Die Ranger klären Besucherinnen und Besucher auch über die „Waldknigge “auf, zum Beispiel Brandgefahr im Sommer.
Durch AufklärungRanger sollen Naturschutz in Bergisch Gladbacher Grube Cox verstärken
Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die dicken Wolkendecken und fallen durch die Baumkronen im Wald an der Grube Cox. Zwei Frauen gehen mit ihren Hunden spazieren. Ein Teil einer Weide ist umgeknickt und blockiert ihren Weg. Zwei Hunde springen über den Baumstamm, ein anderer läuft unten drunter durch und die Leinen verknoten sich. Um diese zu entknoten, leint die Besitzerin ihren Hund kurz ab und macht ihn auf der andern Seite des Hindernisses wieder fest – denn im Naturschutzgebiet herrscht Leinenpflicht.
Auch Frederike Stark und Robin Schulte sind an diesem Morgen unterwegs. Sie sind die neuen Ranger des Naturschutzgebiets und sollen dafür sorgen, dass die Pflanzen und Tiere dort nicht von den Besucherinnen und Besuchern gestört werden. „Das geht am einfachsten, wenn man sich an den Waldknigge hält“, sagt Stark.
Der Knigge des Waldes
Er beinhaltet zum Beispiel, dass Hunde angeleint werden, dass man nur die vorgegebenen Wege nutzt und dass die sogenannte Handstraußregel eingehalten wird. Dass also nur so viele Pflanzen gepflückt werden, die in eine Hand passen. Wenn diese Regeln nicht eingehalten werden, versuchen die Ranger, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und darüber aufzuklären, wieso es wichtig ist, sich an diese Regeln zu halten. Wenn das nichts nützt, können sie auch sanktionieren. „Die meisten Menschen haben aber keine böse Absicht, sie wissen nur nicht, dass sie sich gerade falsch verhalten“, sagt sie.
Aber es sei auch oft eine Abwägungssache, fügt Fachgebietsleiter Hermann Fröhlingsdorf an: „In der Situation mit den Hunden eben, konnte die Frau natürlich nicht anders reagieren, als ihn kurz abzuleinen.“
Menschen laden in der Grube Cox auch Windeln und Renovierungsmüll ab
Auch eine Gefahrenquelle, die viele Menschen unterschätzen: Im Sommer sei die Brandgefahr hoch. „Die besteht nicht nur durch offene Feuer, sondern besonders durch Zigaretten“, sagt Stark. Viele Leute, die im Wald rauchen, seien sich nicht darüber bewusst, wie schnell ein Waldbrand ausbrechen kann und dass dafür schon ein kleines bisschen Glut einer Zigarette ausreichen kann.
Bei Umweltverschmutzung sei hingegen kein Abwägen nötig: „Viele Leute laden ihren Müll hier ab. Und da sprechen wir nicht, von Partyüberresten. Ich habe schon Renovierungsabfall, Säcke voller Windeln, Büromöbel oder Spritkanister gesehen“, schildert Fröhlingsdorf. Das sei ein großes Problem, von dem man hoffe, dass es sich durch die Anwesenheit der Ranger verkleinert. „Wir erwarten keine Wunder, aber alleine die Anwesenheit der beiden wird ein größeres Bewusstsein für Naturschutz bei den Menschen hervorrufen“, sagt er. Auch wenn die Ranger nicht rund um die Uhr vor Ort sein könnten.
Im Naturschutzgebiet sollten sich alle an die Regeln halten
Eine Herausforderung bei ihrer Arbeit sei es, ein Gleichgewicht in die Anliegen der verschiedenen Interessensgruppen zu bringen, die hier aufeinandertreffen. „Deswegen ist es besonders wichtig, dass sich alle an die Regeln halten“, sagt Stark.
Besonders präsent werden sie und Schulte in den Hauptbesuchszeiten sein. Sie hoffen auch auf die Vorbildfunktion: „Vielleicht sprechen Hundehalter irgendwann andere Leute darauf an, wenn sie ihre Hunde nicht an der Leine haben und so entwickeln sich die einzelnen Interessensgruppen untereinander weiter“, erklärt Stark.
Die Aufklärungsarbeit gefalle ihr bei diesem Job besonders gut. Die gelernte Forstwirtin im urbanen Raum habe dafür auf ihrer vorherigen Stelle nicht so viel Raum gehabt. Auch Schulte sei es besonders wichtig mit seinem Beruf für Umwelt- und Naturschutz zu sensibilisieren. Er ist Diplom-Sozialpädagoge und gelernter Landschaftsgärtner. „Mit dem Job als Ranger kann ich beide Berufsfelder gut verbinden“ erklärt er.
Die beiden Ranger sind angestellt beim Landesbetrieb Wald und Holz. Der RheinischBergische Kreis beteiligt sich anteilmäßig an der Finanzierung der Rangerstellen. Rund um die Große Dhünn-Talsperre werden bereits seit 2022 Ranger eingesetzt.
Die Grube Cox
Mitten in Bergisch Gladbach, im Südwesten des Lerbacher Waldes, befindet sich die ehemaligen Dolomitgrube „Cox“. Sie ist ein Stück Natur, das mittlerweile besonders geschützt wird. Denn der Dolomitabbau hat Spuren hinterlassen: Aus dem ehemaligen Waldstück wurde 1969 eine Grube und die dort lebenden Tiere flüchteten in andere Teile des Lerbacher Waldes.
Nach dem Abbau sollte die Grube Cox wieder vollständig befüllt und rekultiviert werden. Aber schnell siedelten sich dort seltene Tier- und Pflanzenarten an, die sonst nur in Flussauen zu finden sind. Deshalb wurde die Grube Cox 1996 von der Bezirksregierung Köln als Naturschutzgebiet ausgewiesen. (abr)