Neubaugebiet mit 15 HäusernOdenthaler Parteien stemmen sich gegen CDU-Pläne
Odenthal – Gegen die geplante Bebauung der Wiese zwischen Scheuren und Neschen formiert sich parteiübergreifender Widerstand. SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und UWG wollen sich gemeinsam gegen die Pläne der Mehrheitspartei CDU stemmen, die Wiese an der Scheurener Straße zu Bauland zu machen. Das dürfte nicht einfach werden, denn die Planung ist schon weit fortgeschritten, Bezirksregierung und Untere Naturschutzbehörde haben – wenn auch offenbar mit Bauchschmerzen – grünes Licht für das Areal an der Scheurener Straße gegeben, gleichzeitig die ins Spiel gebrachte Alternative Nothauser Feld verworfen.
Auf dem knapp 11 000 Quadratmeter großen Gelände sollen bis zu 15 Häuser gebaut werden, zudem auch ein kleines Geschäft, der sogenannte Nahversorger. Er ist als Mini-Filiale des Supermarkts in Bechen geplant, der von Thomas Koll betrieben wird. Sein Vater ist Eigentümer des besagten Grundstücks. „Der Nahversorger ist ein trojanisches Pferd“, argwöhnt Sigrid Grimmel (UWG). Er habe die Türen bei den Genehmigungsbehörden geöffnet, obwohl seine Perspektive unsicher sei.
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„Es fehlt bis heute der Beleg, dass die Bevölkerung das überhaupt will“, kritisiert auch Melanie Bockhoff (SPD). Sie hat schon vor Monaten eine spontane, allerdings nicht repräsentative Umfrage durchgeführt. Danach wollten viele Bürger keinen Nahversorger, so Melanie Bockhoff. Schon gar nicht, wenn dafür gerade diese Wiese geopfert werden müsste, die viele als landschaftlich einzigartig empfänden. Die Idee des Nahversorgers bezeichnet sie als „geschickten Schachzug“, um die Aufhebung des Landschaftsschutzes für die Fläche zu erreichen. Für Alternativen sei die CDU nie offen gewesen, kritisiert Sigrid Grimmel.
Bürgerinitiative will Odenthaler Wiese retten
Um die Wiese zu retten, hat sich im vergangenen September eine Bürgerinitiative gegründet, die inzwischen 110 Mitglieder hat. „Viele CDU-Stammwähler hier oben können die Entwicklung nicht fassen“, sagt Thomas Bechen, Mitbegründer der Bürgerinitiative. Schon einmal seien Ratsmehrheiten in Odenthal an Baugebieten gescheitert, warnt er. Das Thema könne durchaus für Zündstoff im Kommunalwahlkampf sorgen, glaubt auch Norbert Dörper, dessen Fraktion Die Grünen gegen den Flächenverbrauch ist. Hans-Josef Schmitz (FDP) hält das Nahversorgungskonzept für tot, bevor es überhaupt begonnen hat. Wenn es schlecht laufe, sei der Nahversorger nach drei Jahren dicht, „aber die Häuser stehen ewig“, sorgt sich auch Uwe Christoph von der Bürgerinitiative.
Gegen dieses Risiko will sich die Gemeinde mit einem städtebaulichen Erschließungsvertrag absichern. Er soll Thomas Koll verpflichten, mindestens zehn Jahre lang einen Nahversorger am Standort zu betreiben. Andernfalls müsse er das Gebäude mietfrei (nur gegen Nebenkosten) für eine genossenschaftliche Nutzung zur Verfügung stellen, so Heinz-Hubert Fischer (CDU). Fischer ist nach wie vor von der Idee überzeugt und hält Nahversorger und Wohnbebauung für zukunftsweisend.
Zehn bis 15 Wohneinheiten an der Scheurener Straße und die nun auch geplanten rund 40 an der Michaelshöhe sicherten auch den Schulstandort Neschen, meint er und verweist auf die Ergebnisse der Bevölkerungsprognosen, die für Odenthal eine moderate Ausweisung neuer Bauflächen nötig machten. Die Beeinträchtigung für die direkten Anwohner der Baugebiete sehe er wohl, sie müssten aber abgewogen werden gegen den Nutzen für die Allgemeinheit. „Das ist bei jedem Baugebiet so“, sagt Fischer. Verzicht sei kein gangbarer Weg, wenn man die Gemeinde für die Zukunft gut aufstellen wolle. Kleinere Kompromisse schloss er aber nicht aus.
Die Änderung des Flächennutzungsplans, die zur Umwandlung der landwirtschaftlichen Fläche in Baufläche nötig ist, wird auch Thema im nächsten Ausschuss für Planen und Bauen, am Donnerstag, 4. April, 17 Uhr, im Bürgerhaus Herzogenhof sein.