AboAbonnieren

Grenzgänger von OverathDer Wolf kommt aus Engelskirchen

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Wölfe schienen lange Zeit ausgerottet. Jetzt kommen sie zurück in die hiesigen Wälder. (Symbolbild)

  1. Ein Mufflon soll südlich von Marialinden-Linde gerissen worden sein.
  2. Isegrim wurde in Engelskirchen bereits mehrfach fotografiert.
  3. Es soll sich diesmal um ein Jungtier handeln.

Overath – Das Wildtier-Foto, dass der Marialindener Ratsherr Alexander Willms an die Redaktion weiterleitete, hat rein gar nichts von der Ästhetik, die der Tierfotografie innewohnt. Es zeigt nicht den jungen Wolf von Engelskirchen, sondern – vermutlich – seine Brotzeit: Ein Mufflon, das im Tal südlich von Marialinden-Linde gerissen worden ist. Viel ist nicht übrig.

Er ist also augenscheinlich wieder zurück in Rhein-Berg, der Wolf. Und anders als sein Vorgänger, jener Wanderwolf, der am 19. April 2016 in Rösrath zwei Ziegen riss und dann leise Servus sagte, ist er nicht bloß auf Durchreise.

Wolf könnte er sich glatt als Maskottchen für die Regionale 2025 bewerben

Isegrim wurde in Engelskirchen bereits mehrfach fotografiert, und ihn scheinen die Grenzen zwischen den drei Landkreisen Rhein-Berg, Oberberg und Rhein-Sieg nicht zu stören. Insofern könnte er sich glatt als Maskottchen für die Regionale 2025 bewerben.

Donnerstag vergangener Woche sei es in Overath zu einer erneuten Wolfssichtung zwischen Ober- und Niedergrützemich gekommen, berichtet CDU-Ratsherr Willms, der selbst in Niedergrützemich lebt. Und schon im August kursierte im Internet ein Wolf-Video.

Filmemacher blieb im Dunklen

Auf einem Feld in der Nähe von Strünkerhof, im Mucher Grenzgebiet zu Marialinden, soll der Clip entstanden sein, allerdings wollte sich der 16-Sekunden-Filmemacher nicht zu seinem Werk bekennen, sondern blieb lieber im Dunkeln.

Der aktuelle Mufflon-Fund ist auch dem offiziellen regionalen "Wolfsberater“ Dietmar Birkhahn bekannt: "Der Kadaver hatte bereits einige Tage gelegen, bevor er uns gemeldet wurde.“ Eine DNA-Untersuchung sei in Auftrag gegeben worden, mit einem Ergebnis rechne er in sechs Wochen.

Viele unterschätzen die Fressleistung beispielsweise von Füchsen

Auch vorher schon sei über Wolfssichtungen berichtet worden. Auf die könne man aber nur begrenzt bauen, die Zahl der Meldungen stehe in einem direkten Zusammenhang mit der Intensität der Berichterstattung. "Da steckt keine böse Absicht hinter, vielmehr spielt uns unser Gehirn einen Streich.“ Ihm sei auch von einem Reh berichtet worden, dass nach einem Verkehrsunfall vom Straßenrand weggeschleppt und gefressen worden sei. "Da ist aber unklar, ob es ein Wolf war. Viele unterschätzen die Fressleistung beispielsweise von Füchsen.“

Mit Wölfen kennen sich aber nicht nur der Wolfsberater gut aus. Den Gegenpart zum bösen Wolf spielt schon seit Rotkäppchen der Waidmann. Allerdings hat er stark abgerüstet: "Einen Wolf abschießen? Um Gottes Willen, da kriegen Sie aber Ärger mit dem Staatsanwalt“, sagt Ralf Huckriede, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit der Kreisjägerschaft.

Bei Nutztieren wird nicht jeder Fall gemeldet

Wölfe seien so stark geschützt, dass ein Jäger nicht einmal ein schwer verletzt im Straßengraben liegendes Tier aus eigener Entscheidung mit seinem Schießgewehr erlösen dürfe. Zuvor müsse vielmehr ein Veterinär das Tier begutachten.

Laut Huckriede sind in Overath sowohl Wild- als auch Nutztiere gerissen worden seien, und zwar sowohl im Schlingenbachtal als auch bei Eulenthal. Es gebe eine Dunkelziffer: Bei Nutztieren werde nicht jeder Fall gemeldet, weil manche Tierbesitzer den Aufwand scheuten.

Knochenfunde sind reiner Zufall

Und bei Wildtieren bleibe nicht viel übrig: "Es ist dann reiner Zufall, ob die Knochen entdeckt werden.“ Beim Grenzgänger von Overath handele es sich wohl um ein Jungtier, das sein Rudel verließ, "weil es Zuhause rausgeflogen ist“ und sich eine neue Bleibe gesucht habe, sagt Huckriede.

Das könnte Sie auch interessieren:

Anzeichen dafür, dass mehr als ein Wolf durch die Wälder des Bergischen Rheinlands streife, sehe er nicht. Wie Birkhahn sieht auch Huckriede durchaus die Möglichkeit, dass der Wolf hier sesshaft werde, und das womöglich auch ohne Fortpflanzungspartner. Huckriede: "Den einsamen Wolf gibt es auch bei Wölfen.“