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Overath fehlen Kita-Plätze30 Familien fordern nach Absage ihre Rechte ein

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Wie Valentina Miroci (hier mit Sohn Luis)

Wie Valentina Miroci (hier mit Sohn Luis) warten rund 30 Familien dringend auf einen Kindergartenplatz in Overath.

Overath – Valentina Miroci, Patrycia Ungefug und Rut Vogel: drei Overather Mütter, die dringend Betreuungsplätze für ihre Kinder brauchen. Valentina Miroci (30) sucht für ihren im September 2015 geborenen Sohn Luis. Sie klagt: „Bereits seit zwei Jahren versuchen wir einen Platz zu erhalten, jedoch erhalten wir keine Zusagen, sondern nur Absagen, und das Jugendamt kann uns nicht weiterhelfen.“ Wenn bis August nichts passiere, müsse sie ihren Vollzeitjob aufgeben – nach 14 Jahren Betriebszugehörigkeit.

Patrycia Ungefug ist im Sommer ins Eigenheim nach Overath gezogen. In der Folge verlor Sohn Leonard Knall auf Fall seinen Kita-Platz in Gladbach – und bekam jetzt in Heiligenhaus für Sommer eine Absage. Rut Vogel arbeitet in Teilzeit als Lehrerin am Paul-Klee-Gymnasium, ihr Mann ist selbstständiger Heizungsbauer. Für Sohn Anton Karl, der im Sommer eingeschult wird, haben sie einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS) gesucht – und eine Absage bekommen.

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Rut Vogel schreibt in einem Brief an die Vorsitzenden der fünf Ratsfraktionen: „Dass die Eltern jedes Jahr aufs Neue darum kämpfen müssen, weiter arbeiten gehen zu dürfen, ist ermüdend und sollte in einer Gesellschaft, die über Fachkräftemangel klagt, nicht vorkommen.“

Mit ihrem Problem stehen die Familien Miroci, Ungefug und Vogel nicht alleine da. Im Bereich der Kindertagesstätten will die Stadt Overath für das kommende Jahr zwar 913 Plätze beantragen, 26 mehr als im Vorjahr. Das reicht aber nicht aus. Laut Herbert Rijntjes, Leiter des Jugendamtes, haben aktuell zum Kindergartenjahr 2019/20 genau 30 Eltern ihren „Rechtsanspruch angemeldet“ – Eltern, die leer ausgegangen sind und sich damit nicht abfinden wollen.

Probleme gibt es in Overath auch bei der OGS

Diese Eltern haben einen Brief der Stadt bekommen: „Leider kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt keinen freien Platz in einer Kindertagesstätte benennen und keinen Betreuungsplatz zuweisen“, schreibt Rijntjes darin und verweist auf die Möglichkeit, die Kinder von Tagespflegepersonen betreuen zu lassen oder einen Platz in einer anderen Stadt zu suchen. Der Jugendamtsleiter: „Ab voraussichtlich November 2019 werden zusätzlich 20 Plätze in Marialinden und ab Februar 2020 weitere 60 Plätze in Immekeppel zur Verfügung stehen.“ Bis dahin bemühe er sich, „auf allen erdenklichen Wegen, weitere Betreuungsplätze zu schaffen“ und werde sich melden, wenn es Fortschritte gebe.

Argen Platzmangel gibt es auch im OGS-Bereich. Allerdings gibt es hier noch keinen Rechtsanspruch. Im Zuge der Etatberatungen hat Rijntjes vor zwei Wochen im Schulausschuss berichtet, dass an der OGS im Hauptort 20 Kinder im kommenden Jahr nicht versorgt werden können und in Steinenbrück zwölf. Rijntjes im Ausschuss: „Wir bleiben dran.“

Im Fall von Patrycia Ungefug, die in diesen Tagen ihr drittes Kind zur Welt bringt, hat die Stadt inzwischen Wort gehalten: Sohn Leonard hat einen Platz in Sankt Walburga bekommen. Dagegen müssen die Eltern von Luis Miroci und von Anton Vogel weiter bangen – so wie 29 weitere Familien mit Kindern im Kindergartenalter und 31 Familien mit Schulkindern.