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Eine Portion ChancengleichheitOverath verteilt fast 500 Tablets an Schüler

Lesezeit 4 Minuten

Stolz auf die gute Zusammenarbeit in Sachen neuer Technik sind (v.l.) Lehrerin Melanie Rhode, Schulleiterin Christine Baitz, Konrektorin Anke Hannes, Erster Beigeordneter Bernd Sassenhof, die Amtsleiter Herbert Rijntjes und Dominique Ludwig sowie Bürgermeister Christoph Nicodemus.

Overath – Lockdown die Zweite: Die Schulgebäude sind noch mindestens bis 11. Februar geschlossen, in die Rathäuser geht man am besten nur virtuell via Internet und zu feiern gibt es kurz vor Weiberfastnacht auch wenig. Außer in Overath: Dort sind fast 500 iPads für Schülerinnen und Schüler angekommen, und außerdem noch mal gut hundert Laptops und iPads mit Extra-Tastaturen für die Lehrerinnen und Lehrer.

Im Rathaus wurden all die Geräte in kürzester Zeit parat gemacht und an die sechs Grundschulen sowie ans Gymnasium und die Sekundarschule verteilt.

Land finantierte die neuen Geräte

Für den neuen Bürgermeister Christopher Nicodemus war die frohe Kunde Grund genug, morgens um 8.30 Uhr gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in das ansonsten geschlossene Gebäude der Grundschule Overath zu kommen, um mit Schulleiterin Christine Baitz und ihren Mitstreiterinnen die Aktion vorzustellen.

Bezahlt hat die neuen Geräte ganz überwiegend das Land (siehe Infokasten), dennoch war es für Nicodemus und Co ein gewaltiger Kraftakt, die Geräte möglichst schnell zu bekommen, denn alle Welt – und auch die rheinisch-bergischen Nachbarn Bergisch Gladbach, Rösrath Odenthal und Kürten – ordert in Zeiten von Corona neue Technik. Nicodemus: „Der Run ist gnadenlos, es besteht ein riesiger Konkurrenzkampf, wer die Geräte zuerst bekommt.“

Zahlen

483 iPads (mit jeweils 32 GB Speicher) sowie 123 Laptops hat die Stadt insgesamt für 307 000 Euro bestellt.

10 Prozent Anteil zahlt die Stadt bei den Schülergeräten, die iPad-Koffer kaufte sie komplett selbst.

772 000 Euro bekommt die Stadt für die weitere Digitalisierung ihrer Schulen, die sie um einen Eigenanteil aufstockt.

Im September habe die Stadt herstellerneutral auch als „Tablets“ bezeichneten Geräte geordert, im November sollten sie kommen. Doch dann hing die Technik mit dem Apfel-Symbol erst einmal in China fest, weil es mit der Komplett-Lieferung nicht klappte. Der parteilose Verwaltungschef: „Wir haben dann gedrängt, wenigstens einen Teil schon mal zu bekommen.“

Die Idee war goldrichtig: Kaum war er erste Teil da, folgte überraschend auch schon der zweite. Im Rathaus machten unter Leitung von Hauptamtschef Dominique Ludwig bis zu sechs Mitarbeiter die Tablets innerhalb von zwei Wochen betriebsbereit. Soll heißen: Sie werden zentral gesteuert und gewartet, einzelne Apps können gezielt für einzelne Jahrgänge aufgespielt oder gelöscht werden.

In Spezialkoffern werden die Geräte gelagert.

Nur für den Schulgebrauch

Apropos Apps: „Youtube“ gucken und dergleichen geht nicht, es sind strikt „dienstliche“ Geräte. Das steht auch in den Nutzungsvereinbarungen mit den Eltern. Diese sind nach den Worten von Schulamtsleiter Herbert Rijntjes verpflichtet, die Geräte ständig mit Strom und WLAN zu versorgen, damit sie zentral administriert werden können.

Bei der Zusammenkunft im Foyer der Grundschule auf dem Klarenberg wurde aber auch deutlich: Das ist nur der erste Schritt. Es bleibt noch sehr viel zu tun. Allein die OGGS Overath auf dem Klarenberg hat 245 Schulkinder und erst einmal lediglich 32 iPads bekommen. Stadtweit liegt die Versorgungsquote durch Schulgeräte laut Nicodemus bei 15 bis 18 Prozent.

Auch schlechte Netzanbindung ist ein Problem

Ausgehändigt werden die neuen Geräte an solche Kinder, die zuhause entweder gar nichts Hochtechnologisches haben oder mit einem kleinen Smartphone arbeiten müssen. Für Schulleiterin Baitz, ihre Konrektorin Anke Hannes und Medienkoordinatorin Melanie Rhode hat das darum viel mit Chancengleichheit zu tun. Natürlich könne die Frage, warum Kind A ein Gerät bekomme und Kind B nicht, zu Neid und Missgunst führen, aber, so Baitz: „Damit muss man einfach leben. Es geht nicht anders.“

Übrigens bezieht sich die Frage nach den gleichen Chancen nicht allein auf Einkommen und Bildung der Eltern, sondern auch auf den Wohnort: An einigen Stellen hapert’s enorm mit der Netzanbindung. Indes habe, so der Bürgermeister, auch nicht jeder Ortsteil seine eigene Busverbindung. Die jüngste Bemerkung von Kreisdirektor Dr. Erik Werdel im Zukunftsausschuss des Kreises, wonach es nicht nur an Breitband-Technik im Kreis fehle, sondern in den Schulen auch an Technik und an medienpädagogischen Konzepten, kontert Nicodemus dagegen kühl: „Ich weiß nicht, wie es an den Schulen des Kreises ist. Aber die Overather Schulen sind gut aufgestellt.“

Gleichwohl müsse noch einiges passieren, derzeit laufe in den Schulen viel abseits amtlich geregelter Stundenanteile nur über den guten Willen der Lehrerschaft in der Freizeit. Die Stadtverwaltung selbst hofft, dass ihr der Rat eine neue Stelle für die Schul-Technik bewilligt. Amtsleiter Ludwig: „Die Akzeptanz der Geräte steht und fällt mit dem Support.“