Archäologietag in OverathWie man früher Jauche auf die Feinde schleuderte
Overath – Es raucht gewaltig aus dem römischen Backofen am Eingang zu Gut Eichthal beim Archäologie-Tag. Bevor die ersten Besucher kommen, proben Karlo Biedak und Gero Heinze noch eifrig, römisches Fladenbrot nah an der glühenden Holzkohle zu backen. Gar nicht einfach, dann auch noch den Schmand mit Frühlingszwiebeln aufzutragen und das Ganze zu überbacken.
Doch es klappt ganz vorzüglich nach den ersten Brutzelversuchen in dem alten Backofen, dessen Rest vor Jahren in Bonn ausgegraben wurden, schmeckt köstlich.
So gut verköstigt begeben sich die Besucher auf den Rundgang über das Gelände des Amtes für Denkmalpflege, das für diesen Tag ein buntes Mitmachprogramm für die ganze Familie organisiert hat, aber auch spannende Vorträge mit Einblicken in die aktuelle Forschung der Geologen und Archäologen.
Das ist genau das Programm, das beim achtjährigen Joshua gut ankommt. „Ich will unbedingt Archäologe werden“, sagt der Junge und kommt gern der Aufforderung von Keramiker Jörg Wüllenweber nach, beim Drehen auf der Töpferscheibe kleine römische Mini-Gefäße zu formen.
Die flutschige Tonmasse kennt der junge Mann schon aus der Waldgruppe. Also Schürze umgebunden und sanft mit den nassen Händen aus dem Tonklumpen mit Wüllenweber zaubern: eine römische Ölflasche mit Vertiefung am Bauch, damit der „Dimpel“ nicht aus der Hand rutscht.
Wie man Steine, Sandsäcke und Jauche abschießt
Auf der Wiese lockt eine mittelalterliche Schleuder, eine sogenannte Blide, Kinder und Erwachsene an. „Damit hat man früher Steine, Sandsäcke, Pfeffer mit Jauche auf den Feind geschleudert“, erzählt der ehrenamtliche Mitarbeiter Lutz Fichtner. „Und sogar kranke Pferde hoch auf die Burghöfe getrieben, um so Seuchen zu übertragen.“
Das hört sich martialisch an und ist auch auf der Wiese von Gut Eichthal ein echtes Abenteuer, auch wenn nur Sandsäckchen in die Luft geschleudert werden sollen. Da darf niemand in die Nähe kommen, als Marius (9) und Philipp (8) ruckartig das von den Männern gespannte Seil ziehen und der Holzkasten mit dem Sandsack hoch gen Himmel katapultiert wird. „In Thüringen gibt es ein solches Modell in Originalgröße, 24 Meter hoch“, sagt Fichtner.
Speerschleuder erforderten viel Geschick
Die beiden Kinder sind schwer beeindruckt von dem „Männerspielzeug“, das in der Römerzeit eine wirkungsvolle Waffe war.
Viel Geschick verlangte das Ausprobieren einer Speerschleuder, bei der ein gespannter Ast dem Pfeil bei richtiger Anwendung bis ins Kornfeld fliegen ließ. „Das ist die Weiterentwicklung des Speers in der Steinzeit“, informiert die Archäologin Silke Junick, die die alte Technik hervorragend beherrscht.
Archäologen arbeiten mit hochmoderner Technik
Auf der Wiese nebenan steht ein vier Meter breites Gestell aus Aluminium, ein wenig einem luftig leichten Pflug ähnlich. „Sieht nur so aus, dies ist eine Magnetsonde, mit der wir in den Boden schauen können“, erklärt Geophysikerin Vanessa Grieshaber. Und wenn unter einer Straße Fundstücke erforscht werden sollen, werde ein Radar eingesetzt, der in unterschiedlichen Tiefen die Bodenbeschaffenheit aufzeichnet. Das Abtauchen in die archäologische Vergangenheit ist so ist wie ein Krimi.
Außer den spielerischen Aktionen für Kinder und Erwachsene werden auch konkrete Forschungsergebnisse von Studierenden der Archäologie vorgestellt: Untersuchungen an Fundplätzen von der Steinzeit bis zur Römerzeit: römische Amphoren, Kettenhemden, Grabbeigaben und die neuesten Ausgrabungen. In Vorträgen wird viel Wissen vermittelt, auch von den Overather Fundplätzen wie die Ruine von Burg Großbernsau und die Kepplerburg.
Kulinarische Zeitreise zurück bis in die Antike
„Wir haben mehrere Jahren pausieren müssen mit unserem Archäologie-Tag, wegen Corona und personellen Problemen“, erklärt Dr. Jens Berthold, Außenstellenleiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland auf Gut Eichthal. „Wir möchten wieder alle zwei Jahre Einblick in unsere Untersuchungen und Projekte geben, gleichzeitig ein archäologisches Programm an Kinder und Erwachsene vermitteln.“
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Zum Abschluss können die hungrigen Gäste noch köstliche römische Bratwürste mit römischen Gewürzen, darunter Thymian genießen. Ausgrabungsleiter Hauke Evert Peters zapft dazu eine frische „Cervisia“: „Das ist stinknormales Kölsch“, sagt er.