Hilfe in 13 MinutenWie Rettungsdienste im Kreis schneller vor Ort sein wollen
- Der aktuell gültige Rettungsbedarfsplan stammt noch aus dem Jahre 2011, doch laut Gesetz ist so ein Plan „bei Bedarf, spätestens alle fünf Jahre, zu ändern.“
- So sollen allein im Südkreis gleich zwei neue Notarztwagen in den Dienst gehen.
- Aufgerüstet wird bei der Zahl der Rettungswagen und Standard-Ausrückzeiten.
Rhein-Berg – Klimaveränderung, Terrorgefahr, demografischer Wandel: Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts haben auch den idyllischen Rheinisch-Bergischen Kreis erreicht. Bemerkbar macht sich das auch beim Rettungsdienst: Er soll in den kommenden Jahren massiv aufgerüstet werden. Neue Wachen, neue Rettungswagen und neue Notarzt-Standorte sollen dazu beitragen, dass der Bevölkerung schnell und angemessen geholfen werden kann, wenn es nötig ist.
Der aktuell gültige „Bedarfsplan für den Rettungsdienst“ stammt noch aus dem Jahre 2011. Laut Gesetz ist so ein Plan „bei Bedarf, spätestens alle fünf Jahre, zu ändern“ (Paragraf 12 Abs. V Rettungsgesetz). Mittlerweile ist schon 2019, aber jetzt liegt der neue Plan auch tatsächlich im Entwurf vor und bringt, Stand 28. August 2019, eine Reihe von Neuerungen mit sich.
Änderungen im Nord- und Südkreis
So sollen allein im Südkreis gleich zwei neue Notarztwagen in den Dienst gehen: Einer in Kürten, der andere in Overath-Steinenbrück. Dabei soll der Kürtener Notarzt an sieben Tagen je Woche jeweils zwölf Stunden lang insbesondere die Bürger in Kürten und Odenthal versorgen, wohingegen der in Steinenbrück 16 Stunden täglich im Dienst ist und das gesamte südliche Kreisgebiet anfährt. Im Nordkreis gibt es ebenfalls eine Änderung: Ein schon im Plan 2011 vorgesehener Notarzt-Standort aus Wermelskirchen wird nach Burscheid verlegt, um eine „optimierte Versorgung in die Fläche hinein“ zu ermöglichen.
Aufgerüstet wird auch bei der Zahl der Rettungswagen: Auf der Gladbacher Rettungswache Nord steht künftig ein weiterer RTW zwölf Stunden täglich bereit, die Vorhaltezeit des RTW in Odenthal wird von zwölf 16 Stunden erweitert, in Kürten wird ein zusätzlicher RTW im Zwölf-Stunden-Dienst bereitgestellt und in Overath ein zusätzlicher RTW im Acht-Stunden-Dienst. Der Rettungswagen in Steinenbrück wird statt bisher 16 künftig 24 Stunden vorgehalten.
Zahl der RTW-Einsätze ist gestiegen
In Wermelskirchen wird einer von zwei Rettungswagen nach Kreckersweg verlegt. Darüber hinaus soll bei der Zahl der Krankentransportwagen nachgebessert und die Stelle des „Ärztlichen Leiters Rettungsdienst“ beim Kreis aufgestockt werden. Dass sich die Einsatzzahlen in den vergangenen Jahren grundlegend geändert haben, belegt der Bericht mit Zahlen.
Die Zahl der RTW-Einsätze stieg von 2009 bis 2017 um die Hälfte, und zwar von 18 223 auf 27 513. Die Zahl der Notarzteinsätze stieg in derselben Zeit um etwa ein Viertel, nämlich von 8359 auf 10 212. Im Jahre 2004 hatte sie sogar nur bei 5995 gelegen. Dagegen blieb die Zahl der Krankentransporte zwischen 2009 und 2017 fast unverändert: Sie sank von 12 726 auf 12 675.
Standards sollen besser werden
Mit den neuen Einsatzmitteln sollen die Standards bei den Hilfsfristen gehalten oder sogar verbessert werden. Die Standardzeit, binnen derer ein Rettungswagen nach einem Hilferuf eintrifft, soll in den ländlichen Bereichen weiterhin bei zwölf Minuten liegen, die sich zusammensetzen aus einer Minute Dispositionszeit der Leitstelle, einer Minute Ausrückzeit und zehn Minuten Fahrzeit. In den dicht besiedelten westlichen Stadtteilen von Bergisch Gladbach („Einsatzkernbereiche“) werden acht Minuten als Ziel festgelegt.
Rettungswachen im Kreisgebiet
Bergisch Gladbach-Nord, Paffrather Straße 175: Zwei Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF), drei Rettungswagen (RTW) sowie Zusatzfahrzeuge für Spitzen und als Reserve.
Bergisch Gladbach-Süd, Wipperfürther Straße 67: ein Notarzteinsatzfahrzeug, ein RTW sowie Reserve
Bergisch Gladbach-West, Steinbreche (Refrath): ein RTW
Odenthal, aktuell Höffe, künftig Küchenberger Straße 10: 1 RTW
Wermelskirchen-Stadtmitte: Vorm Eickerberg 2a: ein Notarzteinsatzfahrzeug, ein RTW, ein Krankentransportwagen (KTW), Zusatz-Rettungswagen für Spitzen
Wermelskirchen-Kreckersweg: ein RTW, ein Reserve-RTW
Leichlingen, Freienhalle 4: ein RTW, ein KTW
Leichlingen-Stadtmitte, Standort noch offen: ein RTW
Burscheid (im Bau), Bürgermeister-Schmidt-Straße 15: ein RTW, ein KTW
Kürten, Hachenberger Weg 102: zwei RTW
Overath, Propsteistraße 9, bald Hauptstraße: zwei RTW, ein KTW
Rösrath, Venauen 11: ein RTW, ein KTW
Overath-Steinenbrück (im Bau), Zum Holzplatz: ein RTW, ein Notarzteinsatzfahrzeug
Notarztstandort Nordkreis, Standort noch offen: ein NEF
Notarztstandort Odenthal/Kürten: ein Notarzteinsatzfahrzeug
Kreisverwaltung Bergisch Gladbach, Am Rübezahlwaldwald: ein Notarzteinsatzfahrzeug (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst)
Der Bericht räumt ein, dass in „Odenthal und Kürten die bisherige Vorhaltung nicht ausreicht. Insbesondere nachts ergeben sich recht lange Anfahrtszeiten, da der Odenthal RTW 1 nicht besetzt ist. Gerade im Fall von mehreren Einsätzen in Kürten ist eine lange Anfahrt aus Bergisch Gladbach, Odenthal (nur tagsüber) oder Wipperfürth notwendig.“
„Fremdfahrzeuge“ sollen Einsatzaufkommen bewältigen
In Bergisch Gladbach könne das gestiegene Einsatzaufkommen nur noch dadurch bewältigt werden, dass die Stadt einen zusätzlichen Rettungswagen bereits in Dienst genommen habe. Außerdem hülfen dort täglich „Fremdfahrzeuge“ insbesondere aus Odenthal und Rösrath aus.
Besser ist laut Bericht die Situation im südlichen Kreisgebiet mit den Rettungswachen in Rösrath und Overath sowie der im Bau befindlichen Wache in Steinenbrück. Sie soll im November in Betrieb gehen.
Notärzte aus der Nachbarschaft helfen aus
Was die Zahl der Notarzteinsätze angeht, so greift der Kreis deutlich häufiger auf Hilfe von außerhalb zurück, also dass hiesige Notärzte in der Nachbarschaft aushelfen: „Insgesamt kam es 2017 zu 2465 Einsätzen durch externe Notärzte, wovon 875 Einsätze auf Notarzteinsatzfahrzeuge aus Leverkusen (öffentlich-rechtliche Vereinbarung) entfielen“, heißt es im Bericht. Notarzteinsatzfahrzeuge aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis rückten dagegen nur zu 158 Einsätzen in andere Kreise oder Städte aus.
Im Kreisgebiet werden laut Bericht aktuell „Teile von Burscheid, Leichlingen, Kürten und Odenthal“ nicht zeitgerecht abgedeckt, und es sei auch nicht möglich, immer Hilfe beispielsweise aus Köln zu bekommen. „Für die Eintreffzeit eines Notarztes gibt es in NRW keine Definition. Allerdings ist eine Eintreffzeit jenseits von mehr als 15 Minuten nur schwerlich zu rechtfertigen“, heißt es weiter.
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Zwar könnten Notfallsanitäter lebensrettende Maßnahmen ergreifen, jedoch müsse trotzdem eine „zeitnahe notärztliche Versorgung im Kreis sichergestellt“ sein. Dadurch, dass nach dem Planentwurf künftig bis zu sieben Notärzte gleichzeitig im Dienst sind und insgesamt 868 statt wie bisher 672 Wochenstunden Dienst tun, soll dieses Ziel besser erreicht werden. Die Kosten für den Rettungsdienst werden übrigens nicht über die Kreisumlage von den Kommunen aufgebracht, sondern von den Krankenkassen.