehörten, seien zunächst als teure Extras auf den Markt gekommen, verteidigt Kamlage den Preis seiner Entwicklung. Perspektivisch kann sich der Geschäftsmann eine Ausweitung der Produktion vorstellen, dann aber mit anderem Fertigungsverfahren, mit großen Pressen statt reiner Handarbeit. Eine Produktionssteigerung, die den Preis senken und aus dem Nischenprodukt ein normales Zubehörteil machen könnte. Kamlage: „Dafür wäre aber eine Investition im Millionenbereich nötig, für die man einen Investor finden müsste.“