Ob Familie, Alltag, fantastisch oder spannend mystisch – Fachleute aus Buchhandlungen im Rheinisch-Bergischen Kreis sagen, was sie so lesen.
LesetippsExperten aus Rhein-Berg geben Buchempfehlungen
Refrath: Buchhandlung Siebenmorgen, „Schnee“ (Yrsa Sigurdardottir)
Stefanie Wirth, Buchhandlung „Siebenmorgen“ in Refrath, gibt als Lesetipp den Thriller „Schnee“ von Yrsa Sigurdardottir: Ich habe eine Schwäche für die „dunkle Seite“ der Literatur und kenne schon sehr viele Titel. Doch dieses Buch ist eine Herausforderung, mich das Fürchten zu lehren. Die isländische Autorin hat es geschafft, dass ich abends lieber bei Licht geschlafen habe. Der Mystery-Thriller „Schnee“ ist unglaublich spannend, düster und gespickt mit schaurigem Grusel. Diese Atmosphäre lässt die Leser nicht los
Inhalt: Eine Gruppe Wanderer unternimmt im winterlichen isländischen Hochland unter merkwürdigen Umständen eine gefährliche Tour. Sie verschwinden plötzlich und ein Rettungsteam macht sich auf die Suche nach ihnen. Derweil kommt es auf der Radarstation Stokknes immer wieder zu mysteriösen Ereignissen und ein kleiner Kinderschuh taucht auf einem Grundstück auf. Drei Geschichten verschmelzen im Schnee dann doch zu einem großen Ganzen zusammen.
Kürten: Buchhandlung „Bücherwolf“, „Tage mit Felice“ (Fabio Andina)
Hildegard Wolf, Inhaberin der Buchhandlung „Bücherwolf“ in Kürten, hat als Lesetipp das Buch „Tage mit Felice“ von Fabio Andina ausgewählt: Ein Buch in dem nicht viel passiert, in dem aber eine Menge steckt. Das richtige Buch, um zur Ruhe zu kommen und für alle, die das einfache Leben wertschätzen. Was braucht es um zufrieden zu sein?
Inhalt: Der Roman spielt in einem Bergdorf im Tessin. Der Protagonist begleitet den 90-jährigen Felice auf seiner täglichen Wanderung, die bei jedem Wind und Wetter am frühen Morgen mit einem Bad in der Gumpe des Bergbaches beginnt. So lernt er das Dorf, seine Bewohner, das karge Leben, aber auch die starke Gemeinschaft der Menschen kennen.
Odenthal: Altenberger-Dom-Laden, „Minna Melone“ (Kinderbuch)
Sandra Jenischek, Leiterin des Altenberger Dom-Ladens in Odenthal, hat unter den Kinder- und Jugendbüchern einen besonderen Lesetipp entdeckt. Bei den abendlichen Vorlesegeschichten mit ihren beiden Kindern stieß sie auf die (vor)lesenswerte Neuerscheinung „Minna Melone“: Es ist ist ein wunderbares Buch über die Angst vor Fremden und Fremdem. Zugleich ist es eine Hommage an die Kraft der Fantasie, die vieles möglich machen kann. „Minna Melone“ empfehle ich als Vorlesebuch für Kinder ab sechs Jahren. Es eignet sich aber auch zum Selbstlesen.
Inhalt: Die Tiere im Wahrlichwald haben ein sehr strukturiertes Leben zusammen. Jedes Tier geht dort täglich seinen Aufgaben nach. Eines Tages taucht plötzlich ein fremdes Tier am Waldrand auf. Die merkwürdige Gestalt zieht einen schwer beladenen Bollerwagen hinter sich her. Nur Zara das Eichhörnchen sieht, wie die Wanderratte eine Theaterbühne aufbaut. „Jeden Abend Abenteuer!“ steht dort geschrieben. Das ruhige Leben der Tiere wird fortan mit den wundersamen Geschichten von Minna Melone über die Welt außerhalb des Waldes ziemlich durcheinander gebracht.
Schildgen: „Bücherscheune“, „Kummer aller Art“ (Mariana Leky)
Charlotte Bärenz, Inhaberin der „Bücherscheune“ in Schildgen, empfiehlt „Kummer aller Art“ von Mariana Leky: Obwohl ich Kurzgeschichten nicht gerne lese, wollte ich Mariana Lekys neues Buch kurz anlesen und blieb dabei. Ihre Sprache ist knapp und präzise, ihr Blick auf die Menschen liebevoll und sie akzeptiert sie so, wie sie sind. Die Texte sind mal melancholisch, mal mit einem Augenzwinkern, aber nie kitschig.
Inhalt: Mit dem Roman „Was man von hier aus nicht sehen kann“ wurde Frau Leky bekannt. Nun ist von ihr Textsammlung erschienen, die auch als Kolumne in der Zeitschrift „Psychologie Heute“ veröffentlicht worden ist. Die Autorin schreibt über den eigenen Kummer, den ihrer Nachbarn und ihrer Verwandtschaft. Sie porträtiert Lebenslagen von Menschen. Zum Beispiel Herrn Pohl mit seinen Ängsten, Frau Weiss mit ihren Schlafstörungen, die Nichte mit ihrem ersten Liebeskummer.
Rösrath: Buchhandlung „Junimond“, „Zur See“ (Dörte Hansen)
Alexandra Brune-Will, Inhaberin der Buchhandlung „Junimond“ in Rösrath, hat als empfehlenswerten Lesetipp das Buch „Zur See“ von Dörte Hansen: Die Autorin hat in dieser Geschichte einen ganz besonderen Ton getroffen, ruhig, fast lakonisch, wie Ebbe und Flut. Das hat mich tief bewegt – mitunter ist es sehr anrührend erzählt.
Inhalt: Dörte Hansen schildert in ihrem neuen Buch die alt eingesessene Familie Sander auf einer nicht genannten Nordseeinsel, auf der die Menschen früher Walfänger waren und heute Touristen beherbergen. Vater Jens lebt seit 20 Jahren zurückgezogen und einsam auf einer Vogelwarte. Seine Frau Hanne dagegen scheint ruhelos zu sein. Die Familie ist eng mit der Insel verbunden. „Die Frage ist: Wenn die alten Gesetze und die alten Regeln nicht mehr gelten, was macht man dann? Wie reagieren die Individuen darauf?“, so die Autorin.
Overath: Buchhandlung Bücken, „Kalt und still“ (Viveca Sten)
Alexander Bücken, Inhaber der Buchhandlung Bücken in Overath, hat als besonderen Lesetipp das Buch „Kalt und still“ von Viveca Sten: Wieder ein toller schwedischer Krimi, der als Auftakt einer ganzen Reihe dienen soll. Sehr spannend, atmosphärisch und nicht ganz so blutrünstig. Die Charaktere sind besonders gut gelungen.
Inhalt: Im Mittelpunkt steht die Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander, die aufgrund privater und beruflicher Probleme in den Norden Schwedens flüchtet. Statt der ersehnten Ruhe gerät sie in einen Vermisstenfall, der sie nicht loslässt.
Bensberg: Buchhandlung Funk: „Unschuld“ (Takis Würger)
Pia Patt, Inhaberin der Buchhandlung Funk in Bensberg, hat es der Roman „Unschuld“ von Takis Würger angetan: Die Handlung ist emotional sehr dicht, unglaublich fesselnd und richtig gut erzählt. Ich konnte nicht aufhören zu lesen.
Inhalt: Florentin Carver sitzt für den angeblichen Mord an dem sechzehnjährigen Casper im Gefängnis. Nun soll das Urteil vollstreckt werden. Molly Carver hat ihren Vater Jahre nicht gesehen, sie glaubt an seine Unschuld. Ihr bleiben nur fünfunddreißig Tage, um das zu beweisen. Dafür kehrt sie in das Ostküstendorf ihrer Kindheit zurück und lässt sich unter falschem Namen bei den Rosendales als Hausmädchen anstellen – bei der Familie, deren Sohn ihr Vater ermordet haben soll.
Bensberg: Buchhandlung Zeilenreich, „Porträt einer Ehe“ (Maggie O'Farrell)
Andrea Etzweiler, Buchhandlung „Zeilenreich“ in Bensberg, hat als Buchtipp den Roman „Porträt einer Ehe“ von Maggie O’Farrell: Auf das tragische Leben und Lieben der jungen Lucrezia di Cosimo de’ Medici aus Florenz macht schon die historische Notiz der Autorin neugierig. Der Roman ist ein schillernder, historischer Schmöker, spannend erzählt. Es ist eine außergewöhnliche Reise ins mittelalterliche Italien. Der Winter ist die perfekte Jahreszeit, um in den Roman zur Zeit der Renaissance einzutauchen.
Inhalt: Ein Mal hat Lucrezia den Mann gesehen, mit dem sie als Zwölfjährige verheiratet werden soll. Die Ehe beginnt harmonisch, Alfonso ist zugewandt und freundlich, erfüllt seiner Frau jeden Wunsch. Aber Alfonso steht unter Druck, er braucht einen Erben.
Hoffnungsthal: Buchhandlung „Till Eulenspielen“, „Das Leuchten der Rentiere“ (Ann-Helen Laestadius)
Michaela Rusch, Inhaberin der Buchhandlung „Till Eulenspiegel“ in Hoffnungsthal, ist begeistert von dem Buch „Das Leuchten der Rentiere“, von Ann-Helen Laestadius: Es ist ein hochaktuelles Buch. Die Ereignisse der Geschichte beruhen größtenteils auf wahren Begebenheiten. Es hat mich sehr berührt und fasziniert, in eine fremde Kultur, in eine Welt, die uns nicht vertraut ist, einzutauchen. Das Buch hat mir nochmal vor Augen geführt, wie fragil und bedroht die Lebensweise vieler Menschen ist.
Inhalt: Die neunjährige Elsa ist Sami und lebt mit ihrer Familie und deren Rentierherden im nördlichen Schweden. Sie wird Zeugin, wie ein Mann ihr Renkalb tötet. Aus Angst verschweigt sie den Täter. Im Lauf des Romans wird deutlich, wie sehr Rassismus und Hass auf die samische Kultur das Leben Elsas bestimmt. Sie wird schließlich zu einer Frau, die für den Erhalt ihrer Kultur und die Lebensgrundlage der Samen kämpft, sich dabei auch gegen die patriarchalen Strukturen in der samischen Gemeinschaft stellt.