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GeflüchtetenunterkunftOverather Stadtrat protestiert gegen geplante neue Ölheizung

Lesezeit 3 Minuten
Ein Haus mit angegammeltem Äußeren steht verlassen in der Landschaft,

Das Übergangsheim in Overath-Steinenbrück ist sichtlich renovierungsbedürftig. Eine neue Ölheizung aber wollen Overaths Stadtratsmitglieder nicht.

Wie die Sanierung einer Notunterkunft im Overather Stadtrat zu Fassungslosigkeit in sämtlichen Fraktionen führen kann.

Gerade erst hatten die Mitglieder des Overather Stadtrates zu Beginn der Sitzung einen engagierten Vortrag gehört zum Thema „100% Erneuerbare Energie - (Wie) Geht das?“, da kam die Stadtverwaltung mit einem Vorschlag um die Ecke, den Ratsmitglieder als „unfassbar“ bezeichneten: Nicht nur soll die Sanierung der Flüchtlingsunterkunft auf dem Lüderich, Am Hauptschacht 24 bis 28, nun in Windeseile vorangetrieben werden, nachdem seit der Bewilligung von Fördermitteln im April 2023 nicht viel passiert war. Es solle auch, so der Vorschlag der Verwaltung, die in der Unterkunft existierende Ölheizung ausgetauscht werden — durch eine andere Ölheizung.

Bürgermeister Christoph Nicodemus vermochte noch zu erklären, dass ursprünglich ein anderes Projekt geplant gewesen sei, für das die Mittel vom Land eingesetzt werden sollten. Dies habe sich aber zerschlagen und lasse sich nicht realisieren.

Keine Erklärung, warum eine neue Ölheizung eingebaut werden soll

Warum allerdings bei der Sanierung der Flüchtlingsunterkunft erneut eine Ölheizung eingebaut werden soll, vermochten die leitenden Vertreter der Verwaltung den Ratsfrauen und -männern nicht zu erklären, es erhob sich eine hitzige Debatte.

Manfred Meiger (SPD) bezweifelte zuallererst, dass es noch gelingen könne, die Aufträge bis zum Ablauf der Frist am Jahresende zu vergeben. Veronika Bahne-Classen, Vorsitzende des Bau- und Planungsausschusses, bezeichnete die hohen Kosten, die die Stadtverwaltung für die Sanierung des Daches der Unterkunft angesetzt hatte, als „auffällig“, und mehrere Ratskolleginnen und -kollegen pflichteten ihr bei.

Overather Stadtverwaltung im Kreuzfeuer der Kritik

Als Nicodemus jedoch erläuterte, dass die bestehende, ziemlich marode Ölheizung durch eine neue Ölheizung ersetzt werden solle, erhob sich Protest von allen Seiten des Ratssaales im Overather Bürgerhaus. CDU-Fraktionschef Oliver Hahn: „Da ist doch der Reflex, zu sagen, das kann in heutiger Zeit nicht sein.“ Natürlich dränge die Zeit, so der Christdemokrat, aber es müsse mindestens geprüft werden, was der Einbau einer Wärmepumpe kosten würde und ob sich von den Fördermitteln etwas abzweigen lasse. Nicodemus stellte dar, dass auch zu prüfen sei, ob ein externer Anschluss vorhanden sei, um in der Umstellungsphase das Heizen sicherzustellen.

Von allen Seiten des Hufeisens, in dem die Tische der Ratsmitglieder angeordnet waren, prasselten vorwurfsvolle und verärgerte Wortmeldungen auf die Verwaltungsbank in der Mitte ein: Die Landesmittel seien schon im April bewilligt worden, argumentierten Ratsmitglieder, da hätte man längst die Kosten für eine Wärmepumpe prüfen können, und das Argument, dass die Verwaltung ursprünglich ein anderes Projekt im Auge hatte, dass sich aber zerschlagen habe, ließen die Ratsvertreter auch nicht gelten.

Frau Reddemann hat gefragt, warum wir solche Konzepte für die Sanierung nicht in der Hinterhand haben. Wenn das so sein soll, beantrage ich fünf neue Stellen im Immobilienmanagement.
Thorsten Steinwartz, Beigeordneter

Beigeordneter Thorsten Steinwartz sprang noch einmal nachdrücklich für seine Kollegen in die Bresche: „Frau Reddemann hat gefragt, warum wir solche Konzepte für die Sanierung nicht in der Hinterhand haben. Wenn das so sein soll, beantrage ich fünf neue Stellen im Immobilienmanagement. Wir können das schlichtweg nicht, die Förderprogramme kommen kurzfristig, mit komplizierten Vorgaben. Wir haben nicht für alles etwas in der Schublade.“

Geflüchtetenunterkunft: Sanierung per Dringlichkeitsbeschluss

Es bedurfte einer Sitzungsunterbrechung für zehn Minuten, um die Wogen zu glätten und einen gangbaren Kompromiss zu finden. Angesichts der sehr knappen Zeitspanne für eine Auftragsvergabe bis 31. Dezember einigte man sich darauf, die Vergabe der Sanierung der Geflüchteten-Unterkunft per Dringlichkeitsbeschluss freizugeben, sofern die Verwaltung dem Rat zuvor eine Berechnung vorlegt, ob der Einbau einer Wärmepumpe in der Unterkunft sich realisieren lässt.

Veronika Bahne-Classen wies noch darauf hin, dass die neue Overather Energiegenossenschaft ja mit einbezogen werden könne — für Solarpaneele auf dem Dach der Unterkunft.