Baustopp: Die Entwässerungsanlage der Siedlung am Hasenberg entspricht nicht den Vorgaben. Anfangs war das nicht relevant. Was sich geändert hat.
Vertrauen verspieltWas bei den Plänen für eine Wochenendhaussiedlung in Overath schieflief
Am Hasenberg purzeln die Pläne gerade eher den Berg hinunter, als dass sie mit großen Sprüngen vor ihrer Vollendung stehen. Das Gelände des ehemaligen Campingplatzes war nach langem Hin- und Her und intensiver Planungszeit als Wochenendhaussiedlung ausgewiesen worden.
Die Umgestaltung durch die Firma Kreativ Freizeit und Wohnen, dem neuen Eigentümer, hatte im Sommer des vergangenen Jahres begonnen – mit mehreren Jahren Verzögerung durch die Corona-Pandemie. 15 der geplanten 76 Holzhäuser wurden bereits gebaut (wir berichteten). Der Rest soll nach und nach gebaut werden. Bis das so weit ist, wird es allerdings noch dauern. Denn: Die neue Siedlung steht vor gleich zwei weiteren Problemen.
Stadt Overath ungeplant für Entwässerung verantwortlich
Die Entwässerungsanlage des Gebiets entspricht nicht den DIN-Vorgaben für öffentliche Abwasseranlagen. Diese technischen Anforderungen waren für die ursprüngliche Planung nicht relevant, denn der Eigentümer habe anfangs nicht vorgehabt, die Häuser zu verkaufen, sondern zu vermieten. Damit hatte die Entwässerungsanlage zum Zeitpunkt der ersten Planung keinen öffentlichen Charakter, der tritt nämlich erst ab drei Eigentümern pro Wohngebiet auf. Und Privatleute können laut dem Ersten Beigeordneten Thorsten Steinwartz ihre Abwasseranlagen so gestalten, wie sie meinen.
Die Stadt ist zwar dafür verantwortlich, das Abwasser im gesamten Stadtgebiet zu entsorgen, ist bei Gebieten in privater Hand aber erst ab einem Übergabepunkt, in den die private Entwässerungsanlage mündet, zuständig. So war das auch für den Hasenberg geplant. Doch da die Erschließungsfirma fast alle fertigen Häuser verkauft hat, kommen in dem Gebiet jetzt 12 Eigentümer zusammen, die Entwässerungsanlage erhält einen öffentlichen Charakter und die Zuständigkeit für die gesamte Anlage fällt in die Hand der Stadt Overath.
„Deswegen sind wir erpicht darauf, dass die Anlage den technischen Voraussetzungen entspricht“, sagte Steinwartz im Gespräch mit dieser Zeitung. Es müsse einiges nachgebessert werden, denn die Vorschriften sehen beispielsweise Schächte vor, über die Mitarbeitende ins Innere der Anlage gelangen. Dort muss sie auf mögliche Schadstellen überprüft werden. Der Eigentümer muss jetzt auf eigene Kosten nachbessern, bis die Anlage den Anforderungen entspricht. Dann übernimmt sie die Stadtwerke Overath.
Da diese Situation so unklar sei, habe die Stadt einen Baustopp für das Projekt verfügt. „Das gesamte Gebiet muss erschlossen werden. Bis die Erschließungsanlagen den Vorgaben entsprechen, dürfen dort keine neuen Häuser entstehen“, schilderte Steinwartz. Zu Erschließungsanlagen gehören zum Beispiel auch öffentliche Straßen, Wege, Plätze oder Grünanlagen.
Fachbehörden sehen Ferienhaussiedlung kritisch
Die könnten für das zweite Problem der Siedlung eine Rolle spielen. In der Stadtratssitzung am 25. September wurde mehrheitlich beschlossen, dem Bürgerantrag zur Umwidmung der Wochenendhaussiedlung zu einer Ferienhaussiedlung statt zu geben. Auf der Hälfte der Baufläche sollen demnach Ferienhäuser entstehen.
Doch das ist nicht so einfach umzusetzen. Es sei schon schwierig gewesen, den Bebauungsplan für die Wochenendhäuser durchzubekommen. Für eine Feriensiedlung brauche die Verwaltung einen neuen B-Plan, und es sei abzusehen, dass Fachbehörden des Kreises sich gegen die geplanten Veränderungen aussprechen. Denn: „Ferienhäuser werden intensiver genutzt als Wochenendhäuser“, sagte der Beigeordnete. Wenn die Häuser mehrere Wochen am Stück genutzt würden, entstehe beispielsweise ein höherer Wasserverbrauch und mehr Verkehr.
Stadt Overath hat Vertrauensvorschuss verspielt
Zuletzt verursachte das Chaos um die Siedlung im Bau- und Planungsausschuss Unmut. Ruth Rocholl (SPD) wies darauf hin, dass die Leute, die ein Haus am Hasenberg gekauft haben, sich bewusst für eine Wochenendhaussiedlung entschieden hätten. Sie seien „entsetzt“, dass ohne weiteres entschieden wurde, die Hälfte des Geländes für Ferienhäuser freizugeben.
Auch Gerhard Bartel (Grüne) stellte sich auf die Seite der neuen Hauseigentümer: „Sie haben mit einem Vertrauensvorschuss die Wochenendhäuser gekauft. Wir hätten das so nicht machen dürfen“, meinte er.
Die CDU-Fraktion habe für die Umwidmung gestimmt, aber nur unter der Voraussetzung, dass alles vorschriftsgemäß abläuft, sagte Veronica Bahne-Classen (CDU), Vorsitzende des Ausschusses.
Am Ende stimmten die Mitglieder des Bau- und Planungsausschuss dem Antrag der Verwaltung zu: alles wurde vertagt.