AboAbonnieren

Schock beim Ausritt14-Jährige begegnet einem Wolf in Rhein-Berg

Lesezeit 3 Minuten
Wolf (Symbolbild)

Nach einem Ausritt im Eifgenbachtal berichtete eine 14-Jährige von einer Wolfsbegegnung

Nach einer untypischen Wolfsbegegnung prüft man nun, warum das Raubtier womöglich so nah an den Menschen herangekommen sei und ihn verfolgt habe.

Der Schock sitzt tief bei der 14-Jährigen. Auf ihrem Pony und mit dem Familienhund war sie im Eifgenbachtal zwischen Wermelskirchen und Odenthal unterwegs, als sie plötzlich nach eigenem Bekunden einen Wolf sah. Der jedoch nahm nicht, wie sonst bei Begegnungen mit dem Menschen Reißaus, sondern blieb der Jugendlichen, und ihren Tieren, mit Abstand auf den Fersen.

Sonst denkt man beim Wolf ja meistens an das Problem der Nutztiere. Hier ist auch ein gewisses Gefahrenpotenzial für den Menschen.
Wilfried Knickmeier, Wolfsberater Rheinisch-Bergischer Kreis

„Das Besondere ist: Der mutmaßliche Wolf hat die Reiterin über 200 Meter im Nahbereich, das heißt unter 30 Metern, begleitet, ohne dabei aggressiv zu werden“, berichtete der Wolfsberater beim Rheinisch-Bergischen Kreis, Wilfried Knickmeier, am Donnerstagabend auf Anfrage der Kreistagsgruppe Die Linke im Umweltausschuss des Kreises.

Untypisches Verhalten für einen Wolf

Der Wolfs-Experte ist den Weg in der Nähe der Rausmühle mit der Jugendlichen noch einmal abgegangen. Knickmeier nimmt den Fall sehr ernst. Zwar hätten weitere Hinweise auf diesen Wolf „bislang nicht bestätigt“ werden können und das genetische Untersuchungsergebnis einer von ihm gefundenen Kotprobe stehe noch aus, so Knickmeier.

Profilansicht von Wilfried Knickmeier.

Wolfsberater Wilfried Knickmeier, Wermelskirchen, Rheinisch-Bergischer Kreis

Trotzdem: Sollte es sich um einen Wolf gehandelt haben, sei hier „ein gewisses Gefahrenpotenzial für den Menschen“ erkennbar, weil das Tier dem Menschen sogar in geringer Distanz gefolgt sei. Allerdings sei das Gefahrenpotenzial „relativ gering“ einzuschätzen, so Knickmeier: Seitdem der Wolf vor rund 25 Jahren in Deutschland wieder aufgetaucht sei, habe es „keinen Übergriff“ auf Menschen gegeben. Das liege auch daran, dass hiesige Rudel mit einem Wolfselternpaar und dem Nachwuchs relativ klein seien, so Knickmeier.

Wolfsverordnung erlaubt Abschuss

Die 2022 in Kraft getretene Wolfsverordnung erlaubt die Entnahme, den Abschuss, eines Wolfs, wenn das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) bestätigt, dass der entsprechende Wolf einen Menschen verletzt, ihn unprovoziert verfolgt oder sich ihm gegenüber in sonstiger Weise unprovoziert aggressiv gezeigt hat und sich nicht verscheuchen oder vergrämen lässt.

Im aktuellen Fall aus dem Eifgenbachtal berichtete Knickmeier: „Alle drei (Jugendliche, Pferd und Hund, d.Red.) haben offensichtlich große Angst gehabt.“ Dabei habe die 14-Jährige genau richtig reagiert: „Sie ist abgestiegen, hat den Hund angeleint und dann versucht, den Wolf zu verscheuchen, was ihr dann nach 200 Metern, was durchaus eine lange Strecke ist, auch gelungen ist.“

Wölfe auch in anderen Kommunen

Dass es „nicht so ganz unwahrscheinlich ist, dass es sich bei dem gesichteten Tier um einen Wolf gehandelt handeln könnte“, zeige ein Blick auf die bestätigten Wolfsnachweise in Nachbarkommunen, betonte Rainer Deppe (CDU) im Ausschuss. So waren in Wipperfürth und Radevormwald Wölfe per Fotofalle nachgewiesen, im angrenzenden Märkischen Kreis auch Nutztierrisse bestätigt worden. „Sie haben Recht“, bestätigte Wolfsberater Knickmeier.

Das Eifgenbach sei für einen Wolf von dort in jedem Fall erreichbar. Zudem sei aktuell bei den Wölfen die Zeit der Verpaarung. „Die Tiere sind unruhig, und es gibt im Moment viel Bewegung.“

Tipps bei der Begegnung mit einem Wolf

Das NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) rät bei Begegnung mit einem Wolf: Nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern! Nicht weglaufen, am besten stehen bleiben und abwarten, bis sich der Wolf zurückzieht. Wenn man selbst den Abstand vergrößern will, langsam zurückziehen.

Man kann den Wolf auch vertreiben, indem man auf sich aufmerksam macht (laut ansprechen, in die Hände klatschen, mit den Armen winken). Sollte man einen Hund dabei haben, so sollte dieser angeleint werden.