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Nach KritikOverather Schüler fühlen sich durch Podiumsdiskussion politisch nicht beeinflusst

Lesezeit 3 Minuten
Noah, Louis, Leon und Levin stehen nebeneinander.

Noah, Louis, Leon und Levin (v.l.) fühlen sich von der Podiumsdiskussion nicht beeinflusst.

Um möglicher politischer Einflussnahme vorzubeugen, hatte das Schulministerium kurzzeitig überlegt, Podiumsdiskussionen kurz vor der Wahl abzusagen.

Die Aula am Schulzentrum Cyriax war voll bis auf den letzten Platz, einige Schülerinnen und Schüler saßen sogar auf den Treppen oder stellten sich zusätzliche Stühle auf. Das Interesse an der Podiumsdiskussion, zu der das Paul-Klee-Gymnasium (PKG) alle Direktkandidaten des Rheinisch-Bergischen Kreises eingeladen hatte, war groß.

Das leitete der Organisator und Sozialwissenschafts-Lehrer Tobias Goeke auch daran ab, wie konzentriert die Schülerinnen und Schüler im Publikum zuhörten: „Wir Lehrer müssen uns oft mehr anstrengen, damit es so ruhig in der Klasse ist“, sagte er an die Politiker und Politikerinnen gerichtet.

Overaths Schüler fühlen sich nicht beeinflusst

Vor einigen Wochen standen Veranstaltungen wie diese auf der Kippe. Durch die vorgezogenen Wahlen, fielen die Termine näher an den Wahltag, als es sich der NRW-Schulministerium wünschte. Eigentlich sollten politische Veranstaltungen maximal sechs Wochen vor einer Wahl stattfinden, um politische Einflussnahme zu verhindern. Von diesem Einwand rückte das Ministerium allerdings schnell wieder ab. Goeke hätte sich über diese Einschränkung auch gewundert, da die Schule zu solchen Veranstaltungen immer ein breites politisches Spektrum einlade (wir berichteten).

Während der Diskussion, in der sie die Politiker zu den Themen Wirtschaft und Klimaschutz und Außenpolitik befragten, achteten die beteiligten Schülerinnen und Schüler darauf, dass alle Politiker die Redezeit von einer Minute einhielten und dass sich alle an der Diskussion beteiligten. Ihre Wahlentscheidung habe die Veranstaltung nicht beeinflusst, sagten Levin und Louis. Ihre Nachnamen wollen sie nicht in der Zeitung veröffentlichen.

Overaths Schüler bekommen Einblick in Parteiprogramme

„Ich finde die Veranstaltung schon positiv. Es ist gut, die Kandidaten persönlich zu sehen anstatt im Fernsehen und man bekommt einen ganz guten Einblick“, meinte Louis. Er habe schon per Briefwahl gewählt aber die Diskussion hätte an seiner Entscheidung nichts geändert, sagte er.

„Für Leute, die noch nicht so gut informiert sind, ist so ein Format schon gut“, fand Levin. Er habe sich noch nicht zu 100 Prozent entschieden, wen er morgen wählt. „Es ist gut, die Direktkandidaten persönlich zu erleben“, sagte er. Davon fühle er sich aber nicht beeinflusst. Er fand es gut, dass das Publikum auch eigene Fragen stellen konnte. „Das ist gut, wenn man zum Beispiel eine konkrete Frage zu dem Wahlprogramm hat“, meinte er.

Vielleicht sollte man solche Formate generell infrage stellen
Noah, Schüler

Leon dürfe noch nicht wählen, habe sich aber auf die Veranstaltung gefreut, da er politisch interessiert sei. „In den TV-Formaten werden immer nur die Kanzlerkandidaten gezeigt. Ich finde es gut, dass hier auch mal die kleineren Parteien etwas sagen können“, sagte er. Noah sah die Veranstaltung etwas kritischer. Er dürfe zwar auch noch nicht wählen, finde aber: „Eine Minute Redezeit reicht nicht, um auch komplexere Zusammenhänge zu besprechen.“ Er glaube, dass ihn die Diskussion deswegen in seiner Entscheidung nicht beeinflusst hätte. Auf Leons Einwand, dass das in TV-Formaten auch nicht möglich sei, meinte er: „Vielleicht sollte man solche Formate generell infrage stellen.“ Auch die beiden wollen ihre Nachnamen nicht veröffentlichen.

Die Moderatorinnen Julie Hermann, Emma Weise und Valerie Uerdingen machten einen souveränen Eindruck. „Die Anspannung war vorher größer, als in dem Moment“, sagte Weise. Sie hätten sich gut vorbereitet, Goeke habe sie dabei unterstützt. „Am schwersten war es, dass man nichts zu den Beiträgen der Politiker sagen durfte, auch wenn man dachte, dass sie gerade großen Mist erzählen“, sagte Uerdingen.