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Umweltsünder im VisierRhein-Berg will Naturschutzgebiete mit Rangern schützen

Lesezeit 3 Minuten
Der Ranger Carsten Richter blickt im Nationalpark Eifel in Schleiden durch den Feldstecher.

Ranger wie im Nationalpark Eifel plant jetzt auch der Rheinisch-Bergische Kreis für den Schutz der Natur einzustellen.

Wegen zunehmender Konflikte in Naturschutzgebieten plant der Rheinisch-Bergische Kreis, flächendeckend eine ehrenamtliche Naturschutzwacht einzurichten und Ranger einzustellen.

Mitten durchs naturgeschützte Eifgenbachtal angelegte Mountainbike-Abfahren, frei laufenden Hunde mitten im Biotop und sogar wilde Lagerfeuer in der Schutzzone. Der nochmals erhöhte Freizeitdruck von Erholungssuchenden während der Corona-Lockdowns hat es nicht nur Naturschützern verschärft vor Augen geführt: Manche Menschen wissen nicht im Geringsten, wie man sich in einem Naturschutzgebiet zu verhalten hat, damit Pflanzen- und Tierwelt nicht geschädigt werden. Oder sie setzen sich sogar mutwillig über die Schutzvorgaben hinweg.

Um die einen nachdrücklich vor Ort aufzuklären und die anderen nachhaltig in die Schranken zu weisen, will der Rheinisch-Bergische Kreis nun einerseits die bereits seit Jahren in der Wahner Heide aktive ehrenamtliche Naturschutzwacht (siehe „Engagiertes Vorbild“) mit zusätzlichen Freiwilligen auf das gesamte Kreisgebiet ausweiten und anderseits gemeinsam mit dem Landesbetrieb Wald und Holz zunächst zwei hauptamtliche Rangerinnen oder Ranger einstellen.

An der Dhünn-Talsperre gibt es bereits neue Ordnungshüter

Letztere hätten – anders als die Naturschutzwacht, die aufklärt, informiert und gegebenenfalls an die Ordnungsbehörden meldet – auch ordnungsrechtliche Befugnisse, könnten also auch Bußgelder gegen Umweltfrevler auf den Weg bringen.

Rund um die Große Dhünn-Talsperre sind Mitarbeitende der Umweltschutzbehörde des Kreises in diesem Jahr wie berichtet erstmals in Kooperation mit dem Talsperrenbetreiber Wupperverband auf Streife gegangen. Regelmäßige kreisweite Außendiensteinsätze der Unteren Naturschutzbehörde lasse die dortige Personaldecke allerdings nicht zu, so die Kreisverwaltung in der Sitzungsvorlage für den Umweltausschuss des Kreises.

Viele Menschen setzen sich aus Unkenntnis über die Regeln in Naturschutzgebieten hinweg.
Beate Rickes, Kreistagsmitglied der Grünen

Im Umweltausschuss des Kreises stieß der von Amtsleiter Bernhard Fleischer (Planung und Landschaftsschutz) vorgestellte Vorstoß der Verwaltung nach einem vergleichbaren Projekt im Nachbarkreis Mettmann auf positive Resonanz der Kreispolitik.

„Viele Menschen setzen sich aus Unkenntnis über die Regeln in Naturschutzgebieten hinweg“, so Beate Rickes. Bei Menschen mit „Alles-egal-Mentalität“ sei es unterdessen gut, wenn auch Sanktionen verhängt werden könnten. Dabei, so Rickes, werde man allerdings wohl künftig mehr als zwei Ranger beziehungsweise Rangerinnen für das gesamte Kreisgebiet benötigen.

Vorschlag aus der Politik: Auch Landwirte ansprechen

Für die Suche nach ehrenamtlichen Aktiven für die Naturschutzwacht schlug der sachkundige Bürger der CDU, Lothar Stinn vor, gegebenenfalls auch auf Landwirte zuzugehen. Und Dr. Helmut Waniczek (AfD) plädierte dafür, auch die Jäger anzusprechen. Letzter wendeten sich bereits jetzt an die Naturschutzbehörde, wenn ihnen etwas auffalle, so Amtsleiter Fleischer.

Ein Ranger mit einer Besuchergruppe im Nationalpark Jasmund am Kreidefelsen «Königsstuhl» in der Nähe von Sassnitz (Mecklenburg-Vorpommern).

Die neuen hauptamtlichen Ordnungshüter (Ranger) sollen über Naturschutz informieren und bei Bedarf Verstöße auch ahnden können. Die ehrenamtliche Naturschutzwacht hat keine ordnungsbehördliche Kompetenz.

Ausschussvorsitzender Marcel Kreutz (SPD) schlug vor, die Ehrenamtler der Naturschutzwacht auch zum Austausch in den Ausschuss einzuladen. „Ich freue mich über die positive Diskussion im Ausschuss“, sagte Dezernentin Elke Reichert. „Vielleicht erreichen wir ja sogar mehr, als wir uns vorgestellt haben.“

51 Euro Aufwandsentschädigung für ehrenamtliche Naturschutzwacht

51 Euro pro Monat sollen die ehrenamtlichen Naturschutzwacht-Mitglieder erhalten. An den Personalkosten der hauptamtlichen Ranger, die beim Landesbetrieb angesiedelt sind, will sich der Kreis mit der Hälfte, das heißt 17 000 Euro pro Arbeitskraft und Jahr, beteiligen.

Einstimmig votierte der Umweltausschuss dafür, dass der Kreistag der Aufstockung der Naturschutzwacht sowie der Ausarbeitung einer Ranger-Kooperationsvereinbarung mit dem Landesbetrieb Wald und Holz zustimmen solle. Die finanziellen Mittel sind laut Kreisverwaltung bereits im Haushalt eingeplant.


Engagiertes Vorbild: Die Landschaftswacht in der Wahner Heide

Eine ehrenamtliche Landschaftwacht ist in der Wahner Heide bereits seit zwei Jahrzehnten aktiv. Nach dem Abzug des belgischen Militärs Anfang der 2000er Jahre haben zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten hier ihren lange abgeschirmten Lebensraum behalten.

Rund 20 „ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte“ achten seither darauf, dass sich Spaziergänger, Radler, Jogger und Hundehalter im Naturschutzgebiet rücksichtsvoll verhalten. Ein Erfolgsmodell, wie auch die Kreisverwaltung in ihrem jetzigen Vorstoß zur Ausweitung einer ehrenamtlichen Naturschutzwacht auf das gesamte Kreisgebiet bilanziert: „Die Naturschutzwacht hat sich als bürgernahe Institution im Gebiet der Wahner Heide bewährt.“ Dort gibt es laut Kreis vier Personen im Außendienst.

In den übrigen Kommunen übernähmen bisher die zuständigen Forstbeamten die Aufgaben der Naturschutzwacht, so die Kreisverwaltung. Allerdings sehe die Untere Naturschutzbehörde wegen des gestiegenen Freizeitdrucks auf die Natur im Kreis einen „vermehrten Bedarf“ und will daher pro Kommune zunächst je einen ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten bestellen. (wg)