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Aktion für KinderrechteOverather Sternsinger trotzen Schnee und Kälte

Lesezeit 4 Minuten
Sie bringen Segen und sammeln für Kinder in Not: die Sternsinger Lukas, David, Philipp, Karl, Janne und Mark mit ihren Begleiterinnen Hannah Baßin und Jessica Bernecker in Overath-Marialinden.

Sie bringen Segen und sammeln für Kinder in Not: die Sternsinger Lukas, David, Philipp, Karl, Janne und Mark mit ihren Begleiterinnen Hannah Baßin und Jessica Bernecker in Overath-Marialinden.

Auf ihrem Weg durch den Ortsteil Marialinden trotzten Overather Sternsinger Schnee und Kälte. Sie sammelten Spenden für Kinder in Not.

Ob die Heiligen Drei Könige vor über 2000 Jahren auch unter solchen erschwerten Bedingungen unterwegs nach Bethlehem waren, ist nicht überliefert. Die Sternsinger im Overather Höhenort Marialinden trotzen am Sonntag jedenfalls auch eisiger Kälte, Wind und Regen, um den Menschen den Segen fürs neue Jahr zu bringen.

Die Gruppe um Lukas, David, Philipp, Karl, Janne und Mark macht sich das erste Mal auf den Weg zu den Menschen im Dorf – und viele Türen öffnen sich für die mit Mantel und Krone geschmückten Weisen aus dem Morgenland. So auch die Tür von Irina Koos, die in den vergangenen Jahren bereits mehrere Segensaufkleber an ihrer Tür gesammelt hat. „Da kommt Freude auf, wenn die Kinder kommen und singen, das ist schon süß“, sagt die Marialindenerin und befüllt die Spendendose, worüber sich die Gruppe freut. Die Freude der Fünf- bis Siebenjährigen über die Witterungsbedingungen hält sich hingegen in Grenzen. „Wir haben gedacht, es ist cooler. Jetzt ist das Wetter so schlecht, der Himmel weint und unsere Zehen fühlen sich an wie abgefroren“, so der siebenjährige Lukas.

Auch mit Wegzehrung werden die jungen Sternsinger an vielen Türen in Marialinden versorgt – und mit trockener Ersatzkleidung von den Eltern.

Auch mit Wegzehrung werden die jungen Sternsinger an vielen Türen in Marialinden versorgt – und mit trockener Ersatzkleidung von den Eltern.

Ihre Begleiterinnen Hannah Baßin und Jessica Bernecker wissen, wie sie die Laune der Kinder wieder verbessern. „Wir machen mal eine Schokopause“, schlagen sie nach dem Besuch bei Familie Koos vor und packen eine große Tafel Schokolade aus, die die Motivation schnell steigert. „Zum Glück haben wir genug Süßigkeiten in der Tasche“, sagt David, dankbar die Schokolade schmatzend. „Es passiert immer mal, dass jemand nicht mitmacht, die Gemeinschaft trägt sie aber“, so die Wegbegleiterinnen, die auch mal in vor Kälte tränende Augen schauen müssen. „Den Kindern ist aber bewusst, wofür sie das machen“, lobt Baßin das Durchhaltevermögen und erinnert sich an ihre eigene Zeit als Sternsingerin. „Da war es genau so kalt und nass, die Segenssprüche kenne ich noch. Was vor allem bleibt, sind die Freundschaften, die auch ich geknüpft habe“, schwelgt sie in Erinnerungen.

Durch nicht enden wollenden Regen geht es weiter an die nächste Tür, die Zähne klappern im Takt zur Spendendose. Katrin Marsch erwartet die Sternsinger schon und begrüßt Lukas und seine Freunde herzlich: „Ich habe etwas Wegzehrung für euch vorbereitet, Regenschirme wären allerdings vielleicht besser gewesen“, sagt sie lachend. „Meine Tür ist frisch gestrichen, deswegen sind keine Aufkleber mehr da“, erklärt sie und nimmt erfreut ihren neuen Segensaufkleber entgegen. „Mit dem Segen fängt das Jahr gut an“, findet sie und lobt das Engagement der Kinder, die sich die Verse aufgeteilt haben, so dass jeder einen Teil vorträgt, ehe sie im Chor „Stern über Bethlehem“ anstimmen.

Trotz Kälte und Schneematsch sind die Sternsinger rund um den heutigen Dreikönigstag vielerorts unterwegs.

Trotz Kälte und Schneematsch sind die Sternsinger rund um den heutigen Dreikönigstag vielerorts unterwegs.

Die kalten und nassen Füße plagen Lukas immer mehr, so dass Papa Benjamin Bernecker ihn auf der Wegstrecke abpasst, um ihm trockene Schuhe zu bringen. „Das ist doch selbstverständlich“, winkt er ab. „Es hat auch im Vorfeld schon richtig viel Spaß gemacht, mit Lukas für heute zu lernen“, sagt der Retter in der Not, bevor er wieder ins Auto einsteigt. „Viel besser mit den Ersatzschuhen“, stellt Lukas fest und marschiert weiter mit seiner Gruppe durch den Ort und in Richtung Pfarrheim zur Mittagspause, wo Pizza auf die insgesamt 56 Kinder wartet.

„So viele Sternsinger hatten wir noch nie. Wir sind in die Schule gegangen, haben alle Klassen persönlich angesprochen und Filme vorgeführt“, so die Organisatorinnen Dominika Kremer und Nicole Dutzi. Vom Kindergarten bis zur siebten Klasse haben sie Teilnehmer gewonnen, um für das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ zu sammeln. Kinderrechte in Kolumbien und Kenia ist das diesjährige Motto, angesprochen fühlen sollen sich nicht nur katholische Kinder. Auch sonst geht das Dreikönigssingen mit der Zeit, denn gespendet werden kann nicht nur bar, sondern auch digital über einen QR-Code.

Den Segensspruch bringen die Kinder an den Türen der Menschen an, die oft seit Jahren von ihnen besucht werden.

Den Segensspruch bringen die Kinder an den Türen der Menschen an, die oft seit Jahren von ihnen besucht werden.

„Dieser Tag wird wohl allen in Erinnerung bleiben“, sagt eine Mutter. „Wer nicht mehr kann, muss heute nicht mehr durch die Straßen ziehen. Ihr könnt auch gerne in den nächsten Tagen nochmal los“, zeigt Nicole Dutzi Verständnis. Dank trockener Ersatzkleidung, die von vielen Eltern gebracht worden ist, machen sich viele Kinder nach dem Mittagessen gestärkt und mit frischem Elan auf den Weg für die Nachmittagsrunde zu den Menschen, die sie erwarten.

„Alle waren bisher nett. Viele wollen direkt was in die Dose tun, wir sagen dann: erst, wenn wir fertig sind“, sagt Lukas und ist sich mit seinen Freunden einig, dass sie trotz aller Hürden auch im nächsten Jahr wieder dabeisein wollen, um von Marialinden aus anderen Kindern irgendwo auf der Welt etwas Gutes zu tun.