Präsident des Landessportbundes„Wir setzen uns intensiv für die Olympiabewerbung ein“
Rhein-Berg – Stefan Klett aus Wipperfürth wurde als Nachfolger von Walter Schneeloch zum Präsidenten des Landessportbundes gewählt. Im Gespräch mit Michael Lenzen berichtet er, was er im und für den Sport im Land und vor Ort bewegen will.
Herr Klett, Sie sind jetzt der höchste Sportfunktionär in Nordrhein-Westfalen. Was bedeutet das für Sie?
Ich habe mit 15 Jahren beim Luftsportverein Wipperfürth mit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit begonnen. Ich war der jüngste Vizepräsident Finanzen des Landessportbundes und bin jüngster Präsident des Aeroclubs Deutschlands. Es ist eine sehr reizvolle Aufgabe, vor der ich hohen Respekt habe, die ich aber mit Tatkraft und Freude angehe. Ich kann auf professionelle Strukturen und ein engagiertes Team in Duisburg setzen.
Was steht denn in der nächsten Zeit an Aufgaben im Landesportbund an?
Der Landessportbund hat in den letzten Jahren zahlreiche Aufgaben hinzubekommen. Wir haben rund fünf Millionen Mitglieder, die über die Gemeinde- und Kreisbünde sowie über die Fachverbände organisiert sind. Ein wichtiges Thema ist die geplante Olympiabewerbung, für die wir uns intensiv einsetzen werden. Wir wollen das Land aktiv dabei unterstützen, die Olympischen Spiele nach NRW zu holen. Die Integration und die Teilhabe sind weitere wichtige Themen, die wir stetig weiterentwickeln müssen. Hier gibt es schon zahlreiche gute Beispiele, aber es ist auch noch viel zu tun.
Die Politik schafft die Rahmenbedingungen und stellt die Mittel bereit. Wie wichtig ist dabei die Lobbyarbeit insbesondere auf Landesebene?
Sehr, und wir haben uns in den letzten Jahren hier durch unsere Arbeit eine gute Basis geschaffen. Die jetzige Landesregierung ist sehr sportaffin. So gibt es eine eigene Sport-Staatssekretärin, die direkt in der Staatskanzlei beim Ministerpräsidenten angesiedelt ist. Wir finden auch bei den Ratsfraktionen Gehör– und die Zusammenarbeit ist wirklich sehr gut.
Stichwort Zusammenarbeit: Sie müssen die unterschiedlichen Interessen von Breiten- und Leistungssport vertreten, wie sieht hier die Perspektive aus?
Wir müssen zum einen alles tun, um die Vereine zu stärken, zum anderen ist es insbesondere natürlich wichtig, die Interessen der Fachverbände angemessen zu berücksichtigen. Wir müssen unsere Arbeit so transparent machen, dass jeder sieht, dass seine Interessen auch berücksichtigt werden. Hier ist vor allem noch eine stärkere und bessere Kommunikation erforderlich, denn die wertvolle Arbeit des Landessportbundes wird leider in einigen Teilen nicht mehr so wahrgenommen, wie ich das früher als Vereinsmitglied erlebt habe.
Hat sich der LSB NRW von den Vereinen entfernt?
Was die Arbeit und die Leistungen angeht, sicher nicht, was die Wahrnehmung angeht, ist eindeutig Luft nach oben. So konnte man früher etwa Geräte wie Tischtennisplatten oder Funkgeräte im Luftsport direkt beim LSB beantragen. So war vor Ort deutlich, dass der LSB konkrete Leistungen für die Vereine erbringt. Das brachte ein positives Image. Und genau da möchte ich flächendeckend auch wieder hin.
Wie wollen Sie das ändern?
Wir haben zahlreiche gute Programme – wie zum Beispiel „1000x1000“ – und stellen den Vereinen deutlich mehr Geld zur Verfügung als früher. Allein in diesem Jahr fließen rund zehn Millionen Euro an die Vereine. Dazu kommt noch das laufende Sportstättenförderprogramm des Landes, für das wir uns eingesetzt haben. Das müssen wir den Vereinen und Fachverbänden verstärkt durch intensivere Informationen noch deutlicher machen.
Was können die Sportvereine vor Ort, die ja mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen haben, von Ihnen und dem LSB erwarten?
In einem Satz: Einen absolut verlässlichen Partner, der die Sportentwicklung im Sinne der Sportvereine zeitgemäß und mit passgenauen Angeboten vorantreiben will.
Wie wollen Sie die Bedeutung des Sports, sowohl des Breiten- wie des Spitzensports stärker ins öffentliche und politische Bewusstsein rücken?
Die Bedeutung des Sports ist in Politik und Gesellschaft ja schon längst gelebt – wird aber als selbstverständlich betrachtet. Hier darf man ruhig etwas mehr Werbung machen für die vielen großartigen Dinge, die insbesondere vor Ort in den Sportvereinen geleistet werden. Der in Sonntagsreden immer wieder genannte „Kitt der Gesellschaft“ muss sich auch in Partizipation vor Ort und in finanzieller Förderung widerspiegeln. Wir werden also mehr nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ agieren. Dazu werden wir eine engere Kommunikation mit den Sportfachverbänden und den Kreis- und Stadtsportbünden aufbauen, damit deren Vereine noch bessere Multiplikatoren werden.
Immer mehr Kinder sind motorisch gestört, können keine Rolle vorwärts, geschweige denn rückwärts. Wie wichtig Sport und Bewegung für die Entwicklung sind, ist eigentlich hinreichend bekannt. Was muss getan werden?
Sehr einfach: Sport und Bildung müssen eng miteinander verzahnt und selbstverständlich werden, in Schule und Verein. Dazu braucht es genügend Sportunterricht, Übungsleitungen und noch mehr anerkannte Sportkindergärten und Sportschulen. Sport muss flächendeckend als bildungsfördernd durchgesetzt werden, denn wie Sie richtig sagen: Ein gesunder Körper hat einen fitten Geist !
Zahlreiche Menschen treiben heute Sport außerhalb von Vereinen, gehen joggen oder ins Fitness-Studio. Was bedeutet das für die Zukunft der Vereine?
Vereine müssen sich öffnen und auch Angebote machen, die zunächst Menschen ansprechen, welche vereinsungebunden sein wollen. Das scheint zunächst unsolidarisch – jedoch werden langfristig positive Effekte nutzbar. Der Verein hat einen guten Ruf, braucht Infrastruktur, die gefördert werden muss und beweist seine Flexibilität auch im urbanen Umfeld. Sport im Park – das für alle Interessierte organisierte Sporttreiben unter Federführung der Vereine – ist ein gutes Beispiel dazu. Schnell erkennen die einzelnen Sportler und Sportlerinnen auch die Vorteile der Gemeinschaft und lassen sich anschließend häufig als neue Mitglieder gewinnen.
Die Vereine und Verbände machen sich in der aktuellen Corona-Krise verstärkt Sorgen um ihre finanzielle Situation. Viele sind auch Arbeitgeber. Was unternimmt der LSB?
Wir versuchen, soweit es geht, Entlastung zu schaffen, und appellieren an Mitglieder, Vereine und Verbände gleichermaßen, Solidarität zu zeigen. Das fängt bei Stundung oder Erlass von Beiträgen an. Für Fragen hat der LSB die Mailadresse vibss@lsb. nrw eingerichtet. Die dort eingehenden Fragen sind samt Antworten unter www.lsb.nrw eingestellt.
Mit einer Videobotschaft richten sich Stefan Klett und Staatssekretärin Andrea Milz an die Vereine. www.lsb.nrw/medien/news/artikel/videobotschaft-von-stefan-klett-und-andrea-milz