Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

SchiedsrichtertagSatter Zuwachs an Unparteiischen im Fußballkreis Berg

Lesezeit 3 Minuten
Der Kreisschiedsrichterausschuss mit seinem alten und neuen Vorsitzenden Cem Sayilgan (4.v.l.) präsentiert sich dem Fotografen.

Der bis einschließlich 2028 gewählte Kreisschiedsrichterausschuss mit seinem alten und neuen Vorsitzenden Cem Sayilgan (4.v.l.) aus Gummersbach

Cem Sayilgan, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, und seine Mitstreiter wurden für vier weitere Jahre gewählt.   

Der Fußball-Schiedsrichter hat es nicht einfach. Mindestens 90 Minuten lang muss er sich gegen nörgelnde Spieler und durchdrehende Trainer beweisen, nach dem Abpfiff bekommt er es dann auch noch mit den Zuschauern zu tun, die ja schon immer wussten, wo sein Auto steht. Über unmögliches Verhalten gegenüber Unparteiischen und chaotische Zustände auf dem Fußballplatz ist zu Recht viel geschrieben und diskutiert worden.

Der Schiedsrichtertag im Fußballkreis Berg  und der von den Referees dafür verfasste Bericht bietet Gelegenheit nachzufragen: Wie steht es denn aktuell um die Disziplin auf und neben dem bergischen Rasen?

Es ist meine Aufgabe, für den beteiligten Schiedsrichter einfach da zu sein und ihn nicht alleine zu lassen mit seinen Sorgen
Manfred Hartmann, psychologischer Helfer für Schiedsrichter

Wahr ist: Im vergangenen Jahr notiert der Overather Manfred Hartmann, speziell ausgebildet für die psychologische Unterstützung der Schiris im hiesigen Fußballkreis, exakt 38 Vorfälle. 2023 waren es 18 Fälle, 2022 genau 21. Als „Vorfall“ gelten natürlich Gewalt oder verbale Attacken gegen Schiedsrichter, zum Beispiel aber auch eine Beratung in Sachen Diskriminierung. Bewusst bleibt Hartmanns Bericht für die Jahre 2022 bis einschließlich 2024 vage, um keine Rückschlüsse zu ermöglichen. Hartmann stellt aber klar: „Es ist meine Aufgabe, für den beteiligten Schiedsrichter einfach da zu sein und ihn nicht alleine zu lassen mit seinen Sorgen.“

Warum es 2024 vergleichsweise viel Arbeit für den psychologischen Helfer gab, ist Spekulation. Torsten Jäger vom Vorstand des Kreisschiedsrichterausschusses (KSA) betont aber, dass verschiedene Kampagnen und vor allem Schulungen der Unparteiischen in den vergangenen ein bis zwei Jahren dazu geführt hätten, nicht mehr über jedes Fehlverhalten hinwegzusehen. „Die Schiris sind sensibler geworden“, findet Jäger.

Zahl der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ist um 26 Prozent gestiegen

Szenenwechsel: Wahr ist nämlich auch, dass das Ehrenamt mit Pfeife im Bergischen lange nicht mehr so beliebt war. Satte 232 Frauen und Männer leiten derzeit die Spiele, ein Plus von 26 Prozent gegenüber dem Beginn der KSA-Amtszeit Ende 2021 und ein Wert, auf den KSA-Chef Cem Sayilgan ziemlich stolz ist. „Wir haben insgesamt sieben Neulingslehrgänge organisiert“, berichtet Sayilgan am Montag der Versammlung.

Als erhebliche Unterstützung wertet er die DFB-Aktion „Profi wird Pate“, in deren Rahmen etwa der Wiehler Schiri-Neuling Thomas Krämer von Bundesliga-Referee Frederick Assmuth begleitet wurde. Aber genauso wertvoll seien die Anstrengungen der bergischen Fußballclubs gewesen, vorhandene Schiedsrichter bei der Fahne zu halten. „Es darf aber nicht nur um die Quantität unserer Schiedsrichter gehen, auch die Qualität muss stimmen“, sagt Fußballkreischef Jürgen Liehn in seinem Grußwort. „Und da muss ich sagen: Ich bin wirklich hochzufrieden.“

In der Kreisliga A pfeifen wieder Gespanne

In der neu begonnenen Amtszeit des KSA, die diesmal vier statt drei Jahre dauert sollen jedenfalls weitere Maßnahmen zum Schutz der Unparteiischen umgesetzt werden: Hartmann soll künftig etwa automatisch bei Sportgerichtsverhandlungen anwesend sein, wenn Schiedsrichter beteiligt sind, sein Team weiter ausbauen und einen noch direkteren Draht zum Kreisvorstand bekommen. Die bergischen Fußballer bemerken die hohe Nachwuchsquote bei den Schiedsrichter übrigens längst: In der Kreisliga A würden nun regelmäßig wieder Gespanne eingesetzt und das wolle man auch so beibehalten, berichtet Cem Sayilgan.

Der nächste Neulingslehrgang findet vom 25. bis 27. April in Ründeroth statt. Anmeldungen über die Sportvereine.


Wahlen

Einstimmig befürwortete der Kreisschiedsrichtertag eine dritte Amtszeit von Cem Sayilgan als Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses im Fußballkreis Berg. Der 35-jährige Gummersbacher bleibt bis einschließlich 2028 im Amt. Als Kreisschiedsrichterlehrwart wurde Nick Herbrig bestätigt, Vertreterin der jungen Generation bleibt Sarah Pickartz. Ohne Gegenstimme wurden Dominik Kaysers, Rainer Richerzhagen, Marcel Cieslarzyk, Torsten Jäger und Dennis Schräder als Beisitzer wiedergewählt.

Neue Beisitzerin ist Cora Pinner: Die 24-jährige Schiedsrichterin vom SSV Süng wird sich der Öffentlichkeitsarbeit des KSE widmen und erhielt ebenfalls alle Stimmen der Versammlung.

Aus dem Lehrstab verabschiedet wurden Noah Straeten, Bryan Brant und – mit stehendem Beifall – Riza Tokmak, der über 20 Jahre in verschiedenen Funktionen für die bergischen Schiedsrichter aktiv war.

Schiedsrichter Reza Khanzadeh (M.) erhält für seine Verdienste um den Fußball die Goldene Verdienstnadel des FVM aus den Händen von Michael Bernhardt (l.), , und Cem Sayilgan..

Schiedsrichter Reza Khanzadeh vom SV Refrath (M.) erhält für seine Verdienste um den Fußball die Goldene Verdienstnadel des FVM aus den Händen von Michael Bernhardt (l.), stv. Vorsitzender des Verbandsschiedsrichterausschusses, und Cem Sayilgan, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses Berg.

Die Goldene Verdienstnadel des Fußball-Verbandes Mittelrhein für langjährige Verdienste um den Fußball bekam der Refrather Reza Khanzadeh.