AboAbonnieren

Mehrweg-PflichtWie Gastronomen in Rhein-Berg mit dem neuen Gesetz umgehen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Essensverpackung liegt am Straßenrand.

Durch das neue Gesetz soll Verpackungsmüll wie dieser vermieden werden.

Seit dem 1. Januar gilt auch für Gastronomen in Rhein-Berg das neue Mehrweg-Gesetz für die Außerhausgastronomie.

Die Bundesregierung hat dem Verpackungsmüll den Kampf angesagt. Seit dem 1. Januar2023 müssen Caterer, Lieferdienste und Gastronomen für Außerhausbestellungen Mehrwegverpackungen anbieten.

Das neue Gesetz gilt für Betriebe mit einer Verkaufsfläche ab 80 Quadratmetern und fünf Angestellten, kleinere Imbisse sind also nicht betroffen. Dort kann man sich sein Essen allerdings jetzt in mitgebrachte Behälter abfüllen lassen.

Portrait von Udo Güldenberg. Er hat kurze graue Haare, trägt eine weiße Kochunifirm und ein schwarzes Halstuch.

Udo Güldenberg, Betreiber des Gronauer Wirtshauses in Bergisch Gladbach, wünscht sich eine einheitliche Lösung für die Merhweg-Verpackungen.

„Wir fühlen uns dabei ein bisschen alleingelassen“, sagt Udo Güldenberg, Inhaber des Gronauer Wirtshauses und Vorsitzender der Dehoga, des Hotel- und Gaststättenverbandes, für den Rheinisch-Bergischen Kreis. Zwar hätten alle Gastronomen frühzeitig von der Neuerung gewusst, aber wie sie damit umgehen sollen, wüssten nicht alle. „Jeder ist da ein Einzelkämpfer“, sagt Güldenberg.

Rhein-Berg: Gastronom nimmt Leverkusen zum Vorbild

Er hätte sich gewünscht, dass entweder der Kreis oder die Stadt Bergisch Gladbach die Gastronomen unterstützt. Als Beispiel nennt er die Stadt Leverkusen. Dort haben die Kommune und die Wirtschaftsförderung ein Förderprogramm für ein überregionales Mehrwegsystem aufgelegt. Zum Start bekommen alle Gastronomen, die mitmachen, im Höchstfall 250 Euro, um sich mit Mehrwegbehältnissen einzudecken.

Auch Güldenberg würde sich ein einheitliches System wünschen. „Jeder macht sonst sein eigenes System. Das ist ein Hickhack hoch drei.“ Und ohnehin gebe es durch das neue Gesetz zahlreiche Firmen, die jetzt damit Geld machen wollen, dass Gastrobetriebe unbedingt neue Behältnisse kaufen müssen. Er werde als Dehoga-Vorsitzender für den Kreis in der Richtung noch Gespräche führen, „aber von der Wirtschaftsförderung hätte auch was kommen können“, sagt er.

Klar hat hier und da schon mal ein Teller gefehlt, aber bisher hat das super funktioniert.
Andreas Lüdenbach, Gastronom aus Overath

Er werde in seinem Restaurant erst einmal nicht mehr alles verpacken können und setzt darauf, dass Kunden ihre eigenen Behältnisse mitbringen. Das Gronauer Wirtshaus habe zwar Pappbehälter, auf Dauer sei das aber keine Lösung.

Erst einmal abwarten, wie sich alles entwickelt, will Sebastian Schneider, Inhaber des Dürscheider Hofs in Kürten-Dürscheid. Denn seit Jahren klappe es bei ihm schon sehr gut, dass die Leute ihre eigenen Töpfe mitbringen, wenn sie Essen mit nach Hause nehmen wollen. „Ich glaube auch, dass sich das weiter etablieren wird“, meint Schneider. Das neue Mehrweg-Pfandsystem hält er deshalb nicht für von Dauer.

Overath: Einfaches Prozellan angeschafft

Ein ohnehin schon besonderes System haben sich Andreas und Michael Lüdenbach vom Hotel Restaurant Lüdenbach in Overath während der Corona-Zeit überlegt. Sie haben sich recht einfaches Porzellan angeschafft und geben das auf Vertrauensbasis bei Außerhausbestellungen an Kundinnen und Kunden. Die bringen es dann wieder zurück. „Klar hat hier und da schon mal ein Teller gefehlt, aber bisher hat das super funktioniert“, sagt Andreas Lüdenbach.

Er und sein Team richten das Essen auf dem erwärmten Teller an, möglichst so, wie es die Gäste auch im Restaurant vorgesetzt bekommen würden. „Denn dafür bezahlen die Leute letztlich ja“, sagt Lüdenbach. Ein Rumpsteak oder Fisch wolle er nicht in einer Kunststoffbox liefern. „Wir haben uns gefragt,, wie die Gerichte schön und warm zu Hause ankommen können“, berichtet er.

Das Porzellan, das inzwischen auch um Schalen sowie um Gläser für Suppen ergänzt ist, haben sie in der Metro und im Handelshof geholt. Die angerichteten Teller werden dann in Alufolie verpackt und, wenn möglich, in Thermoboxen transportiert.

„Bei der Alufolie können wir noch überlegen, wie wir das vermeiden“, sagt er über seine ansonsten umweltfreundliche Verpackungsalternative. Und sein Modell funktioniert nach eigener Aussage: „Viele Leute haben uns so kennengelernt und eigentlich läuft das wie von selbst.“