Die Verwaltung des Rheinsch-Bergischen Kreises teilt mit, wie Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in der Energiekrise aussehen soll.
Kreis bereitet sich vorWas, wenn in Rhein-Berg der Strom ausfällt?
Was ist, wenn im ganzen Rheinisch-Bergischen Kreis der Strom weg ist? Wenn die Hausärzte im Kerzenschein behandeln müssen, wenn elektronische Medikamentenausgaben in Apotheken und Pumpen und Abrechnungssysteme an Tankstellen nicht mehr funktionieren? Wenn womöglich auch der Digitalfunk der Feuerwehr lahm liegt?
Im Kreishaus und in den Rathäusern wird an diesen Fragen anscheinend intensiv gearbeitet, wie die mündlichen „Sachstandsberichte zum Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in der Energiekrise“ von Kreisbrandmeister Martin Müller-Saidowski und Gesundheitsamtschefin Dr. Sabine Kieth am Dienstagabend im Ausschuss für Gesundheit, Rettungswesen und Verbraucherschutz im Kreishaus zeigten.
Es gibt so viel, was für den Laien eben nicht auf der Hand liegt. „Sollte der Strom ausfallen, dann haben wir ein Problem, Fahrzeuge zu betanken“, sagte der Kreisbrandmeister. An die Pumpen mag man da sofort denken, aber was ist mit den automatischen Sperrungen an der Zapfsäule, wenn einmal getankt und nicht bezahlt wird?
Abhilfe sei gefunden, und in Kooperation mit einem großen Betreiber seien bereits zwei Nottankstellen einsatzbereit, sieben weitere, über den Kreis verteilt, seien geplant. Sie erhalten eine Ersatzstromversorgung mit Notstromaggregaten für 72 Stunden und internen statt Online-Speichermöglichkeiten für die Tankvorgänge.
Damit die Not-Tankstellen nicht überdies auf dem Trockenen sitzen, hat die Kreisverwaltung Versorgungskontingente beim Erdölbevorratungsverband angemeldet und mit örtlichen Logistikern Transporvereinbarungen abgeschlossen: Die Feuerwehren haben ja keine eigenen Treibstofftransport-Tankwagen.
Indes müssen die Bevölkerungs- und Katastrophenschützer nicht nur an die eigenen Fahrzeuge denken, sondern auch an die Fahrzeuge anderer, etwa der ambulanten Pflegedienste. Ein wichtiger Punkt, das hat die Flutkatastrophe von Juli 2021 gezeigt, ist auch die Kommunikation der Behörden und Retter untereinander, aber auch mit der Bevölkerung.
Das BOS-Digitalfunknetz, das die Feuerwehren im Alltag gebrauchen, sei leider für den Kreis eine „Blackbox“, sagte Müller-Saidowski. Der Kreis und die Kommunen hätten darum auch „Star Link“-Satellitentelefone angeschafft und auch der gute alte analoge Funk sei vorsichtshalber „in Windeseile erneut ertüchtigt“ worden. Wichtig sei aber auch, die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung zu verbessern: „Je besser die ausgeprägt ist, desto später kommt die Gefahrenabwehr ins Spiel.“
Auf eine Frage des CDU-Politikers Peter Lautz sagte der Kreisbrandmeister weiter, dass der Kreis in Sachen Notstromaggregaten für wichtige Einrichtungen nicht auf Hilfe von außen rechnen könne. Daher habe sich der Kreis entschlossen, selbst einen Notstromanhänger zu besorgen, um zumindest ein Mindestmaß an Notversorgung zu gewährleisten. In Berlin-Köpenick habe es vor Jahren einen Stromausfall in einem Krankenhaus gegeben, bei dem das THW mit mehreren Generatoren gleichzeitig habe helfen können. In einer „flächigen Lage“ sei das aber nicht machbar.
Ausschussvorsitzender Ulrich Heutz (CDU) dankte der Kreisverwaltung und plädierte dafür, die aktuellen Sachstandsberichte auch künftig vorzutragen. Es gebe zwar geteilte Meinungen über die Frage, ob das nicht „alles viel zu hoch gekocht werde“, das Unwetter von Juli 2021 habe aber die möglichen Folgen unzureichender Vorsorge vor Augen geführt. Jeder einzelne Bürger im Kreisgebiet sei gefragt, das Thema ernst zu nehmen und sich zu informieren: „Eine gut vorbereitete Bevölkerung hilft auch den Einsatzkräften.“
Rhein-Berg: Basisbetrieb sichern
Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung sind laut Gesundheitsamtschefin Dr. Sabine Kieth im Krisenfall landesweit 82 Portalpraxen an Kliniken vorgesehen, in denen auch Untersuchungen wie beispielsweise Ultraschall vorgenommen werden können, für die es eine Stromversorgung braucht. Für Rhein-Berg ist dies die Praxis am Marienkrankenhaus in Bergisch Gladbach.
Ein Basisbetrieb niedergelassener Ärzte sei gleichwohl auch bei Stromausfall notwendig; die Kassenärztliche Vereinigung wolle das bis Weihnachten mit den niedergelassenen Ärzten klären. Bei den Apotheken habe jede einzelne Verkaufsstelle ihren eigenen Versorgungsauftrag und sei gehalten, ihr eigenes Konzept zu erstellen, was sie tut, wenn der Strom nicht mehr da ist. Das Kreisgesundheitsamt sei in diesen Zusammenhängen vor allem gefragt, genügend Laborkapazitäten für fällige Trinkwasseranalysen zu sichern.