AboAbonnieren

Tote, Altersstruktur, UrsachenDas steckt in der Verkehrsunfallstatistik für Rhein-Berg

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Unfallstelle an der Odenthaler Straße in Bergisch Gladbach.

Ein 86-Jähriger starb am 27. Oktober, nachdem er auf der Odenthaler Straße mit hohem Tempo in den Gegenverkehr gefahren war.

Wir haben das Zahlenwerk der Polizei Rhein-Berg aufgedröselt.

Die Einschränkungen der Corona-Pandemie wie Lockdown, Homeoffice und geschlossene Freizeiteinrichtungen sind im zurückliegenden Jahr nach und nach weggefallen. Damit stiegen auch die Unfallzahlen wieder.

Allerdings, so betonten Landrat Stephan Santelmann und der Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizei, Thomas Schliwitzki, gestern Nachmittag bei der Vorstellung der Unfallbilanz 2022: Die Gesamtzahl der Unfälle liegt unter dem Niveau der Jahre vor 2020 – auch wenn sich innerhalb der Altersgruppen der Unfallbeteiligten einige positive Entwicklungen der vergangenen Jahre nicht weiter fortgesetzt haben.

Verletzte bei Verkehrsunfällen: Mit 862 Kollisionen ist die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, wieder über den Stand des Vor-Corona-Jahres 2019 gestiegen. Insgesamt wurden dabei 1023 Menschen verletzt – zwei weniger als 2019.

Ein Balkendiagramm: 7610 Unfälle zählt die Polizei Rhein-Berg für das Jahr 2022.

7610 Unfälle zählt die Polizei Rhein-Berg für das Jahr 2022.

Unfalltote: Vier Menschen sind im zurückliegenden Jahr auf Rhein-Bergs Straßen bei Unfällen ums Leben gekommen. Das sind zwei weniger als im Jahr zuvor, allerdings auch einer mehr als 2020. Einer der im vorigen Jahr tödlich Verunglückten (27 Jahre) hatte bei Odenthal-Höffe die Kontrolle über sein Motorrad verloren, ein 86-jähriger Bergisch Gladbacher verunglückte auf der Odenthaler Straße tödlich, nachdem er in den Gegenverkehr gefahren war, ein 61-jähriger Kürtener starb nach der Kollision beim Abbiegen mit seinem Motordreirad bei Spitze und ein 77-Jähriger an den Folgen eines Sturzes beim Anfahren des Burscheider Bürgerbusses. „Trotz einer guten Entwicklung sind die Zahlen immer noch zu hoch“, so Landrat Santelmann.

Schwerverletzte: Mit 188 Menschen, die bei Unfällen im zurückliegenden Jahr schwer verletzt wurden (Vorjahr 203), setzte sich diese laut Polizei seit Jahren positive Entwicklung im Kreisgebiet fort.

Altersstruktur der Unfallopfer: Im Hinblick auf ihren Anteil an der Kreisbevölkerung kommen Jugendliche und junge Erwachsene überdurchschnittlich häufig bei Verkehrsunfällen zu Schaden. „Das Risiko ist bei ihnen etwa doppelt so hoch wie bei Erwachsenen“, so Landrat Santelmann. Gleichwohl haben in absoluten Zahlen Erwachsene mit 573 (+ 9) die größte Zahl an Verunglückten ausgemacht. Im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Kreisbevölkerung eher selten verunglücken Kinder und Senioren (siehe Grafik „Verunglücktenrisiko in den Altersgruppen“).

Ein Balkendiagramm.

Das Verunglücktenrisiko nach Altersgruppen.

Kinder und Jugendliche: Als positiv wertet die Polizei, dass die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Kinder nicht weiter angestiegen ist. Diese Zahl ist aber mit 71 dennoch gleich hoch geblieben. Die zuletzt gesunkenen Zahlen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (minus ein Drittel im Vorjahr) sind wieder angestiegen. 58 Jugendliche wurden im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen in Rhein-Berg verletzt, 47 waren es im Jahr davor gewesen. Knapp die Hälfte (26) der im zurückliegenden Jahr verunglückten Jugendlichen war mit motorisierten Zweirädern unterwegs, 14 mit Fahrrädern oder Pedelecs, fünf als Fußgänger. In 30 der 58 Fälle waren sie laut Polizei selbst Hauptverursacher des Unfalls. „Unfallursache Nummer 1 war nicht angepasste Geschwindigkeit in einem Viertel aller Fälle“, so der Erste Polizeihauptkommissar Thomas Schliwitzki.

Junge Erwachsene: Auch die Zahl der verunglückten jungen Erwachsenen ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: von 113 auf 148 . Auch hier war laut Schliwitzki Unfallursache Nummer 1 nicht angepasste Geschwindigkeit in einem Viertel aller Fälle.

Senioren: Mit 168 verunglückten Senioren (–15) gab es wieder deutlich weniger Verletzte als im Jahr zu vor. Die Zahl liegt laut Kreispolizei aber immer noch in einem hohen Bereich.

Unfallursachen: Wenngleich nocht angepasste Geschwindigkeit bei Verkehrsunfällen mit Verunglückten die Unfallursache Nummer 1 sei, habe die Zahl der Unfälle unter Einfluss von Alkohol (51) und anderen berauschenden Mitteln (14) auffallend zugenommen: von 36 im Jahr 2021 auf nun 65 Fälle, so die Kreispolizei.

Prävention/Kontrollen: Mit 31.337 Verstößen hat die Polizei im zurückliegenden Jahr bei Kontrollen nochmals mehr Verkehrsverstöße geahndet (Vorjahr: 27.514). Den größten Anteil machten dabei Tempoüberschreitungen aus (25.244).