Gestörter GeruchssinnSandra Neuhaus leidet bis heute an Folgen der Corona-Infektion
Rhein-Berg – Nudeln mit Käsesoße durfte Sandra Neuhaus für ihre Familie erstmal nicht mehr kochen. „Ich muss da tonnenweise Salz reingehauen haben, ohne es zu merken“, sagt die 36-Jährige. Auf ihren Geschmackssinn kann sich die zweifache Mutter immer noch nicht richtig verlassen.
Auf den Geruchssinn erst recht nicht. „Ständig rieche ich Feuer, obwohl keines da ist.“ Viele Dinge riechen für sie jetzt unangenehm. „Manchmal steigt mir ohne Anlass der Geruch von Hundekot in die Nase. Frische Wäsche hat für mich das Aroma von Erbrochenem“, sagt Neuhaus.
Durch Zufall entdeckt
Dabei beschreibt die gelernte Altenpflegerin ihre Covid19-Erkrankung als eher mild. Sie wurde durch einen Zufall entdeckt. „Ich wollte in die Reha fahren und musste dafür einen negativen Test vorweisen. Der war dann aber positiv.“ Auch ihre fünfjährige Tochter war mit dem Virus infiziert. Ihr Mann und die andere Tochter wurden negativ getestet. „Mich hat sehr beunruhigt, dass wir nicht wissen, wo wir uns angesteckt haben“, sagt Sandra Neuhaus. „Wir sind zu Hause geblieben und haben draußen FFP2-Masken getragen.“
In den ersten Tagen der Quarantäne hatte die gelernte Altenpflegerin nur leichte Symptome. „Das war etwas Halskratzen und leicht erhöhte Temperatur.“ Dann kam der Geruchsverlust. „Ich hatte vor einiger Zeit eine Nasen-Op. Ich dachte, dass ich so schlecht rieche, könnte daran liegen.“ Dann roch sie plötzlich überhaupt nichts mehr. „Da wusste ich, dass es Covid ist. Es ist ja bekannt, dass es die Geruchs- und Geschmacksnerven angreift.“
Es folgten Magenschmerzen, Durchfall und Sodbrennen. „Das Sodbrennen war besonders schlimm“, sagt Neuhaus. „Ich dachte, ich verbrenne innerlich.“ Gelenkschmerzen und fehlendes Gefühl in den Händen kamen dazu. Und obendrauf die Angst vor dem Verlauf der Erkrankung: „Man weiß ja nie, wie sich das entwickelt. Ich habe Rotz und Wasser geheult.“
Für die Familie hatte die Erkankung ebenfalls Folgen. „Meine jüngste Tochter hatte erst überhaupt keine Symptome.“ Bei ihr kamen die Auswirkungen erst später. „Sie war vorher ein aktives Kind, jetzt ist sie oft schlapp und muss Medikamente nehmen.“ Mental habe sie die Erkrankung aber gut verarbeitet.
Gesundheit als Weihnachtswunsch
Ganz im Gegensatz zur anderen Tochter. Die Sechsjährige sei durch die Erkrankung von Mutter und Schwester sehr ängstlich geworden. Sie weine viel, sagt Neuhaus. Eine Zeit lang habe sie sich kaum getraut, auf andere zu zugehen, immer großen Abstand gehalten. „Zu Weihnachten hat sie sich gewünscht, dass wir alle gesund bleiben.“
Obwohl Neuhaus als genesen gilt, fühlt sie sich immer noch nicht richtig gesund. „Mein Mann und ich waren sonst sehr aktiv, fuhren viel Fahrrad. Jetzt gibt es Tage, wo ich kaum aufstehen kann, weil ich so schlapp bin.“ In den ersten Wochen sei sie beim Sprechen schnell außer Atem gewesen, kam kaum den kleinen Hügel in der Nähe ihres Wohnhauses hoch. „Das geht mittlerweile besser.“
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In der Familie hat die Pandemie auch andere Spuren hinterlassen. Neuhaus Mann hat seinen Job verloren, die Töchter bleiben wegen des Lockdowns zuhause. Und Neuhaus? „Ich bin froh, dass es überstanden ist und hoffe, dass ich bald wieder alles riechen und schmecken kann.“