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Bau-ProfessorSpezialist: A4-Brücke Untereschbach kann auf Dauer gerettet werden

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Foto der Autobahnbrücke sind Stahlträger zeichnerisch angedeutet.

Landstraße tiefer legen, Stahlträger einziehen und gut ist: Mit dieser Zeichnung illustriert Professor Wörzberger seinen Vorschlag.

Könnte die vor kurz dem Abriss stehende Autobahnbrücke Untereschbach gerettet werden, wenn man die überquerte Landstraße etwas tiefer legt?

Ist der Abriss der Autobahnbrücke Untereschbach überflüssig? Könnte die Brücke technisch so verstärkt werden, dass sie hält – nicht nur für ein paar Jahre, sondern auf Dauer? Und wenn es so sein sollte: Hätte die Autobahn GmbH dann den Mut, ihre bisherigen Vorbereitungen zu stoppen?

Ralf Wörzberger, in Rösrath lebender emeritierter Professor für Bau- und Tragkonstruktion, schlägt vor, die Autobahnbrücke über die Landstraße 136 in Untereschbach nicht abzureißen, sondern sie durch eine Reihe von Stahlträgern zu verstärken. Um den Platz für die Träger zu schaffen, müsste die Landstraße 136 von Bensberg nach Overath um circa einen Meter tiefer gelegt werden; anschließend könnten in den vorhandenen Wänden Auflagertaschen geschaffen und die Stahlträger eingezogen werden.

Es ist ein Vorschlag, der auf Anhieb erst einmal bestechend einfach klingt. Zu einfach, irgendwie. Denn warum sollten die Bundes-Straßenbauer so aufwendig und kompliziert Abriss und Neubau und Umleitungen und Zeitpläne und Schülerspezialverkehre und Fußgängertunnel planen, wenn es auch so einfach geht?

Autobahn GmbH schweigt bislang

Indes bleiben Anfragen der Redaktion bei der Autobahn GmbH mehr als unbefriedigend. Auf eine am Dienstag vergangener Woche, unmittelbar nach der Rösrather Ratssitzung, gestellte Anfrage hat es bislang keine inhaltliche Antwort gegeben. Was es stattdessen gab, zuletzt am Montagabend, war im Wesentlichen der Hinweis auf die hohe Arbeitsbelastung der Straßenbauer und darauf, dass die erste Antwort natürlich Professor Wörzberger bekommen werde.

Indes sind die Vorbereitungen zu Abriss und Neubau in Untereschbach weit fortgeschritten. Andere Straßenbaubehörden haben, auch auf Druck der Kreistagsfraktionen, ihre eigenen Pläne auf die der Bundes-Bauer ausgerichtet. Gibt es da noch irgendeine Chance für den Alternativvorschlag?

Es ist ein bisschen so, also ob Ihnen im nächsten Moment die Beine amputiert werden sollen. Sie sagen „Stopp, ich will doch nur neue Hüftgelenke“, aber der Operateur widerspricht: „Wir sind so weit mit den Vorbereitungen fortgeschritten, wir amputieren jetzt.“
Ralf Wörzberger

Ingenieur Wörzberger selbst wirkt skeptisch: „Es ist ein bisschen so, also ob Ihnen im nächsten Moment die Beine amputiert werden sollen. Sie sagen ‚Stopp, ich will doch nur neue Hüftgelenke‘, aber der Operateur widerspricht: ‚Wir sind so weit mit den Vorbereitungen fortgeschritten, wir amputieren jetzt.‘“

Fachlich steht der 74-Jährige weiterhin zu seinem Vorschlag, erläutert, dass das Gefälle unter der Brücke die Sache noch einfacher mache. Und dass man im Bereich der Fußgängerwege auch Konsolträger einziehen könnte, auf die man dann die Stahlträger auflege. Und dass er gerne mit Rat zur Seite stehe, wenn es Fragen gebe. Wörzberger: „Das sind lauter Detailfragen, die man mit Kollegen besprechen kann. Ich warte darauf, dass jemand deshalb auf mich zukommt. Es kommt aber keiner.“

Vorschlag an die Zentrale nach Berlin geschickt

Dass niemand auf ihn zukommt, kennt der Ingenieur nach eigenem Bekunden schon: 2018 habe er seinen Vorschlag schon einmal unterbreitet, damals noch bei Straßen.NRW. Nichts sei passiert damals. Er vermute, dass die Idee mit dem Wechsel der Autobahn-Zuständigkeit von Straßen.NRW zur neu gegründeten Autobahn GmbH des Bundes unter die Räder gekommen sei.

Jetzt habe er seinen Vorschlag noch einmal an die Autobahn GmbH des Bundes geschickt, und zwar direkt an die Zentrale in Berlin. Von der Niederlassung Rheinland habe sich im Anschluss eine Mitarbeiterin aus der Pressestelle bei ihm gemeldet und nachgefragt.

Beton wird nicht schlecht.
Ralf Wörzberger

Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt Wörzberger seine Haltung: „Ich versuche zu zeigen, wie es gehen könnte, und warte nun auf Gegenargumente, die sagen: Darum geht es nicht.“ Der Vorteil seiner Lösung liege doch auf der Hand: „Die Autobahn muss überhaupt nicht angetastet werden, der Verkehr kann weiter fließen.“

Wie lange so eine Lösung denn halten würde – für drei Jahre oder für fünf? Wieder kommt die Antwort sehr schnell und sehr klar. Ralf Wörzberger: „Für immer. Beton wird nicht schlecht, und Stahl, solange er nicht rostet, ebenso wenig. Wenn es regelmäßige Brückenprüfungen gibt, dann hält das unbegrenzt.“


Thema im Rösrather Stadtrat

In Rösrath hat die CDU-Fraktion im Stadtrat auf die Überlegungen von Ralf Wörzberger aufmerksam gemacht. In einer schriftlichen Anfrage bat sie die Stadtverwaltung, beim Landesbetrieb Straßen NRW und bei der Autobahn GmbH nachzufragen, ob Wörzbergers Konzept „als realistische Alternative zu einem Abriss und Neubau“ der Autobahnbrücke in Untereschbach in Betracht komme. Die Stadtverwaltung sagte dies zu.

Angesichts der Belastungen von Land- und Kreisstraßen, die durch den geplanten Abriss und Neubau der Autobahnbrücke über einen mehrjährigen Zeitraum zu erwarten sind, dringt die CDU nachdrücklich darauf, Alternativen zu prüfen. „Die Idee ist betörend“, sagt CDU-Fraktionschef Marc Schönberger zu der von Wörzberger in die Diskussion gebrachten Alternative. Es handele sich um „eine wirklich gut durchdachte Sache“. Daher solle die Politik sich auch auf Kreisebene mit Alternativen zur bisherigen Planung beschäftigen. (tr)