Die drei am frühen Mittwochmorgen in Odenthal festgenommenen Geldautomatensprenger sitzen in Untersuchungshaft. Die Polizei fand Geld und viel Benzin.
GeldautomatensprengungPolizeivideo zeigt Festnahme in Odenthal – Kofferraum voller Benzinkanister
Ein weißer Körper im Gebüsch. Deutlich ist auf dem Video, das mit einer Wärmebildkamera aus einem Polizeihubschrauber aufgenommen wurde, eine Person zu erkennen, die sich offenbar im Gebüsch versteckt hat. Die Polizeibeamten jedenfalls gehen erst einmal am Gebüsch mit dem Gesuchten vorbei – bis sie offenbar einen Hinweis aus dem Polizeihelikopter bekommen. Dann geht alles ganz schnell.
Mit gezogener Waffe stellt ein Polizeibeamter den Gesuchten, bevor die Handschellen klicken. Es ist einer der drei niederländischen Tatverdächtigen, die in der Nacht auf Mittwoch im Märkischen Kreis einen Geldautomaten gesprengt haben sollen, später nach einer wilden Verfolgungsjagd in Odenthal-Osenau festgenommen und am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt worden sind.
Haftrichter schickt Tatverdächtige nach Festnahme in Odenthal in Untersuchungshaft
Dieser erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaftbefehl unter anderem wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und schweren Bandendiebstahls. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, hatte sie eine fünfstellige Bargeldsumme sichergestellt.
Das Video der Festnahme stammt aus dem NRW-Innenministerium selbst und zeigt neben der Festnahme der beiden anderen Tatverdächtigen auch die Sackgasse, in die sich die drei 23 und 24 Jahre alten Männer auf der Flucht offenbar „verfahren“ hatten und dann zu Fuß weiter flüchteten.
Polizei findet neun Kanister mit Treibstoff im Kofferraum des Fluchtfahrzeugs
Was die Polizeibeamten unterdessen nach der Festnahme der drei im nahen Waldstück im hochmotorisierten Audi RS fanden, ließ selbst manchen erfahrenen Ermittler staunen: Neun große Kanister gefüllt mit Treibstoff. „Wenn die einen Unfall gebaut hätten, wär das wohl in einem Inferno geendet“, sagt ein Ermittler.
Ein kompletter Kofferraum voll leicht brennbarer Fracht – bei organisierten Geldautomatensprengern sei das allerdings nicht ungewöhnlich, so ein Sprecher des NRW-Innenministeriums.
„So vermeiden sie, an Tankstellen tanken zu müssen, wo sie von Überwachungskameras aufgenommen würden“, erläutert Patrick Rohmann, Referatsleiter im Ministerium von NRW-Innenminister Herbert Reul, der die Verfolgung und Festnahme der drei Tatverdächtigen am Mittwoch als „Glanzstück polizeilicher Fahndungsarbeit“ gelobt hatte.
„In der Tat kommt es nicht sehr häufig vor, dass Tatverdächtige festgenommen und ihr Fahrzeug sichergestellt werden kann“, bestätigt Nina Kupferschmidt, Sprecherin des Polizei Dortmund, wo die Ermittlungen nun zusammenlaufen. Da Geldautomatensprenger oft sehr organisiert vorgingen, in der Nacht zuschlügen und dann in der Regel mit hochmotorisierten Fahrzeugen flüchteten, sei es nicht leicht, sie zu stellen, so die Polizeisprecherin.
So war beispielsweise auch nach der Sprengattacke auf einen Geldautomaten im Supermarkt in Kürten-Dürscheid im Februar vorigen Jahres das Fluchtfahrzeug noch von der Polizei verfolgt worden. Als der Wagen dann allerdings auf der A4 Gas gegeben hatte, hatten die Verfolger ihn aus den Augen verloren. Auch damals hatten die Täter einen Audi RS 6 als Fluchtfahrzeug genutzt.
Tatverdächtige waren auf der Flucht nicht auf die Autobahn, sondern über Land nach Odenthal gefahren
Am Mittwochmorgen waren die Tatverdächtigen nicht auf die Autobahn gefahren, sondern hatten in Rhein-Berg die parallel zur A1 verlaufende B51 genutzt, bevor sie in Leverkusen zunächst nach Bergisch Gladbach-Schildgen und dann nach Odenthal abgebogen waren.
„Wir hatten da neben Einsatzkräften von allen drei Wachen im Kreis auch eine zweistellige Anzahl von Streifenwagen als Verstärkung vom Polizeipräsidium Köln, aus dem Kreis Mettmann und Düsseldorf, zumeist von den Autobahnpolizeiwachen“, erklärt Rhein-Bergs Polizeisprecher Christian Tholl den raschen Fahndungserfolg.
Ermittlungsgruppe in Dortmund mit rheinisch-bergischer Beteiligung eingerichtet
Beim Polizeipräsidium Dortmund ist mittlerweile eine eigene Ermittlungskommission eingerichtet worden, in der neben Polizeibeamten aus Rhein-Berg auch solche aus dem Märkischen Kreis mitarbeiten. Sie stehe zudem im Austausch mit der Ermittlungskommission Heat, die sich beim Landeskriminalamt mit Automatensprengungen befasst, so Polizeisprecherin Kupferschmidt.
Zu möglichen Verbindungen zu anderen Fällen gebe es bislang keine Angaben. Die Ermittlungen dauern an.