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Nach fast sieben JahrenOverath beschließt Aus für Gewerbegebiet an der Sülz

Lesezeit 4 Minuten
Zwischen Sülz und Landstraße beziehungsweise Untereschbach und der Stadtgrenze zu Rösrath war ein Gewerbegebiet erwogen worden.

Aus und vorbei: Die Überlegungen für ein Gewerbegebiet an der Sülz bei Unterauel wurden aus dem Vorentwurf für den Overather Flächennutzungsplan gestrichen.

2017 gab es in Overath die Idee für ein Gewerbegebiet an der Sülz. Jetzt wurde sie beerdigt; ein neuer Flächennutzungsplan kommt.

Die Stadt Overath bekommt einen neuen Flächennutzungsplan. Er wird den alten aus dem Jahre 1980 ablösen. Der neue Plan soll voraussichtlich ab 2025 in den einzelnen Orten unterschiedlich viele potenzielle neue Wohnbau- und Gewerbeflächen ausweisen. Ein seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts umstrittenes Projekt wurde in letzter Minute beerdigt: Mit einem Gewerbegebiet Unterauel an der Sülz bei Untereschbach wird es nichts mehr werden.

Den neuen Vorentwurf für den FNP mit dieser Änderung beschlossen und auf die Reise durch das gesetzliche Verfahren geschickt hat am Dienstagabend der Bau- und Planungsausschuss. In dem Gremium saßen an diesem Abend sechs Christdemokraten, ein Liberaler, vier Grüne und drei Sozialdemokraten.

Es ist spätestens seit der Flutkatastrophe vor gut zwei Jahren absurd, hier noch weitere Planungen aufrechterhalten zu wollen.
Gerhard Bartel (Grüne) zum Gewerbegebiet an der Sülz

Grüne und SPD ließen keinen Zweifel daran, dass sie einem Planentwurf inklusive Unterauel nicht zustimmen würden. Gerhard Bartel (Grüne): „Es ist spätestens seit der Flutkatastrophe vor gut zwei Jahren absurd, hier noch weitere Planungen aufrechterhalten zu wollen.“ Die Grünen seien aber auch schon vor der Flut gegen die Planung gewesen.

SPD-Vizefraktionschefin Ruth Rocholl sagte, die SPD sei von Anfang an gegen Unterauel gewesen. Für die CDU bekundete deren Sprecher Alexander Willms, dass Unterauel gar nicht unbedingt entwickelt werden, aber als „Planungsreserve“ erhalten werden solle. Ähnlich äußerte sich der Erste Beigeordnete Thorsten Steinwartz. Er wies zudem darauf hin, dass der angedachte Gewerbegebietsbereich auch verkleinert worden sei.

Nach Sitzungsunterbrechung beantragt CDU Aus für Gewerbegebiet

Angesichts des sich abzeichnenden 7:7-Patts im Ausschuss und des dadurch bedingten Scheiterns der Vorlage beantragte CDU-Mann Willms zunächst eine Sitzungsunterbrechung. Anschließend stellte er selbst den Antrag, Unterauel zu streichen.

SPD-Frau Rocholl dankte der CDU für das Entgegenkommen; im Ergebnis wurde der so geänderte Vorentwurf mit den Stimmen von CDU, FDP und SPD auf die Reise geschickt. Die Grünen stimmten dennoch gegen den geänderten Entwurf, zum einen, weil er das von ihnen ebenfalls seit Jahren bekämpfte Gewerbegebiet Ginsterfeld enthält, zum anderen, weil ihnen der potenzielle Flächenverbrauch angesichts stagnierender Bevölkerungszahlen zu hoch erschien.

Vor der Abstimmung hatte der beauftragte Planer Joachim Sterl einen Überblick über die in dem Vorentwurf enthaltenen Veränderungen gegeben. Diese sind besonders groß bei den Wohnbauflächen.

Plan schafft 74 Hektar potenzielle Wohnbaufläche in Overath

Heiligenhaus bekommt 6,2 Hektar neue Wohnbaufläche ausgewiesen, größte Einzelfläche sind 2,4 Hektar südwestlich der Hohkeppeler Straße. Während für Immekeppel nur 0,4 Hektar neue Flächen geplant werden, soll es in Marialinden 11,4 Hektar geben, darunter zwei Flächen mit jeweils 2,2 Hektar.

Der Hauptort Overath bekommt insgesamt 13 Hektar Wohnbaufläche, ein Großteil davon im Bereich Rittberg. In Steinenbrück sollen 15 Hektar ausgewiesen werden, die größte Einzelfläche im Bereich Untersteg hat 5,7 Hektar. Untereschbach bekommt eine Fläche mit 3,4 Hektar an Brüderstraße. Den größten Batzen bekommt Vilkerath: Hier sollen 24 Hektar ermöglicht werden, darunter allein zehn Hektar im Bereich Kreuzgarten.

Nach der Rechnung des Planers bedeutet das insgesamt gut 74 Hektar potenzielle Wohnbaufläche, überwiegend in Vilkerath, Marialinden, Overath und Steinenbrück. Dem stehe ein kommunaler Bedarf von 60 und ein regionaler Bedarf von 24 Hektar gegenüber.

Bei den Gewerbeflächen sind für Brombach 11 000 Quadratmeter vorgesehen, für Immekeppel fünf Hektar am östlichen Ortsrand, für Marialinden 0,5 Hektar Erweiterungsfläche am Autohaus, für Overath-City 18 Hektar nördlich der A 4 und für Vilkerath nordwestlich der Kölner Straße 25 000 Quadratmeter.


Der Flächennutzungsplan

Der Flächennutzungsplan legt fest, in welchen Gebieten sich eine Stadt oder eine Gemeinde welche Entwicklung vorstellen kann. Er ist damit ein „Markt der Möglichkeiten“, so Planer Joachim Sterl vom Büro „Post Welters Partner“ in Dortmund. Unmittelbares Baurecht entsteht damit nicht, dazu muss der Stadtrat erst noch einen Bebauungsplan beschließen.

Was jetzt beschlossen wurde, ist der Vorentwurf für den neuen Flächennutzungsplan, der zuvor in vielen Sitzungen und mit zahlreichen Ortsteilwerkstätten erarbeitet worden war. Der Vorentwurf geht nun in die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und wird zur Einsichtnahme bereitgestellt.

Die Stellungnahmen und Anregungen, die in der frühzeitigen Beteiligung eingehen, werden ausgewertet, vom Bau- und Planungsausschuss abgewogen und münden in den Entwurf des Flächennutzungsplans, den der Bau- und Planungsausschuss beschließt. Das Werk wird erneut ausgelegt und dann endlich vom Rat beschlossen; die Bezirksregierung muss ihn anschließend genehmigen.