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MarialindenLetzte Franziskanerin verabschiedet sich aus Altenpflege

Lesezeit 3 Minuten

Im Garten des Malteserheims Marialinden wurde Schwester Susanne (4.v.l.) verabschiedet.

Overath – Drei fromme Schwestern haben 1866 den Grundstein für die Kranken- und Altenpflege in Marialinden gelegt, und es sind drei fromme Schwestern, die als letzte Marialinden wieder verlassen, nachdem sie die Verantwortung für das Altenheim bereits vorher in andere christliche Hände, nämlich die der Malteser, übergeben haben. Nach 155 Jahren Franziskanerinnen Salzkotten auf der Höhe zwischen Agger und Naaf fand der Abschied coronabedingt in einem sehr kleinen Kreis statt, in einer von Prälat Josef Herweg gelesenen Heiligen Messe in der Altenheim-Kapelle.

Mit dabei waren Vertreter der Malteser und der Franziskanerinnen sowie der Heim-Mitarbeiterinnen, außerdem Bürgermeister Christoph Nicodemus und das „wandelnde Geschichtsbuch von Marialinden“, Werner Pütz. Pütz kann nun die schriftliche Chronik der Franziskanerinnen in seinem Dorf abschließen. Besonders im Mittelpunkt stand – natürlich – die allerletzte Vertreterin der nach ihrer Schätzung insgesamt 240 bis 250 Franziskanerinnen in Marialinden, Hausleiterin Schwester Susanne Schrammel. Sie selbst geht im Oktober nach Malawi (wir berichteten). Bevor sie das tut, wird sie ihr Englisch, die Amtssprache in Malawi, zwei Monate lang in Chicago/USA verbessern.

„Sie werden mich nicht los!“

In Afrika steht dann für sie nicht nur die Sprache des Volkes, die Bantusprache Chichewa, auf dem Programm, sondern auch viel interkulturelles Lernen, wie ihre „Chefin“, Provinzoberin Schwester M. Angela Benoit, am Rande der Verabschiedung berichtete. Schwester Angela berichtete auch über die Schule, die die Franziskanerinnen ab 1984 in Malawi aufgebaut haben, um sich um die vielen Aids-Waisen zu kümmern. Die Schülerzahl wuchs binnen weniger Jahre von 400 auf 800 und schließlich auf 1300; hinzu kommen 300 Kindergartenkinder.

Nachfolgerin

Die Nachfolge von Schwester Susanne in der Hausleitung tritt zum 1. Juli Annette Mortsiefer an. Quasi als „Eigengewächs“ ist die gebürtige Marialindenerin den 92 Bewohnerinnen und Bewohnern bestens vertraut. Mortsiefer ist nach eigenen Worten bereits seit 30 Jahren im Hause tätig, zunächst im Anerkennungsjahr, dann in der Wohnbereichsleitung, seit 1997 als Pflegedienstleiterin. Das Heim, das seit dem Trägerwechsel 2018 als Malterstift Marialinden firmiert, will sie „nach christlichen Aspekten weiterführen“. (sb)

Die Armut in Malawi sei immens. Menschen müssten weit laufen, um Wasser zu holen, manche würden beim Passieren eines Flusses von Krokodilen angegriffen. Ganz anders die Szenerie in der Kapelle von Marialinden. Mit dem gebotenen Corona-Abstand und geschützt durch FFP2-Masken fanden Malteser und Franziskanerinnen Worte des Danks und der Achtung füreinander, Bürgermeister Nicodemus würdigte die Einrichtung und Prälat Herweg, in Abgrenzung zum früheren Macher-Bundeskanzler Helmut Schmidt, den hohen Wert von Visionen.

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Die warmherzigsten Worte für Schwester Susanne sprach Christoph Freiherr von Lüninck, Vorsitzender des Malteser-Beirates für das Seniorenheim. Der Engelskirchener Unternehmer versprach ihr ganz schnörkellos: „Sie werden mich nicht los!“ Bisher habe er den 17-stündigen Flug nach Malawi gescheut, aber jetzt werde er die Reise antreten. Und dann schenkte er ihr einen Chichewa-Sprachführer sowie ein Buch über und eine CD mit Musik aus Malawi.