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RegionalplanDeswegen wird wieder um stillgelegte Erddeponie Lüderich diskutiert

Lesezeit 3 Minuten

Blick auf das Deponiegelände am Lüderich in Overath-Steinenbrück

Rhein-Berg – Eigentlich ist die Erddeponie am Lüderich seit Anfang 2020 stillgelegt. Im Regionalplan, der zurzeit neu aufgestellt wird, aber scheint sie offenbar quicklebendig: Im Planentwurf prangt auf der Höhe oberhalb von Overath-Steinenbrück eindeutig das Symbol für „Abfalldeponie“. Und in den Erläuterungen heißt es noch dazu: „Erforderliches Deponievolumen soll vorrangig an bestehenden Deponiestandorten (auch bereits stillgelegten Standorten), insbesondere durch deren Erweiterung, Aufstockung oder Wiederinbetriebnahme geschaffen werden.“

Bürger protestierten gegen Wiederaufnahme

Also eine Wiederbelebung der Erddeponie, gegen die Hunderte Bürgerinnen und Bürger Sturm gelaufen waren und für dessen endgültiges Ende Anfang 2020 die Verantwortlichen ihr Wort gegeben hatten? CDU-Kreistagsfraktionsvize Uwe Pakendorf, der seinen Kreiswahlbezirk am Fuße des Lüderichs hat, ist entsetzt. „Die Versprechungen der Politik zum Ende der Erddeponie müssen Bestand und Vorrang haben“, fordert er im Gespräch mit dieser Zeitung.

„Wir haben keinen Einfluss darauf gehabt, dass die stillgelegte Erddeponie hier noch einmal aufgenommen werden musste“, sagt der Vorsitzende des mit der Regionalplanaufstellung befassten Regionalrats, Rainer Deppe aus Overath, auf Anfrage.

Chronologie der Ereignisse

Geschichte der Erddeponie Lüderich

1978 wurde das Erzbergwerk Grube Lüderich auf dem gleichnamigen Berg bei Overath-Steinenbrück geschlossen. Auf dem Gelände, das später zur Erddeponie wurde, befand sich damals der Zentralschacht der Grube, dessen Gebäude und Maschinen abgetragen wurden.

1996 wurde eine Erddeponie auf dem 16 Hektar großen Gelände über dem ehemaligen Zentralschacht genehmigt für die Ablagerung von 1 900 000 Kubikmetern Bodenaushub.

2010 scheitert der zunächst auch in der Politik befürwortete Versuch, neben Erdaushub (Deponieklasse 0) auch Abfälle der Deponieklasse 1 (unter anderem Rostasche aus der Müllverbrennung) zu erlauben an massivem Widerstand aus der Bevölkerung.

2019 schließt die Erddeponie Lüderich wie geplant zum Ende des Jahres. Weitere zunächst nicht angekündigte Anfahrten von Rekultivierungsboden in den folgenden Monaten sorgen unterdessen für Ärger bei den aufmerksamen Anliegern.

2022 Mehr als 55.000 Kubikmeter „Rekultivierungsschicht aus Mutterboden“ sind nun über der Erddeponie aufgeschichtet. Die Beteiligten haben sich mit den Bürgerinnen und Bürgern auch über die Herstellung eines (Wander-)Wegenetzes auf dem vormaligen Deponiegelände verständigt. (wg)

Vielmehr sei es eine planerische Vorschrift des Landesentwicklungsplans gewesen, auch ehemalige Deponiestandorte weiter mit der textlichen Beschreibung aufzunehmen. „Gerade deshalb haben wir in einer Anlage die Unterscheidung deutlich gemacht.“ Tatsächlich ist in einer Erläuterungskarte zum Regionalplanentwurf die Erddeponie Lüderich eindeutig als Deponie in der „Stilllegungsphase“ aufgeführt.

Rainer Deppe beruhigt besorgte Bürger

„Es besteht kein Grund zur Besorgnis, dass dort noch einmal ein Deponiebetrieb aufgenommen wird,“ zeigt sich der CDU-Landtagsabgeordnete Deppe überzeugt. Im Gegenteil: „Im bisherigen Regionalplan war der Standort noch als »in Betrieb« ausgewiesen. In der Erläuterungskarte haben wir jetzt ausdrücklich festgehalten, dass es sich um eine Deponie in der Stilllegungsphase handelt.“

Im Entwurf des neuen Regionalplans ist die Ende 2019 geschlossene Erddeponie Lüderich weiter als Deponiefläche (Dreieck) ausgewiesen.

Die Maßgabe des Landes, Alt-Standorte von Deponien zur Ressourcenschonung weiterhin in Plänen als Reserven zu berücksichtigen gilt NRW-weit. „Wir müssen aber schauen, dass unsere Haltung zum Ende der Erddeponie Lüderich auch dann Bestand hat, wenn sich der Wind nach zehn Jahren vielleicht noch einmal dreht“, sagt Pakendorf und regt eine Bekräftigung der seinerzeit zum Ende der Deponie getroffenen politischen Festlegung an.

Status quo spielt eine Rolle

Regionalratsvorsitzender Deppe bekennt, dass er auch der Kreisverwaltung geraten hat, im derzeit laufenden Beteiligungsverfahren noch einmal auf den Status quo der stillgelegten Erddeponie Lüderich hinzuweisen.

Der Kreis ist nicht nur für die Abfallentsorgungsplanung zuständig, sondern selbst als Teilhaber mit 25 Prozent über den Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV), der je zur Hälfte von den Kreisen Rhein-Berg und Oberberg getragen wird, an der Deponiebetreibergesellschaft Avea beteiligt.

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Selbst wenn noch einmal jemand die Erddeponie aufstocken und dafür erneut in Betrieb nehmen wollte, sieht der Regionalratsvorsitzende dafür schlechte Chancen: „Der Planfeststellungsbeschluss für die Erddeponie war zeitlich begrenzt“, sagt er. „Um die Deponie noch einmal in Betrieb zu nehmen, bedürfte es eines neuen Planfeststellungsverfahrens – mit allen Prüfungen.“