Kommunalwahl 2020Bürgermeister Weigt will es noch mal wissen

Mit sich selbst und seiner Arbeit im Reinen: Sozialdemokrat Jörg Weigt, hier im Garten seines Hauses in Schmitzbüchel, ist seit 2014 Bürgermeister von Overath. Er stellt sich erneut zur Wahl.
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Overath – An den Kindern merkt man, wie die Zeit vergeht. Als im Jahre 2014 der bis dahin relativ unbekannte Kölner Verwaltungsbeamte und Overather SPD-Vorsitzende Jörg Weigt das Kunststück vollbrachte, den damaligen CDU-Bürgermeister Andreas Heider im zweiten Wahlgang mit 67 Prozent der Stimmen aus dem Rathaus zu jagen, jubelten seine drei halbwüchsigen Söhne (21, 19,17) im Kulturbahnhof gemeinsam mit dem Herrn Papa. Sechs Jahre später sind die Kinder aus dem Haus. Und der damals verwitwete Vater hat sein neues Eheglück gefunden. Mit Andrea Heider, die er im ersten Jahr als Bürgermeister bei einem Kulturabend in Overath kennengelernt hat, wo sie sang und er als Überraschungsgast auf die Bühne kam.
Heute will es Jörg Weigt, mittlerweile 61, es noch einmal wissen, und wie 2014 sind seine Prognosen nicht sonderlich günstig, denn er hat die Unterstützung durch die Grünen verloren und ist allein auf die SPD gestellt. „Overath kann mehr“, halten ihm sein parteiloser Jamaika-Kandidat Christoph Nicodemus und die ihn tragenden Parteien CDU, Grüne und FDP vor, mehr als nur vor sich hin zu wursteln, doch Weigt zeigt sich keineswegs entmutigt. Er hat da seine eigene Sichtweise zur Zusammenarbeit, insbesondere was Grünen-Chefin Dagmar Keller-Bartel betrifft. „Es ist müßig zu fragen, wer mehr auf wen hätte zugehen müssen“, sagt Weigt beim Gespräch in seinem Garten in Schmitzbüchel, „ich auf die Grünen oder die Grünen auf mich. Fakt ist, dass Frau Keller-Bartel mit mir unzufrieden ist.“Auch er hatte eigene Vorstellungen zur Zusammenarbeit. Bei vielen Umweltthemen hätte er sich mehr Unterstützung durch die Grünen gewünscht – sei es beim Arbeitskreis Alternative Mobilität, aus dem immerhin das Carsharing-Projekt erwachsen sei, sei es beim Fuß
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ängercheck, oder bei der Anschaffung neuer E-Autos für die Stadt.Auch den Vorwurf, er habe 2014 mehr Transparenz versprochen, aber das Gegenteil gebracht, weist er zurück. „Ich vergleiche mich mit meinem Vorgänger. Bei vielen Dingen, die ich unternehme, habe ich so früh wie möglich versucht, die Leute zu informieren.“ Bis heute wurmt ihn besonders das Scheitern seines Mountain-Bike-Projekts am Lüderich. „Da hat mich der Vorwurf mangelnder Transparenz besonders geärgert.“ Denn da sei noch gar nichts spruchreif gewesen.
Mehr als einmal betont Weigt, dass er anders als Heider viel mehr auf Kooperation denn auf Mehrheitsentscheidungen gesetzt habe. Allerdings musste er das auch, weil ihm im Rat die eigene Mehrheit fehlte. Vielleicht hat das ja mit dazu geführt, dass in den vergangenen sechs Jahren die Zahl der informellen Vorbesprechungen und Arbeitskreise zugenommen hat.
Und wenn dann etwas nicht klappt in der Stadtverwaltung, dann wird das meist dem Boss angelastet. Fakt sei aber, dass seine beiden Beigeordneten langjährige Wahlbeamte gewesen seien. „Die haben natürlich auch Vorstellungen, wie Sachen in ihrem Bereich abzulaufen haben.“ Sie hätten in der Verwaltungsspitze darüber diskutiert und „wir haben grundsätzlich gut zusammengearbeitet“. So sei er sich mit Bernd Sassenhof (FDP) und Wolfgang Bürger (CDU) 2015 schnell einig gewesen, in der Flüchtlingskrise stabile Häuser zu bauen statt Container aufzustellen. Das zahle sich heute aus. Weigt: „Es ist schön, wenn man auf einer konstruktiven, sachlichen und wertschätzenden Basis miteinander arbeitet. Und das haben wir eigentlich immer gehabt.“
Warum Weigt sich mit 61 Jahren die erneute Kandidatur überhaupt noch einmal antut? Für die Partei, aber auch für sich selbst. „Wir – ich sage bewusst wir, nicht ich – haben in den letzten sechs Jahren eine ganz Menge geschafft.“ Die Früchte dieser Arbeit – und da nennt er insbesondere die neue Feuerwache neben dem Rathaus – wolle er gerne ernten. Eine Wiederwahl habe auch mit Wertschätzung zu tun. „2014 hat manch einer gesagt, nicht ich sei gewählt worden, sondern Heider abgewählt.“ Und dann formuliert Weigt sogar ein Lob für den Vorgänger: „Der hat auch viel Gutes für Overath getan“. Er sei aber an sich selbst gescheitert, weil er die Menschen verprellt habe.