Dennoch ist die Kriminalität im Rheinisch-Bergischen Kreis im dritten Jahr in Folge angestiegen.
PolizeistatistikKriminalität in Rhein-Berg steigt im dritten Jahr in Folge
Jahrelang ging die Kriminalität im Rheinisch-Bergischen Kreis zurück. Im dritten Jahr in Folge stieg sie nun allerdings an. Und das lag nicht nur an der Corona-Pandemie und ihren Folgen, wie Landrat Stephan Santelmann als Chef der Kreispolizeibehörde und der Leiter der Direktion Kriminalität, Marc André Linden, am Dienstagnachmittag in der Jahresbilanz erläuterten.
593 Straftaten mehr als im Jahr zuvor hatte die Kreispolizei 2022 erfasst, insgesamt 13 505 Straftaten. Das bedeutet einen Anstieg von 4,59 Prozent. Da aber der Anstieg NRW-weit mit über 13 Prozent noch deutlich stärker war, „kletterte“ Rhein-Berg im zurückliegenden Jahr im landesweiten Vergleich bei den sichersten Kreisen wieder auf einen besseren Platz: von Rang neun auf den bereits zuvor belegten Platz fünf.
Eine Nachricht, die vor allem Landrat Santelmann herausstrich: „Wir sind einer der sichersten Kreise im Land. Platz fünf ist ein sehr, sehr guter Wert.“ Sicherer ist es laut Polizeistatistik landesweit lediglich im Kreis Olpe (Platz 1), im benachbarten Oberbergischen Kreis (Platz 2), in den Kreisen Lippe (Platz 3) und Gütersloh (Platz 4). Allesamt Landkreise, die nicht wie Rhein-Berg Kreis so nah an Ballungsräumen liegen, betonte Kriminalrat Linden und plädierte dafür, sich auch die hiesigen Anstiegszahlen detailliert zu betrachten.
Angesichts der landesweiten zweistelligen Zunahme der Straftaten („Eine Zunahme, auf die man sehen muss“) bezeichnete er das Plus von 4,5 Prozent in Rhein-Berg als „noch erträgliche Steigerung“. Die Aufklärungsquote sank leicht um 1,82 Prozent, auch wenn mit 7240 Fällen insgesamt 83 mehr aufgeklärt wurden als im Jahr zuvor – gleichwohl von mehr Straftaten.
Unter anderem die Straßenkriminalität hat hier mit einer Zunahme um mehr als zehn Prozent dazu beigetragen, die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg um fünf Prozent. Auch die Zahl der von der Kreispolizei erfassten Sexualstraftaten, darunter an erster Stelle Delikte der Kinderpornografie, waren 2022 stark angestiegen (plus 28,57 Prozent). Allerdings machten Sexualdelikte an der Gesamtzahl der Straftaten lediglich einen kleinen Teil aus (2,6 Prozent).
Als „explosiv und brandgefährlich“ bezeichnete Landrat Santelmann die Tätergruppen, die bei Geldautomatensprengungen immer größere Risiken eingingen. Landesweit waren voriges Jahr 184 Sprengungen und –versuche dieser Art registriert worden – 30 mehr als im Jahr zuvor. Von diesen traf es zwar lediglich fünf Geldautomaten in Rhein-Berg, dort allerdings sorgten die Attacken teils für hochgefährliche Situationen und einen enormen Sachschaden.
So erbeuteten bislang nicht gefasste Täter am 23. Februar laut Polizei 69.000 Euro bei der Sprengung des Kreissparkassen-Geldautomats im Dürscheider Supermarkt und richteten dabei einen Sachschaden von 80.000 Euro an. Bei der Filiale der Deutschen Bank in Rösrath, in der es Unbekannte am 12. Januar schon einmal vergeblich versucht hatten und dabei „gestört“ worden waren, entstand laut Polizei sogar ein Schaden von 100 000 Euro, als bei einer Detonation am 29. Juni der Geldautomat dann gesprengt wurde – und die Täter 165 000 Euro erbeuteten. Die Bank habe die Filiale mittlerweile geschlossen, so Kripo-Chef Linden.
Ähnlich viel wie in Rösrath hatten Geldautomatensprenger bereits am 10. Januar in Leichlingen erbeutet und dabei ebenfalls einen Sachschaden von 100.000 Euro angerichtet. Beim fünften Fall dieser Art am 11. Oktober in Wermelskirchen entstand sogar ein Sachschaden von 200 000 Euro – ohne dass die Täter allerdings an das Geld herankamen. Sie seien durch Sicherheitspersonal über eine Gegensprechanlage angesprochen und zudem wurde eine Vernebelungstechnik eingesetzt, so Kripo-Chef Linden. In Zukunft werde es noch mehr auf solche Schutzmaßnahmen ankommen, zu denen auch Verkleben oder Einfärben von Geldnoten zähle. Maßnahmen, die das Bundesinnenministerium mit den Kreditinstituten erörtern, so Linden.
Einen Tötungsdelikt habe es im zurückliegenden Jahr im Kreis nicht gegeben, betonte Landrat Santelmann, das in der Statistik erfasste sei ein wieder aufgerolltes Verfahren aus dem Jahr 2008, das nochmal neu aufgerollt und 2022 abgeschlossen worden war und damit auch erst dann in die Statistik einfloss.
Die einzelnen Kommunen in Süden von Rhein-Berg
- Bergisch Gladbach: 6359 Straftaten (+476) wurden 2022 in der Kreisstadt gemeldet. + 8,09 Prozent im Vergleich zu 2021. Zugenommen haben vor allem Vermögensdelikte (+ 117 Taten/+14,09 Prozent) und Diebstähle an/aus Kfz (+ 72 Fälle/+23,45 Prozent). Zurückgegangen sind Wohnungseinbrüche (– 20 Taten/–11,30 Prozent) und Rauschgiftdelikte (– 44 Taten/–19,56 Prozent).
- Kürten: 584 Straftaten (+ 87) wurden 2022 in Kürten der Polizei gemeldet. +17,51 Prozent beträgt das Plus. Zugenommen haben Wohnungseinbrüche (+ 12 Taten/+ 300 Prozent) und Körperverletzungsdelikte (+32 Fälle/+47,06 Prozent). Zurückgegangen sind Diebstähle an beziehungsweise aus Kraftfahrzeugen (– 7 Taten/–29,17 Prozent).
- Odenthal: 479 Straftaten (+ 110 Taten) wurden im 2022 in Odenthal gemeldet. +29,81 Prozent beträgt das Plus. Zugenommen haben Vermögensdelikte (+40 Taten/+54,05 Prozent) und Diebstähle an/aus Kfz (+ 16 Taten/+72,73 Prozent) Zurückgegangen sind in Odenthal Wohnungseinbrüche (– 8 Fälle/–50 Prozent) und Geschäftseinbrüche (–2 Fälle/–66,67 Prozent).
- Overath: 1255 Straftaten (+ 94 Taten) sind im vorigen Jahr in Overath gemeldet worden. + 8,1 Prozent im Vergleich zu 2021. Zugenommen haben Diebstähle an/aus Kfz (+29 Fälle/+58 Prozent), Wohnungseinbrüche (+10 Fälle/+66,67 Prozent) Zurückgegangen sind Fahrraddiebstahlsdelikte (– 9 Fälle/–30 Prozent) und Rauschgiftdelikte (–19 Fälle/31,15 Prozent).
- Rösrath: 1431 Straftaten (– 49 Taten) wurden der Polizei im Jahr 2022 gemeldet. –3,31 Prozent im Vergleich zu 2021. Zugenommen haben Diebstahlsdelikte (+ 14 Taten/+ 3,88 Prozent) und Rauschgiftdelikte (+12 Taten/+16,67 Prozent). Zurückgegangen sind Vermögensdelikte (– 66 Fälle/–19,19 Prozent) und Straßenkriminalität (–31 Fälle/–9,23 Prozent).