AboAbonnieren

Zu wenig Frauen in FührungspositionenStadt Overath muss bei Gleichstellung nachlegen

Lesezeit 4 Minuten
Piktogramme weisen auf Toiletten für Männer, Frauen und Allgender / Transgender hin.

In der Overather Verwaltung gibt es eine Kluft zwischen Männern und Frauen bei der Verteilung von Führungspositionen.

Obwohl in der Stadtverwaltung mehr Frauen als Männer arbeiten, sind weibliche Führungskräfte unterrepräsentiert. Das will die Verwaltung dagegen tun.

In der Overather Verwaltung arbeiten zehn Prozent mehr Frauen als Männer – und trotzdem sind sie in den höher bezahlten Positionen unterrepräsentiert.

Eine Analyse, die die Gleichstellungsbeauftragte Sandra Partsch im Haupt- und Finanzausschuss vorstellte, zeigt deutlich, dass es die sogenannte „gläserne Decke“ auch in der Verwaltung gibt. Der Begriff soll verdeutlichen, dass es eine unsichtbare Barriere gibt, die es Frauen trotz hoher Qualifikationen häufig erschwert, in höhere Positionen zu kommen.

Overath: In einigen Besoldungsgruppen sind nur Männer vertreten

Das zeichnet sich in der Overather Verwaltung besonders in den Besoldungsgruppen A13 bis A16 und B4 ab: Hier liegt der Männeranteil bei 100 Prozent. Das Geschlechterverhältnis bei den Beamten sei zwar relativ ausgeglichen, trotzdem sehe die Gleichstellungsstelle in den höheren Besoldungsstellen einen „klaren Handlungsbedarf“, um es auch Frauen zu ermöglichen, in Führungspositionen zu kommen. Denn auch hier sind sie mit 41 Prozent deutlich unterrepräsentiert.

In den übrigen höheren und mittleren Entgeltgruppen überwiegt der Anteil der Männer ebenfalls stark. Diese Kluft weise auf „strukturelle Barrieren hin, die Frauen daran hindern, in diesen Positionen vertreten zu sein“, heißt es in der Analyse.

Betreuungsstrukturen machen Frauen Weg in Führungspositionen schwer

Über diesen Satz stolperte Björn Benner (CDU). Er verstehe nicht, welche strukturellen Barrieren Frauen daran hindern sollten, auch in Führungspositionen zu kommen.

Bürgermeister Christoph Nicodemus (parteilos) versuchte aufzuklären: „Zu Führungspositionen gehört auch, an Veranstaltungen wie dieser teilzunehmen. Wenn das Umfeld nicht stimmt, der Partner die Kinder nicht hüten kann und Oma und Opa auch nicht einspringen können, wird das schwer.“ Die Stadt könne keine 24-Stunden-Kita anbieten und generell machten es die Betreuungsstrukturen sehr schwer, Termine außerhalb der geregelten Arbeitszeiten wahrzunehmen.

Freuen übernehmen noch immer Großteil der Kinderbetreuung

Dass die Verantwortung für die Kinderbetreuung weiterhin zum Großteil bei den Frauen liegt, zeigt sich auch in der Verteilung der Teilzeitbeschäftigten: 82 Prozent dieser Gruppe sind Frauen, ihr Anteil an den Vollzeitbeschäftigten liegt hingegen nur bei 41 Prozent. Noch deutlicher wird das, wenn man vergleicht, wie lange Frauen und Männer in der Stadtverwaltung laut der Analyse Elternzeit nehmen.

Während Männer meist nur bis zu zwei Monaten in Elternzeit sind, wählen Frauen tendenziell einen längeren Zeitraum von bis zu 36 Monaten. „Das heißt, dass sie dementsprechend auf mehr Rentenanspruch verzichten“, sagte Partsch. Auch Frauen in Führungspositionen sind in Teilzeit beschäftigt. Manfred Meiger (SPD) machte darauf aufmerksam, dass das den Schnitt der weiblichen Führungskräfte etwas verfälsche. „Das kann man auch positiv sehen: Bei uns ist es möglich, auch in hohen Positionen in Teilzeit zu arbeiten“, meinte Nicodemus.

Overath möchte Frauen den Weg in Führungspositionen erleichtern

Die Gleichstellungsstelle arbeite aber daran, Frauen weiterzubilden und Führungspositionen für sie zugänglicher zu machen. Damit würden sie schon beim Nachwuchs anfangen: Alle drei dualen Studienplätze der Stadt seien zum Beispiel mit jungen Frauen besetzt. Mit dem Bachelor of Law könne man in den gehobenen Dienst einsteigen, „wir sind aktiv daran interessiert, Damen mit entsprechenden Qualifikationen fürs Berufsleben auszustatten“, sagte der Bürgermeister.

Darüber hinaus hat die Verwaltung einen neuen Gleichstellungsplan erarbeitet. Der alte war für 2019 bis 2024 ausgelegt gewesen und hat einige Ziele nicht oder nicht vollständig erreicht. Trotzdem seien einige Maßnahmen erfolgreich gewesen und diese würden im neun Plan weiter verfolgt. In Stellenausschreibungen wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass Bewerbungen von Frauen ausdrücklich erwünscht sind.

In Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, werden genau so viele Frauen wie Männer zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden, wenn die Qualifikationen stimmen. Der neue Plan sieht unter anderem vor, dass Teilnehmende von Bewerbungsgesprächen geschult werden, um geschlechterspezifische Vorurteile in Bewerbungsverfahren abzubauen. Auch sollen gerade Männer mehr über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lernen.

„Es liegt in der Natur der Sache, dass man bei so einem Thema mehr machen möchte. Der Plan sieht sehr vielversprechend aus“, sagte Hans Schlömer (SPD). Der Ausschuss stimmte einstimmig dafür, dem Rat den neuen Plan zu empfehlen.