Badminton-Nationalspieler Jan Colin Völker (25) vom TV Refrath blickt zurück auf die WM und voraus auf die neue Bundesligasaison.
Badminton im Bergischen„Spannender Punkt unserer Karriere“
Herr Völker, Sie waren bei der Badminton-WM in Dänemark im Herrendoppel dabei und haben die 2. Runde erreicht. Wie bewerten Sie das sportliche Abschneiden?
Wir haben im Grunde genau das erreicht, was zu erwarten war. In der 1. Runde gegen die mexikanische Paarung galten wir als Favorit und haben auch souverän gewonnen. In der nächsten Runde waren die Indonesier, immerhin auf Platz 13 der Weltrangliste, eine Nummer zu groß. Wir kamen zwar gut ins Spiel und haben auf einen dritten Satz gehofft. Aber letztlich waren die Gegner in puncto Schnelligkeit und Erfahrung überlegen.
Im Fußball ist eine WM das alles überstrahlende Event. Wie lässt sich die Atmosphäre bei einer Badminton-WM beschreiben?
Das Beispiel lässt sich im Verhältnis gut übertragen. Die Royal Arena in Kopenhagen ist wie eine kleinere Version der Lanxess Arena. Während man aus der Badminton-Bundesliga vielleicht 100 bis 150 Zuschauer gewohnt ist, wurden schon unsere frühen WM-Spiele von bis zu 3 000 Fans verfolgt. In den späteren Runden war die Halle mit 8 000 Zuschauenden ausverkauft. Generell und unabhängig von der reinen Besucherzahl ist die Atmosphäre aber vor allem bei Turnieren in Asien ganz besonders, da Badminton hier einen sehr hohen Stellenwert genießt.
Wie haben Sie sich auf die WM vorbereitet?
Wir sind drei Tage vor unserem ersten Match in Dänemark angereist. Was das Training betrifft, macht man vor einem Turnier nicht mehr viel anders als sonst. Wir haben zweimal pro Tag trainiert und dazwischen regeneriert. Auf das Match haben wir uns auch mit einer Videoanalyse vorbereitet – sowohl mit Blick auf unsere eigenen Stärken und Schwächen als auch die des Gegners. Und man spricht mit dem Spielpartner noch einmal durch, wie man sich die ersten drei, vier Ballwechsel vorstellt.
Welche Bedeutung hat für Sie der Spielpartner? Sie spielen ja schon lange mit Bjarne Geiss von Blau-Weiss Wittorf zusammen.
Die deutschen Doppel- oder Mixedpaarungen werden vom Verband festgelegt. Das passte in unserem Fall auch persönlich sehr gut, denn wir sind ab der 7. Klasse auf dieselbe Schule gegangen und haben seitdem bis auf ein Jahr immer zusammengespielt. Wir kennen uns also lange und harmonieren nicht nur auf dem Feld.
Sie sind 25 Jahre jung und haben ihre vierte WM bestritten. Es werden sicherlich noch einige Turniere folgen. Wie sehen Ihre mittelfristigen sportlichen Ziele aus?
Wir sind an einem sehr spannenden Punkt unserer Karriere, stehen aktuell auf Platz 50 der Weltrangliste und haben noch Potenzial, uns weiter zu verbessern. Bis Ende dieses, Anfang nächsten Jahres möchten wir gerne unter die ersten 40 kommen. Ab dieser Region spielt man automatisch häufiger auf großen Turnieren, wo sich wertvolle Erfahrung sammeln lässt. Mittelfristig ist unser Ziel die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles.
Sie stammen ursprünglich aus Hamburg und gehen nun bereits in ihre siebte Saison beim TV Refrath. Wie kam es seinerzeit zu dem Wechsel ins Rheinland?
Nach meinem Schulabschluss hatte ich mir vorgenommen, perspektivisch in der 1. Bundesliga zu spielen. Mit meinem Heimatverein Horner TV Hamburg war allerdings maximal die 2. Liga möglich. Am Rande einer Meisterschaft sprach mich dann Heinz Kelzenberg an, ob ich mir vorstellen könne, zum TV Refrath zu wechseln. Es hatte keine fünf Minuten gebraucht, ehe er mich überzeugt hatte, dass dies der richtige Schritt für mich ist.
Was zeichnet für Sie denn den TV Refrath aus?
Das ist vor allem das Familiäre. Ich bin häufig für Turniere unterwegs oder verbringe viel Zeit in Saarbrücken, wo der DBV seinen Bundesstützpunkt für die Doppeldisziplinen unterhält. Ich sehe daher meine eigene Familie nicht sehr häufig. Wenn wir vor Bundesligaspieltagen mit der Mannschaft des TV Refrath zusammenkommen, ist das für mich immer ein bisschen wie nach Hause kommen.
Im September startet die neue Bundesligasaison. Wer sind die Favoriten? Und was ist für den TV Refrath möglich?
Es gibt drei, vier Mannschaften, die kräftig investieren. Titelfavorit darunter ist für mich – noch vor den letztjährigen Finalisten 1. BC Bischmisheim und 1. BC Wipperfeld – der SV Fun-Ball Dortelweil, der sein Team nochmals deutlich verstärkt hat. Für uns könnte es vor diesem Hintergrund schwierig werden, wie im Vorjahr ins Final-Four-Turnier zu kommen. Das Erreichen der Play-off-Plätze, also ein Rang unter den besten Sechs, muss aber in jedem Fall unser Ziel sein.