Bei einem Herz-Kreislaufstillstand zählt jede Minute. In Rhein-Berg geht der Rettungsdienst jetzt mithilfe von Freiwilligen ganz neue Wege.
Neue AppRhein-Berg sucht mehr als 2000 Ersthelfer gegen den Herztod

Mit Herzdruckmassagen sollen künftig in Rhein-Berg auch viele freiwillige Ersthelfer Leben retten. (Symbolfoto)
Copyright: Csaba Peter Rakoczy
Ein Mann, ein Wort: Vor zwei Jahren hat der damals neue Ärztliche Leiter Rettungsdienst beim Kreis, Dr. Florian Breuer, im Gesundheitsausschuss angekündigt, er wolle eine Ersthelfer-App einführen, um die Überlebenschancen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand in Rhein-Berg deutlich zu verbessern. Jetzt ist es so weit: Erneut im Gesundheitsausschuss verkündete Breuer am Mittwochabend, dass das neue System am kommenden Montag um 10.30 Uhr öffentlichkeitswirksam präsentiert und zugleich scharf geschaltet wird.
Im öffentlich tagenden Ausschuss gab Breuer bereits einen ersten Einblick und beantwortete Fragen der Politiker. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute, und da können Rettungsdienst und Straßennetz noch so gut ausgebaut sein: Es wird eng. Dank der neuen Ersthelfer-App können sich nun Freiwillige registrieren. Geht dann ein Notruf bei der Rettungsdienstleitstelle ein und wird als Spezial-Alarm-Fall erkannt, alarmiert die Leitstelle in einem Umkreis von 1500 Metern zum Patienten bis zu drei Ersthelfer via Smartphone.
Helfer-Alarm im Umkreis von 1500 Metern
Das Zauberwort lautet „Niederschwelligkeit“: Nicht nur Ärzte und medizinisches Fachpersonal sollen geworben werden. Breuer im Ausschuss: „Teilnahmevoraussetzung ist, helfen zu wollen, schon einmal eine entsprechende Schulung, etwa einen Erste-Hilfe-Kurs, durchlaufen zu haben, sich zuzutrauen, lebensrettende Sofortmaßnahmen durchführen zu wollen und mindestens 18 Jahre alt zu sein.“
Bei der Planung zur Einführung des Systems „Katretter“ habe sich der Kreis zunächst für einen Alarmierungsradius von 1500 Metern entschieden, sei aber in der Lage, das bei Bedarf zu verändern, sagte Breuer auf eine Frage des SPD-Kreistagsabgeordneten Jochen Zieriacks. Anderswo werde ein Radius von 500 Metern in Großstädten und 1500 Metern in ländlichen Gebieten gewählt; in einigen Gegenden von Brandenburg betrage er sogar 3000 bis 5000 Meter.
Auffrischungsschulungen im Gladbacher Kreishaus
Als Ziel gab der in Rösrath-Forsbach geborene und nach verschiedenen Stationen, zuletzt in Berlin, in die bergische Heimat zurückgekehrte Mediziner aus, ein Prozent der Bevölkerung als registrierte Ersthelfer zu gewinnen. In Rhein-Berg leben rund 240.000 Erwachsene. Angst vor etwaigen Regressforderungen müssten die Helfenden nicht haben: „Mir ist kein einziger solcher Fall bekannt.“
Ausschussvorsitzender Ulrich Heutz (CDU) lobte das neue System. Heutz will natürlich selbst mit von der Partie sein – damit ist schon mal die Gegend um seinen ländlichen Wohnort Kürten-Olpe im Osten des Kreises gut abgedeckt. Der Kreistagsabgeordnete schlug zudem vor, im Kreishaus zu Beginn noch einmal kostenlose Auffrischungsschulungen in Sachen Herzdruckmassage anzubieten. Breuer versprach, die Idee umzusetzen.