AboAbonnieren

Diskussion über ZukunftSanierung oder Neubau für Odenthaler Grundschule?

Lesezeit 4 Minuten

Heimatlos sind seit dem Sommer die Grundschulkinder im Hauptort der Gemeinde Odenthal.

Odenthal – Wohin mit den Mädchen und Jungen der Grundschule Odenthal? Seit die Regenflut im Juli in ihre Schule schwappte, sind sie heimatlos und werden übergangsweise an drei verschiedenen Grundschulen unterrichtet. Per Bustransfer werden sie zum Unterricht nach Blecher, Eikamp und Neschen gefahren – mit allen Schwierigkeiten logistischer, pädagogischer und finanzieller Art.

Dass dies kein Dauerzustand sein kann, das ist allen Beteiligten klar. Doch eine schnelle Lösung wird es kaum geben, das wurde bei der Diskussion im Schulausschuss deutlich. Denn das Grundschulgebäude an der Dhünn, in den 1970er Jahren gebaut, stand schon vor den Flutschäden zur Sanierung an. Mit der nun festgestellten Schimmelbelastung in den Räumen stellt sich die Frage, ob sich eine Renovierung überhaupt noch lohnt oder ob ein Neubau wirtschaftlicher wäre. Zumal das Land NRW zugesagt hat, Flutschäden an der kommunalen Infrastruktur finanziell zu 100 Prozent zu übernehmen. Ein Neubau würde allerdings die Zeit erheblich verlängern, in der die Schulgemeinde mit einem Provisorium leben müsste. „Es wird dann eine ganze Generation von Schülern geben, die zwar in Odenthal angemeldet, an diesem Standort aber nie unterrichtet wurden“, gab Dr. Jörg Friedhofen (FDP) zu bedenken. Schon jetzt hatte eine Befragung ergeben, dass etliche Eltern mit der jetzigen Situation unzufrieden, einige Kinder an den ihnen fremden Schulen unglücklich sind.

Verwaltung favorisiert die Schulerweiterung

Die Verwaltung stellte mehrere Möglichkeiten vor. Die kleinste Lösung, lediglich die Hochwasserschäden zu beseitigen (Kostenpunkt 350000 Euro), war vom Ausschuss schon im Oktober abgelehnt worden. Bleiben noch die Komplettsanierung (Kostenschätzung eine Million Euro, Schulbetrieb voraussichtlich nach den Sommerferien 2022 wieder möglich). Oder die Komplettsanierung mit energetischer Modernisierung (1,8 Millionen, Bauzeit rund zwei Jahre) sowie der Neubau der Grundschule samt Schulerweiterung G9 (5,5 Millionen für die Grundschule und 4,7 Millionen für die Schulerweiterung G9 (Bauzeit rund vier Jahre).

De Verwaltung favorisiert wegen möglicher Synergieeffekte die letztgenannte Möglichkeit, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der „Neubau der Grundschule, einschließlich der Nebenkosten wie Container und Bustransfer, zu 100 Prozent aus dem Wiederaufbauprogramm des Landes NRW gefördert wird“.

In jedem Fall aber müssten die Kinder während der Bauzeit in Containern untergebracht werden. Verwaltung und Schulleitung warben dafür, diese Container an der Grundschule Neschen zu errichten. Hier sei die Infrastruktur für mobile Systeme noch vorhanden und die Ausstattung der Neschener Schule mit Turnhalle und Außengelände, Aula und Verwaltungsräumen könne mitgenutzt werden.

Die Diskussion über eine Schulauslagerung

„Es ist nachvollziehbar, dass Eltern sich einen wohnortnahen Schulstandort wünschen“, sagte Donate Radhöfer-Petersen. „Aber es ist unsere Verantwortung als Schulleitung zu sagen, wo wir einen professionellen und guten Schulunterricht anbieten können.“ Ihrer Ansicht nach in der Schule in Neschen, mit der man ja ohnehin eine Verbundschule bilde.

„Was bedeutet eine vielleicht vierjährige Auslagerung für die Schulgemeinschaft? Und schädigt es langfristig den Standort Odenthal?“, fragte Dagmar Messer (SPD). Dr. Heinz-Hubert Fischer (CDU) erinnerte an den Grundsatz „kurze Beine – kurze Wege“ und deutete die Sorge an, der Grundschulstandort im Zentrum könnte auf diese Weise aufgegeben werden. Ähnliche Bedenken kamen auch von Norbert Dörper (Die Grünen). Dem widersprach die Schulleiterin: „Wir haben nicht die Absicht, den Standort auszuhebeln.“ Sie sehe aber keine ähnlich qualitative Lösung wie in Neschen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei alternativen Standorten für Container musste auch die Verwaltung passen: „Selbst wenn sich die Eltern für einen Standort in Odenthal aussprechen sollten, kann ich nicht garantieren, dass wir hier einen geeigneten Platz finden“, machte Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos) deutlich. Entsprechende Grundstücke seien nicht im Gemeindebesitz. Am Dhünntalstadion würden die Container die geplante Sanierung blockieren, für die man bereits Fördermittel bekommen hat. Er warnte davor, aus der von den Fraktionen geforderten Elterninformation eine „Alibiveranstaltung“ zu machen. Entscheiden müsse die Politik. Bei all dem drängt die Zeit. „Wenn wir heute Container bestellen, werden sie erst im April geliefert“, sagte Carsten Mager vom Bauamt. Bis zu diesem Zeitpunkt soll die Offene Ganztagsschule in der ehemaligen Rendantur an der Lindenallee untergebracht werden.

Am Mittwoch, 24. November, sollen die betroffenen Eltern zum Informationsabend eingeladen werden. Direkt anschließend ist eine Sondersitzung des Schulausschusses geplant, der die Entscheidung treffen soll.