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SeifenkistenrennenMit Flitzern und rollenden Badewannen durch Overath

Lesezeit 4 Minuten
Jeweils zwei Piloten treten beim Seifenkistenrennen in Overath gut geschützt gegeneinen an.

Die Strecke genau im Blick: Jeweils zwei Piloten treten beim Seifenkistenrennen in Overath gut geschützt gegeneinen an.

Beim Seifenkistenrennen des Vereins „Flotte Kisten Overath“ gingen Piloten aus ganz Deutschland in teils kuriosen Boliden an den Start.

Schon seit über einem halben Jahrzehnt rollen immer wieder bunte Seifenkisten über den Asphalt vor dem Overather Schulzentrum Cyriax und begeistern Kinder und Erwachsene gleichermaßen an der Rennstrecke. Auch an diesem Sonntag lud der Verein der „Flotten Kisten Overath“ zu einem rasanten Spektakel mit rund 70 Teilnehmern. Auf der Strecke fanden sich kleine und große Piloten, blutige Anfänger und alte Hasen, die gegeneinander antraten, um einen Platz auf dem Podest zu ergattern.

Das allererste Rennen überhaupt war es für den zehnjährigen Henrik Peter aus Overath. Mutter Christine und Papa Wolfgang fieberten gespannt von der Bande aus mit.

Zwei Seifenkosten starten von einer Rampe beim Seifenkistenrennen in Overath.

Gestartet wird beim Seifenkistenrennen mit je zwei Seifenkisten von einer Rampe.

„Seifenkistenrennen ist etwas für die ganze Familie, durch die verschiedenen Klassen kann jeder fahren“, weiß Linda Lorenz von den „Flotten Kisten“ aus Erfahrung. Sie war bis zu ihrem 18. Lebensjahr auch aktiv, musste ihre Rennkarriere an den Nagel hängen, denn zu dieser Zeit gab es keine, bei der auch Erwachsene fahren dürfen. Das ist heute anders, bei der Elite-XL geht es ab einem Alter von 13 Jahren, bei der offenen Klasse ab sieben Jahren los – ohne Grenze nach oben.

Seifenkistenrennen ist etwas für die ganze Familie, durch die verschiedenen Klassen kann jeder fahren.
Linda Lorenz, Mitglied des Vereins „Flotte Kosten Overath“

In der Open-Klasse fuhr auch Henrik, der sogar noch drei weitere Freunde für das Vorhaben begeistern konnte. „Das ist sehr aufregend für alle“, gaben die Peters zu. Vorerst kamen die Jungs mit den geliehenen Kisten vom Verein zurecht, doch Vater Wolfgang hat bereits Pläne: „Ich habe mich mit einem anderen Vater verständigt, selbst eine zu bauen. Ich bin Tischler, er Schlosser, das sollten gute Voraussetzungen sein“, sagt er.

Die Ruhe vor dem Rennen: Blick ins Fahrerlager des Seifenkistenrennens am Overather Schulzentrum.

Die Ruhe vor dem Rennen: Blick ins Fahrerlager des Seifenkistenrennens am Overather Schulzentrum.

Mutter Christine hingegen hat wohl den Grundstein für Henriks Karriere als Seifenkisten-Pilot gelegt, als sie beim „Marktplatz gute Geschäfte“ einen Deal mit dem Ansprechpartner der „Flotten Kisten“, Lucas Lorenz, schloss: ein Workshop für den Sohn gegen Hilfe beim Aufbau am Renntag.

Seifenkisten-Fahrer aus der gesamten Bundesrepublik starteten in Overath

Von überall in Deutschland waren die Teilnehmer angereist: Nürnberg, Rostock, Franken oder Varel. Auch die Deutsche Post, die bereits letztes Jahr ihr Firmenevent in Overath ausgetragen hat, entsandte Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik.

Frauen stehen um eine Seifenkiste mit einer weiteren Frau am Steuer.

Seifenkisten fahren ist ein Hobby für die gesamte Familie.

Für den zwölfjährigen Hendrik Geschka aus Erkrath war es ein Heimspiel. Er fährt für die „Flotten Kisten“ in seiner fünften Saison. Angefangen hat auch er mal in der Open-Klasse, mittlerweile ist er in der Seniorklasse angekommen und trägt nicht nur den Vize-NRW-Titel, sondern darf sich Europameister nennen. „Ja, es ist ein zeitaufwendiges, aber bezahlbares Hobby und es macht riesigen Spaß, sein Kind betreuen und begleiten zu können“, so Mutter Sandra Geschka.

Auch ein Europameister im Seifenkistenfahren kommt aus Overath

Sorgen, dass etwas passieren könnte, machen sich beide Familien nicht. „Kinder machen gefährlichere Sachen, besonders, wenn wir nicht dabei sind“, so Wolfgang Peter lachend. „Es ist weitestgehend ungefährlich. Man fährt mal in die Bande, Schürfwunden und blaue Flecken können passieren, ein Überschlag beispielsweise ist durch den begrenzten Lenkeinschlag eher unwahrscheinlich“, beruhigt Lorenz.

Zwei Piloten treten beim Seifenkistenrennen in Overath gut geschützt gegeneinen an.

Die Strecke genau im Blick: Jeweils zwei Piloten treten beim Seifenkistenrennen in Overath gut geschützt gegeneinen an.

Während die eigene Kiste von Europameister Hendrik golden schimmerte, reihten sich einige kuriose Fahrzeuge auf dem Parkplatz ein. Ob alte Badewanne, Autoscooter, Mülltonne oder aus Paletten, der Fantasie beim Bau für die Juniorklasse sind keine Grenzen gesetzt, spannend werde es beim Aufpimpen, das Reglement sei dennoch sehr streng, so Lorenz.

Durch Youtube auf den Sport in den verrückten Kisten aufmerksam geworden

Und auch ein Pilot muss einiges mitbringen, um erfolgreich die Strecke zu meistern: „Höhen- oder Platzangst wären fehl am Platz, er sollte sich zudem mit Mechanik ein bisschen auskennen, ein gewisser sportlicher Ehrgeiz sollte da sein, aber vor allem Spaß“, zählt Lorenz Voraussetzungen auf.

Von all dem hat Hendrik, der bei Youtube auf den Sport aufmerksam geworden ist, eine Prise und obwohl er bei seinem ersten Wettbewerb Letzter wurde, nie aufgegeben.

In mehreren Durchgängen werden die Bahnen getauscht von den Kontrahenten. „Die Kurven sind nicht gleich lang. Ich habe ausgeholt in der Kurve, um ein steileres Gefälle zu bekommen und die Geschwindigkeit in der Kurve zu erhöhen“, analysierte der Zwölfjährige und wartete gespannt auf seine Zeit. Dass seine Sportart außergewöhnlich ist, hört er immer wieder, seinen ein Jahr älteren Freund Jonathan hat er längst angesteckt. Damit die Gruppe der Seifenkistenpiloten in Overath auch in Zukunft Zulauf hat.