Warum die drei neuen Tollitäten in Overath nicht nur drei Orte und zwei Vereine, sondern komplette Welten miteinander verbinden.
Vom Feld auf die BühneBauer rettet durch beherzte Bremsung Proklamation in Overath
Wenn Bauer Reńe Doppstadt nicht so geistesgegenwärtig gebremst hätte, wäre es womöglich nichts geworden mit der großen Proklamation am Samstagabend in der Aula des Overather Schulzentrums Cyriax. Das macht jedenfalls das Video augenzwinkernd glauben, das im proppenvollen Proklamationssaal eingespielt wird, als eigentlich das neue Dreigestirn in den Saal einziehen soll. Zu sehen sind da der designierte Prinz Andreas I. (Lüdenbach) und die Jungfrau in spe Timona (Timo Boxberg), die entspannt in Liegestühlen vor einem Feld sitzen.
Allein Bauer René, der auch im „richtigen“ Leben Landwirt ist, weiß, dass die drei dringend zur Proklamation müssen, hat aber „noch eben“ ein Feld abzuernten – als plötzlich die Liegestühle der Tollitätenkollegen vor seinem Mähdrescher auftauchen. Ein Glück: Er stoppt rechtzeitig, nimmt mit den beiden noch schnell ein Bad im Planschbecken und eilt dann zur Proklamation.
Das Bad in der Menge will dort gar nicht mehr enden, als die designierten Tollitäten schließlich doch noch pünktlich in den Saal einziehen. Mit den Musikern der „Fidele Kölsche“ – ein grandioses Bild und Erlebnis, das selbst die Kölner Spitzenkräfte nicht fassen können: „So einen langen Einzug hatten wir auch noch nicht“, staunen die „Fidele Kölsche“, als die drei Designierten endlich auf der Bühne angekommen sind und auf ihre von Sitzungsleiter Niklas Habers und Bürgermeister Christoph Nicodemus hochgelobten und vom Tambourcorps Edelweiß begleiteten Vorgänger treffen.
Das Familiendreigestirn von Prinz Simon, Bauer Thomas und Jungfrau Christian (Drossner). Dem Vorsitzenden der KG Spass am Karneval, Johannes Deppe, gelingt es schließlich mit kleinen Geschenken, die Tollitäten aus dem vorvergangenen Jahr (im vergangen gab es bekanntlich keine in Overath-City) zur Abgabe ihrer Insignien zu bringen. So steht der Proklamation des neuen Overather Dreigestirns, das erstmals neben der KG Spass am Karneval (Prinz und Bauer) auch aus den Reihen der KG Vilkerather Narren (Jungfrau) kommt, nichts mehr im Wege.
„Wir verbinden heute Kulturen und Menschen aus Europa und Overath“, verkündet Niklas Habers, bevor sein Prinzenführer-Kollege Finn Spielvogel das rekordverdächtig große Gefolge vorstellt.
Bürgermeister Nicodemus spricht schon von einem Aggertal-Dreigestirn, in dem jede Tollität ein Familienmensch sei, ein Familienunternehmen führe, sich vielseitige engagierte und Grenzen überschreite. So tauscht das Overather Urgestein Andreas Lüdenbach aus dem Hotel-Restaurant in Klef für die Session den Kochlöffel gegen das Zepter und sorgt mit seiner Familie trotzdem dafür, dass im Familienbetrieb an der Grenze von Overath nach Vilkerath auch in der fünften Jahreszeit niemand zu kurz kommt.
Bauer ist Landwirt und Jungfrau ein Uhrmachermeister in Vilkerath
René Doppstadt bringt als Landwirt aus Großhecken jenseits der Ovrather Stadtgrenze auf Rösrather Gebiet laut Nicodemus Bodenständigkeit und Hilfsbereitschaft mit, ist nicht umsonst auch Ehrenmitglied der Großen Rösrather KG, wo er sich um die Wagen kümmere. „Ohne Landwirte fährt auch kein Karnevalszug“, so der Bürgermeister.
Jungfrau Timona (Timo Boxberg) sei als Uhrmachermeister derweil vor einigen Jahren von Engelskirchen über die Overather Stadtgrenze nach Vilkerath gezogen, würdigt der Bürgermeister den nicht nur im Vorstand der Vilkerather Narren engagierten Macher.
Grandioses Programm mit Hunderten Jecken in der Odenthaler Cyriax-Aula
Nach großem Dank an alle Unterstützer bleibt dem frisch proklamierten Prinzen Andreas I. nur eins: „Ich schnappe mir jetzt meine beiden Beigeordneten“, sagt er mit Blick auf Bauer und Jungfrau zum Bürgermeister, „und dann werden wir zusehen, dass wir das karnevalistische Treiben unter Kontrolle halten.“ Verspricht's, lässt nach dem Tusch der Kapelle „Quartier 06“ Niklas Habers die erste Rakete des Abends zünden und startet mit Hunderten Jecken in ein grandioses Programm.
Mit der Band Stadtrand, dem Rednerduo Willi und Ernst, dem Tanzcorps Blau-Weiß Vilkerath, „Nubbel“ Michael Hehn, den Steinenbrücker Schiffermädchen, „Kempes Feinest“ und Planschemalöör, die mehr als fünf Stunden nach dem Start das Finale rockten.
Drei Jecke aus zwei Vereinen und drei Orten
Ob als Gastronom, Koch und Hotelier, Uhrmachermeister oder Landwirt und Agrardienstleister – die drei neuen Overather Tollitäten sind auch privat echte Macher. Und Familienmenschen. Das zeigt sich auch im Gefolge: Die Töchter Mara und Lia von Prinz Andreas I. (Lüdenbach), gerne auch liebevoll „Lüdi“ oder „der kleine Prinz“ genannt, sind ebenso mit von der Partie wie der Nachwuchs, Lina und Leni, von Jungfrau Timona (Timo Boxberg) . Einzig Sohn Lio von Bauer René (Doppstadt) zieht lieber den Fußball dem jecken Treiben vor.
Prinz Andreas I. ist ein waschechter Overather Jung, wurde in Bergisch Gladbach geboren und führt als gelernter Koch mit seiner Frau Steffi, seinem Bruder Michael und beiden Familien das Hotel-Restaurant Lüdenbach in dritter Generation. „Lüdi kennt jeder, und er kennt jeden“, fasst es Nicole Werdel, die Pressesprecherin der KG Spass am Karneval, zusammen. So sorgt er als Mitglied im Vorstand der IG Karnevalszug seit sieben Jahren dafür, dass der Zoch durch Overath rollt. „In diesem Jahr wird mich als Zugleiter Simon Stachowiak vertreten“, kündigt er an. Schließlich wird der 46-jährige Prinz zum krönenden Abschluss des närrischen Lindwurms mitfahren.
Timo Boxberg (45), der als Timona die „Lieblichkeit“ im Overather Dreigestirn verkörpert, wurde in Engelskirchen geboren, zog 2011 nach Overath-Vilkerath, wo er als Uhrmachermeister ein Geschäft betreibt, ist als Vizepräsident des Bundesinnungsverbands der deutschen Uhrmacher und als Mitglied im Prüfungsausschuss aktiv sowie im Vorstand der KG Vilkerather Narren engagiert. Diese ist neben der KG Spass am Karneval damit die zweite Gesellschaft, die hinter dem Overather Dreigestirn steht.
Der jüngste im Bunde ist mit 37 Jahren Landwirt René Doppstadt der seinen mit Bruder Ralf geführten landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit Milchvieh, Mastbullen, Agrardienstleistungen und Weihnachtsbaumverkauf in Rösrath-Großhecken hat, den es aber schon immer in Richtung Overath gezogen hat. Nach der Premiere im Elferrat des ersten Overather Damendreigestirns, war für ihn klar: Bauer sein im Dreigestirn, das wäre fein. Wie es ist, im Zug mitzufahren, weiß der Agrarbetriebswirt nur zu gut, schließlich zieht er mit seinem Team regelmäßig Karnevalswagen in 40 bis 50 Karnevalszügen. In dieser Session allerdings wird er natürlich hinten auf dem Dreigestirnswagen stehen.
„X-Mas-Hofparty“ beim Bauern am 7. Dezember für den guten Zweck
Seine Hofburg hat das Trifolium in der Gaststätte „Die Stadtmitte“, aber auch daheim beim Bauern machen die neuen Tollitäten noch vor dem Start in die heiße Phase der Session ordentlich was los: Nach einer Protestlichterfahrt, die Doppstadt ebenfalls organisiert (Start: am Freitag, 6. Dezember, 17 Uhr, ab Großhecken über Heiligenhaus und Rösrath nach Forsbach) gibt's am Samstag, 7. Dezember, ab 19.30 Uhr, eine „X-Mas-Hofparty“ in Großhecken 45 zugunsten einer querschnittsgelähmten Bekannten. Die drei haben eben alle auch ein großes Herz. (wg)
Weitere Sessionstermine gibt's auf der Internetseite der KG Spass am Karneval.