AboAbonnieren

Hamacher HolzbauOverather Familie gewinnt Rheinisch-Bergischen Unternehmenspreis

Lesezeit 5 Minuten
Ulrich, Christiane, Fabian und Florian Hamacher (v.l.) stehen in der Produktionshalle ihres Unternehmens. Hier werden die Wände für die Gebäude zum größten Teil aufgebaut.

Ulrich, Christiane, Fabian und Florian Hamacher (v.l.) stehen in der Produktionshalle ihres Unternehmens. Hier werden die Wände für die Gebäude zum größten Teil aufgebaut.

Die Familie sei mit ihrem Engagement ein guter Botschafter für den Wirtschaftsstandort Rhein-Berg.

Eine Hauswand schwebt in der Halle von Hamacher Holzbau durch die Luft. Das ist hier nichts Ungewöhnliches, die halbautomatische CNC-gesteuerte Produktionsstraße unter der Decke bewegt einige Wände und Balken am Tag von einem Ort zum anderen.

Vertreter der Firma Hamacher Holzbau Overath sowie der Jury des Rheinisch-Bergischen Unternehmerpreises am Montagabend (23.9.) bei der Preisverleihung auf Schloss Bensberg.

Verleihung des Rheinisch-Bergischen Unternehmerpreises am Montagabend (23.9.) auf Schloss Bensberg.

An die Anfänge des Holzbauunternehmens erinnert heute nur noch wenig: „Wir haben an der Hammermühle angefangen. Da haben wir bei Hochwasser Stege gebaut, um noch arbeiten zu können“, berichtet Ulrich Hamacher. Seinen Ursprung hat das heutige Holzbauunternehmen im Handwerk: Bis 1958 habe sein Vater eine Zimmerei betrieben, bis er sich mit einem Partner zusammengetan und nicht mehr nur Dachstühle gebaut, sondern auch selbst geplant habe.

Ulrich Hamacher ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten: Er machte eine Ausbildung zum Zimmermann, studierte Holzbautechnik in Rosenheim und gründete 1985 mit seinem Vater die Hamacher GmbH. In ihr brachten sie die Umsetzung und Planung von Gebäuden aus Holz unter ein Dach. Doch starb sein Vater noch im selben Jahr relativ früh und plötzlich. „Seitdem habe ich das Unternehmen alleine mit meiner Frau geführt und weiterentwickelt“, sagt Hamacher.

Söhne steigen in Unternehmensführung ein

Bis 2020, da sind die Söhne Fabian und Florian mit in die Geschäftsführung eingetreten. Sie haben vorher schon im Unternehmen der Eltern gearbeitet und seit Anfang des Jahres leiten sie dieses alleine. „Als ich 50 geworden bin, habe ich zu ihnen gesagt: Wenn ihr weitermachen wollt, überlegt euch wie. Wenn ich 55 Jahre alt bin, frage ich euch wieder“, berichtet Hamacher. Also hätten sich die beiden zusammengesetzt und überlegt, wie sie sich ihre Zukunft im Unternehmen vorstellen könnten und kamen zu dem Schluss: „Wir machen das nur zusammen.“ Das Pensum, das ihre Eltern gestemmt haben, „brauchen wir alleine nicht“, sind die Brüder sich einig. Sie hätten aber auch eine gut ausgebildete zweite Führungsebene, an die sie wichtige Aufgaben delegierten.

Da sie sehr unterschiedliche Menschen seien, laufe die Zusammenarbeit aber nicht ohne Konflikte ab: „Auch bei uns gibt es manchmal kreatives Köpfeaneinanderhauen“, räumt Florian Hamacher ein. Da sie aber verschiedene Bereiche verantworten, arbeiteten sie in der Doppelspitze gut zusammen. Florian Hamacher ist Zimmermann und Holzbauingenieur, sein Bruder Fabian ist BWL-er, da seien die Aufgaben klar verteilt.

Viel Erfahrung mit weniger Verantwortung

Seit sie das Unternehmen übernommen haben, ist ihr Vater nur noch als Berater angestellt: „Das ist für uns super. So haben wir viel Erfahrung, die man gut nutzen kann“, sagt Fabian Hamacher. Und ihr Vater habe mehr Zeit, sich um seine Enkel zu kümmern. „Ich habe hier nichts mehr zu sagen. Aber das ist auch gut so“, findet Ulrich Hamacher. Er lasse seinen Söhnen freie Bahn und vertraue darauf, dass sie das Unternehmen voranbringen. „Sie haben das Unternehmen in den letzten Jahren super weiterentwickelt“, findet auch ihre Mutter Christiane Hamacher.

Sie haben zum Beispiel ein neues Betriebssystem eingeführt: „Das alte hat uns alle viele Nerven gekostet. Aber es ist ja auch immer Arbeit, sich in ein neues System einzuarbeiten. Deswegen hatten wir das etwas aufgeschoben“, sagt Ulrich Hamacher. Durch das neue Programm habe sich vieles vereinfacht. Und sie hätten Homeoffice eingeführt: „Ich habe eine kleine Tochter. Ich fahre oft mittags nach Hause und setze mich dann abends nochmal dran. Das ist ganz praktisch“, findet Florian Hamacher.

Für die Handwerker hätten sie 2022 deshalb die halbautomatische CNC-gesteuerte Produktionsstraße gebaut. „Im Handwerk haben wir die Situation, dass die meisten mit 16 Jahren anfangen und mit 36 haben sie schon 20 Jahre Erfahrung – aber auch Rückenprobleme“, schildert Fabian Hamacher. Durch diese Technologie wollen sie den körperlichen Problemen ihrer Mitarbeitenden entgegenwirken, beziehungsweise ihnen vorbeugen.

Overather Preisträger haben erste weibliche Auszubildende

Seit kurzem haben sie sogar ihre erste weibliche Auszubildende. „Romi steckt die Jungs alle in die Tasche“, sagt, findet Fabian Hamacher. Die junge Frau sei sehr engagiert und wolle mehr Frauen fürs Handwerk begeistern. Deswegen sei sie Ausbildungsbotschafterin, stelle ihren Beruf also in Schulen vor. „Man merkt, dass der Holzbau beliebter wird. Das hat damit zu tun, dass die jüngere Generation, die gerade ihre Ausbildung beginnt, sich mehr für Klimaschutz und Möglichkeiten, nachhaltig zu bauen, interessiert“, meint Florian Hamacher. Bei den Frauen hätten sie aber noch „jede Menge Potenzial“.

Eine weitere Neuerung sei, dass die beiden Geschäftsführer das Portfolio der Firma erweitert haben: „Der Großteil unserer Kunden sind Privatleute. Jetzt übernehmen wir auch Aufträge von öffentlichen Stellen. Das sind natürlich ganz andere Dimensionen“, sagt er. Sie hätten überlegt, wie man die neue Anlage weiter auslasten könnte und hätten sich daher an größere Projekte gewagt. Trotzdem würden die Privatkunden Hauptauftraggeber bleiben.

Das Herzblut, das die Familie in die Arbeit für ihr Unternehmen steckt, wurde gestern mit dem Rheinisch-Bergischen Unternehmerpreis honoriert. „Der Preis ist für uns überraschend. Bisher wurden eher Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor oder dem Handel ausgezeichnet“, sagt Ulrich Hamacher. Deswegen sei die Auszeichnung umso mehr „eine Bestätigung, dass wir als Familie einiges richtig gemacht haben, aber auch als gesamtes Team. Ohne unsere Mitarbeiter würde das alles nicht funktionieren“, findet Christiane Hamacher. Es sei auch ein Zeichen dafür, dass der Holzbau in Zukunft noch relevanter werde.