Zu viele Männer gewähltFörderung von Frauen als „Hausaufgabe“ der CDU Rhein-Berg
Rhein-Berg – „Mehr Frauen in der Partei und für Ämter – daran werden wir arbeiten müssen“, kündigte CDU-Kreisvorsitzender Uwe Pakendorf am Samstag beim 73. Kreisparteitag der CDU Rhein-Berg an. Eine Hausaufgabe, die allerdings letztlich auch an alle Mitglieder gehen dürfte, die zuvor gewählt hatten.
Denn bei der Wahl der Delegierten für den Bundesparteitag und die Landesvertreterversammlung der CDU war die bundesweit in der Parteisatzung vorgeschriebene Maßgabe zunächst nicht erfüllt worden, dass mindestens ein Drittel der Delegierten Frauen sein sollen. Nach der diesmal aufwendigen Stimmabgabe, bei der diejenigen Parteimitglieder, die den Parteitag von zu Hause aus via Internetchat verfolgt hatten, drei Stunden lang Zeit hatten, um im Bürgerhaus Bergischer Löwe ihre Stimme abzugeben, stand fest: Die meisten Stimmen für die Delegiertenplätze zum Bundesparteitag hatten allesamt Männer erhalten. Dabei standen auf der 13-köpfigen Kandidierendenliste auch vier Kandidatinnen. Allerdings war die Frau mit den meisten Stimmen, Claudia Casper, lediglich auf Platz fünf gelandet. Angesichts lediglich vier Delegierter, die die CDU Rhein-Berg zum Bundesparteitag schicken darf, kam sie nicht zum Zug.
Fabrice Ambrosini zieht zurück
Unter „normalen“ Bedingungen hätte es jetzt gegebenenfalls einen neuen Wahlgang gegeben. Angesichts der Schwierigkeit, die Parteitagsteilnehmer zu Hause noch zu erreichen und einen weiteren dreistündigen Wahlgang zu eröffnen, löste dann allerdings ein eigentlich gewählter Delegierter das Problem auf andere Weise: Fabrice Ambrosini, Kreisvorsitzender der Jungen Union, nahm seine Wahl nicht an, sodass Claudia Casper aufrücken konnte und nun mit MdB Dr. Hermann-Josef Tebroke, Uwe Pakendorf und Christian Buchen die CDU Rhein-Berg beim noch nicht terminierten Bundesparteitag der CDU vertreten darf.
Die Lösung des Problems, für die Kreisparteichef Uwe Pakendorf Ambrosini ausdrücklich dankte, war politisch allerdings alles andere als eine Wunschlösung. Schließlich wolle man grundsätzlich auch die Junge Union fördern und einbinden – zumal wenn ihr Vertreter so viele Stimmen erhalten hatte.
CDU-Kreisgeschäftsführer Lennart Höring berichtete denn auch gestern im Gespräch mit dieser Zeitung bereits von Überlegungen, die Delegierten für den Bundesparteitag beim nächsten Kreisparteitag, der im Herbst wieder als reine Präsenzveranstaltung stattfinden soll, gegebenenfalls noch einmal zu wählen, um dann das Frauenquorum zu erfüllen, ohne dass jemand zurückziehen muss. Notfalls dann auch in mehreren Wahlgängen. Gegebenenfalls wäre das Problem vom Samstag dann geheilt, bevor der nächste Bundesparteitag stattfindet.
Auch bei der Wahl der Delegierten für die Landesvertreterversammlung zogen mit Christian Buchen und Lennart Höring zwei eigentlich Gewählte zurück, damit die stellvertretende Kreisvorsitzende Vera Müller aufrücken konnte und das Frauenquorum erfüllt war. Die Landesvertreterversammlung wird bis zum nächsten Kreisparteitag allerdings schon stattgefunden haben, da sie über die Aufstellung der CDU-Landesliste zur Bundestagswahl entscheidet.